Um 16 Prozent wird der deutsche Markt für elektronische Komponenten zurückgehen, so die Einschätzung des ZVEI-Fachverbands Electronic Components and Systems für das laufende Jahr. Mit einem geschätzten Volumen von 13,2 Milliarden Euro setzt sich damit der Abwärtstrend des Vorjahres fort, in dem schon ein Minus von 8,4 Prozent anfiel.
"Die negativen Auswirkungen auf die Nachfrage nach elektronischen Komponenten resultieren aus der inzwischen weltweiten Rezession, ausgelöst durch die globale Finanzkrise", so Martin Stark, Vorsitzender des Fachverbands. Nachdem im Jahr 2007 nur ein moderater Umsatzrückgang von 1,4 Prozent auf 17,1 Milliarden Euro zu verzeichnen war, verschärfte sich aufgrund des schwachen vierten Quartals 2008 dieser Trend. Damit ist der Markt im vergangenen Jahr um gut acht Prozent auf insgesamt 15,7 Milliarden Euro geschrumpft. Der Abschwung wird sich nach der Prognose der Marktexperten im Jahr 2009 mit einem Umsatzeinbruch um 16 Prozent nochmals drastisch verstärken.
Während der Umsatzrückgang in Deutschland im vergangenen Jahr hauptsächlich auf die schwachen Halbleiterumsätze mit einem Minus von 13 Prozent zurückzuführen war, werden im laufenden Jahr alle Bereiche deutlich zurückgehen: Die Spanne bewegt sich zwischen minus 13 Prozent bei Elektromechanischen Bauelementen bis minus 23 Prozent bei Integrierten Schichtschaltungen. Halbleiterbauelemente, die den deutschen Bauelemente-Markt nach wie vor mit einem Anteil von etwa 60 Prozent dominieren, werden um 16 Prozent zurückgehen, so die Prognose der Marktexperten im ZVEI - Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie.
Schwergewicht Kfz-Elektronik belastet den Markt: Im Segment der Halbleiter ist der Umsatz im vergangenen Jahr um etwas mehr als 13 Prozent auf 9,3 Milliarden Euro gesunken. Für das laufende Jahr wird mit einem Umsatzrückgang von 16 Prozent auf einen Umsatz von 7,8 Milliarden Euro gerechnet. Diese Entwicklung ist auf die Umsatzrückgänge der Treibersegmente Kfz- und Industrieelektronik mit minus 18,3 bzw. minus 11,8 Prozent sowie den starken Umsatzrückgang von knapp 16 Prozent bei der Datentechnik - die einen Anteil von etwa 30 Prozent am deutschen Halbleitermarkt einnimmt - zurückzuführen. Die Telekommunikation wies bereits im vergangenen Jahr einen Umsatzrückgang von 44 Prozent auf. Sie wird dieses Jahr mit einem Umsatzminus von 16 Prozent abschließen, so die Prognose.
Für den deutschen Markt der Passiven Bauelemente erwarten die Experten des ZVEI im Jahr 2009 einen Umsatzrückgang von 20 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Bereits im vergangenen Jahr musste ein Umsatzrückgang von 3,5 Prozent (1,52 Milliarden Euro) hingenommen werden. Aufgrund der anhaltenden Absatzschwäche in der Automobilbranche wird im Jahr 2009 ein Umsatzrückgang von 22 Prozent auf ein Volumen von 446 Mio. Euro in diesem mit 37 Prozent Marktanteil wichtigsten Abnehmersegment der Passiven Bauelemente erwartet. Neue Applikationen, etwa zur Verbrauchs- und CO2-Reduzierung, werden nicht ausreichen, den Markteinbruch auszugleichen.
Als zweitgrößtes Marktsegment mit einem Anteil von 33 Prozent schloss der Bereich der Industrie-Elektronik das vergangene Jahr mit einem Umsatz von 491 Mio. Euro ab. Das entspricht einem moderaten Rückgang von knapp einem Prozent. Dies ist auf die solide Nachfrage der Maschinenbauindustrie bis zum Ende des Jahres 2008 zurückzuführen. Seit Anfang 2009 hat sich die Lage in diesem Marktsegment aber ebenfalls deutlich verschlechtert. In Folge wird für 2009 von einem Umsatzrückgang von über 18 Prozent, auf gut von 400 Mio. Euro, ausgegangen. Allerdings wird der Abwärtstrend im kommenden Jahr mit einem Wachstum von gut vier Prozent gestoppt, so die Erwartung der ZVEI-Experten.
Während die Gruppe der Elektromechanischen Bauelemente, zu denen Schalter, Steckverbinder und Geräteschutzsicherungen zählen, im vergangenen Jahr noch ein Umsatzplus von gut drei Prozent auf 2,9 Milliarden Euro verbuchen konnte, wird für das laufende Jahr ein Rückgang von 13 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro erwartet. So werden alle Bereiche ohne Ausnahme Umsatzrückgänge zwischen 6,4 Prozent im Bereich Konsumelektronik bis hin zu einem Rückgang von 18 Prozent im Marktsegment Kfz-Elektronik hinnehmen müssen. Dabei hinterlässt der starke Einbruch in der Automobilbranche deutliche Spuren; der Anteil der Kfz-Elektronik am deutschen Markt für Elektromechanische Bauelemente liegt bei gut 40 Prozent. Positive Impulse versprechen neue Applikationen in der Photovoltaik. Diesem Segment wird, nicht zuletzt aufgrund gesetzlich garantierter Förderungen, ein starkes Wachstum vorhergesagt und damit eine steigende Nachfrage nach Bauelementen.
Der Verband der Leiterplattenindustrie beim ZVEI meldete für das vergangene Jahr auf dem inländischen Leiterplattenmarkt ein Minus von 6,6 Prozent auf einen Umsatz von 1,35 Milliarden Euro. Die Wirtschaftsrezession und die damit einhergehende Absatzschwäche in der Automobilbranche sind auch hier wesentliche Ursachen. So wird für das laufende Jahr ein Umsatzrückgang von ca. 15 Prozent auf ein Marktvolumen von 1,15 Milliarden Euro erwartet. Je ein Drittel des Umsatzes wird in den Bereichen Kfz- und Industrie-Elektronik erzielt, gefolgt vom Bereich Telekommunikation mit 18 Prozent. Alle drei Bereiche erwarten im laufenden Jahr zweistellige Umsatzrückgänge von entsprechend ca. 17 Prozent in der Kfz-Elektronik, 11,5 Prozent in der Industrie-Elektronik und 18 Prozent in der Telekommunikation. Für das kommende Jahr wird - analog zu den anderen Bereichen - ein Wachstumsplus von gut vier Prozent erwartet.
Die Märkte der Integrierten Schichtschaltungen schlossen das vergangene Jahr mit einem Umsatzplus von knapp vier Prozent auf 596 Mio. Euro. Für das laufende Jahr wird ein Umsatzrückgang in der Kfz-Elektronik um 25 Prozent auf 386 Mio. Euro in 2009 erwartet. 84 Prozent der Integrierten Schichtschaltungen werden im Kfz eingesetzt. Für das kommende Jahr wird mit einem Plus von gut fünf Prozent bei den Integrierten Schichtschaltungen insgesamt gerechnet. Schichtschaltungen werden als Träger für elektronische Bauelemente eingesetzt.
Aufgrund der starken Umsatzrückgänge in den einzelnen Bereichen der elektronischen Bauelemente, werden auch die Elektronischen Baugruppen - die nächst höhere Wertschöpfungsstufe der elektronischen Komponenten - einen Umsatzrückgang von ca. 16 Prozent hinnehmen müssen. Dies entspricht einem Umsatz von knapp 22 Milliarden Euro, so die ZVEI-Marktexperten. Für 2010 wird ebenfalls mit einer moderaten Erholung, gekoppelt an die Erholung der Weltwirtschaft, gerechnet.
Umsatzeinbruch auch in der Region EMEA: Das Jahr 2008 schlossen die Märkte Europa, Mittlerer Osten und Afrika (EMEA) für elektronische Komponenten mit einem Minus von 8,7 Prozent auf 47,3 Milliarden Euro (69,5 Milliarden US-Dollar; minus 1,9 Prozent gegenüber 2007). Die Wachstumsdifferenz zwischen Euro- und Dollarergebnissen ist auf die starke Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar im Jahr 2008 zurückzuführen. Für 2009 prognostizieren die ZVEI-Experten aufgrund der weltweiten Rezession einen weiteren Umsatzrückgang von 15 Prozent auf ein Marktvolumen von ca. 40 Milliarden Euro (54 Milliarden US-Dollar; minus 22 Prozent gegenüber 2008). Für das Jahr 2009 wird mit einem im Jahresdurchschnitt gegenüber 2008 geringeren Eurokurs gerechnet und damit mit einem im Vergleich zum Vorjahr gegenläufigen Wechselkurseffekt. Erst im kommenden Jahr rechnen die Marktexperten mit einem leichten Umsatzplus der EMEA-Märkte von gut vier Prozent, was einem Umsatz von 42 Milliarden Euro entspricht (57 Milliarden US-Dollar).
Weltmarkt 2009 auf Talfahrt: Während der Weltmarkt für elektronische Komponenten 2007 noch ein Plus von etwas mehr als fünf Prozent auf 404 Milliarden US-Dollar aufwies, betrug der Umsatzrückgang bereits im vergangenen Jahr moderate 1,5 Prozent. In Euro gerechnet entspricht das einem Minus von 8,3 Prozent auf 271 Milliarden Euro (2008). Im laufenden Jahr wird der Weltmarkt um gut 16 Prozent auf 333 Milliarden US-Dollar zurückgehen (in Euro gerechnet: minus neun Prozent auf 246 Milliarden Euro). Erst 2010 wird die Trendwende erwartet von plus 5,5 Prozent auf 351 Milliarden US-Dollar.
Diese leicht positive Entwicklung ist im Wesentlichen auf den erwarteten Umsatzanstieg um sechs Prozent bei den Halbleiter-Bauelementen zurückzuführen, deren Anteil gut 60 Prozent der gesamten elektronischen Komponenten weltweit beträgt. Der Prognose zugrunde gelegt wird eine moderate Erholung der Weltwirtschaft. Auch für die Weltmärkte der Passiven Bauelemente sowie der Leiterplatten wird im kommenden Jahr ein Wachstum von mindestens fünf Prozent erwartet.
Umsatzminus in allen Segmenten: Unter den verschiedenen Produktbereichen dominiert - wie auch in den vergangenen Jahren - die Kfz-Elektronik mit einem Anteil von knapp 39 Prozent. Der inländische Umsatz beträgt im laufenden Jahr knapp 5,1 Milliarden Euro. Es folgt die Industrie-Elektronik mit einem Umsatzvolumen von 3,3 Milliarden Euro und die Datentechnik mit 2,6 Milliarden Euro Umsatz. Die Industrie-Elektronik kann derzeit noch von der erhöhten Nachfrage aus der Photovoltaik und der Medizintechnik profitieren, während die Nachfrage aus dem Maschinenbau eingebrochen ist. Die Telekommunikation wird das laufende Jahr mit einem Umsatzrückgang von circa 16 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro schließen.
Nach den Prognosen des ZVEI werden im laufenden Jahr alle Bereiche der elektronischen Komponenten ein zweistelliges Umsatzminus aufweisen, das sich über alle Bereiche in ein Plus von knapp fünf Prozent ab dem kommenden Jahr drehen dürfte.
Stefan Schwögler/CZ
Halbleitermarkt bricht weltweit drastisch ein