Im vergangenen Jahr floss erstmals mehr als eine Milliarde Euro in den Ausbau der deutschen Rechenzentren. Dennoch sinkt deren Anteil am Weltmarkt, weil in anderen Ländern noch stärker investiert wird. Der Bitkom sieht auch hohe Strompreise als Wachstumsbremse.
Der deutsche Markt für Rechenzentren befindet sich seit Jahren auf Wachstumskurs und konnte diese positive Entwicklung auch 2017 fortsetzen. Dem Bitkom zufolge überschritten die Investitionen im vergangenen Jahr erstmals die Marke von einer Milliarde Euro – seit 2014 entstanden in der Branche mehr als 15.000 neue Jobs. Insgesamt sind in den hiesigen Datacentern 130.000 Personen in Vollzeit beschäftigt, weitere 85.000 Arbeitsplätze gibt es bei den Zulieferern, Dienstleistern und anderen Partnern der Betreiber, wie aus einer Studie des Borderstep Instituts im Auftrag des Branchenverbandes hervorgeht.
Trotz der positiven Entwicklung spielen deutsche Rechenzentren auf dem Weltmarkt aber nur eine kleine Rolle – und ihre Bedeutung nimmt tendenziell sogar ab. An der Fläche gemessen machten sie im Jahr 2010 nur etwa fünf Prozent der weltweiten Rechenzentrumsfläche aus. Bis 2020 soll ihr Anteil der Studie zufolge auf vier Prozent fallen. Der Grund: Andernorts wird noch stärker in die Datacenter-Infrastruktur investiert, vor allem in den USA und in Asien. Aber auch in Europa hängt Deutschland laut Borderstep hinter den Marktführern aus Skandinavien und den Niederlanden zurück.
Als eine der Ursachen, dass hierzulande nicht stärker in Rechenzentren investiert wird, hat man beim Bitkom die Strompreise ausgemacht. »Die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands hängt ganz maßgeblich von den Energiekosten ab. Die Strompreise sind entscheidend dafür, ob Rechenzentrumsbetreiber in Deutschland weiterhin einen attraktiven und wettbewerbsfähigen Standort finden«, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. Daneben bremsen aber auch langwierige Genehmigungsverfahren den Ausbau oft aus.
Getrieben wird der Ausbau der deutschen Rechenzentren vornehmlich vom wachsenden Bedarf an Cloud-Services sowie durch Industrie 4.0 und Big Data. Diese Themen dürften auch in den kommenden Jahren dafür sorgen, dass die hiesigen Kapazitäten weiter vergrößert werden und sich die Branche – zumindest national – weiter positiv entwickelt.