IBM-Projekt "Big Green" geht in die zweite Phase

Modulare Minirechenzentren sollen Energieverbrauch halbieren

12. Juni 2008, 22:57 Uhr |

IBM nimmt die zweite Phase des vor einem Jahr ins Leben gerufenen Projekts "Big Green" in Angriff. Mit "Big Green" hat sich der auch als "Big Blue" bekannte IT-Konzern verpflichtet, jährlich eine Milliarde Dollar in die Entwicklung energieeffizienterer Technik zu investieren.

Zu den nun neu vorgestellten Lösungen für höhere Energieeffizienz zählen modulare Rechenzentren,
neue RZ-Dienstleistungen und Fortschritte in der Forschung.

Modularität und Virtualisierung soll den Unternehmen dabei helfen, ihre eskalierenden
RZ-Energiekosten in den Griff zu bekommen. Laut IBM-Schätzungen sind 60 Prozent der Kapitalkosten
und 50 Prozent der Betriebskosten eines RZs energiebezogen.

Mehr zum Thema:

LANline-Zone Green IT

Unter dem Namen EMDC (Enterprise Modular Data Center) vermarktet der Hersteller nun
Rechenzentren, die in Standardgrößen zwischen 465 und 1858 Quadratmetern erhältlich sind. Laut IBM
können die modularen RZs drei bis sechs Monate schneller in Betrieb gehen als individuell
erstellte. Jedes EMDC wird dabei laut IBM so konzipiert, dass es einen DCIE-Wert (Data Center
Infrastructure Efficiency) von 66 Prozent – laut Angaben des Unternehmens der weltweit höchste Wert
– erzielen kann. DCIE soll eine Richtgröße für die Effizienz von RZs liefern.

Das Portable Modular Data Center (PMDC) wiederum ist ein voll funktionsfähiges, standardisiertes
RZ im Kompaktdesign, das sich in unterschiedlichsten Umgebungen schnell einsetzen lassen soll. Ziel
ist es hier, Hochverfügbarkeit und Energieeffizienz zu verbinden. Schlüsselfertig umfasst es laut
IBM die komplette physische Infrastruktur für ununterbrochene Stromversorgung, Brandbekämpfung,
Kühlung und Fernüberwachung. Ebenfalls enthalten sei eine sichere Betriebsumgebung für die Server
inklusive Brand-, Rauch- und Wasserschutz sowie Schutz vor Veränderungen der Luftfeuchtigkeit,
Kondensation und Temperatur. Das PMDC biete eine offene Architektur und eigne sich damit auch für
Serversysteme von anderen Herstellern.

Sun Microsystems, einer der Hauptkonkurrenten IBMs im Segment der High-Performance-Datacenter,
liefert unter dem Namen MD (Mobile Datacenter) bereits seit weit über einem Jahr ganze RZs, die in
schwarz gestylte Container gepackt und damit transportabel und flexibel einsetzbar sind. Suns MD
setzt IBM nun mit PMDC eine Alternative entgegen.

Speziell für den Betrieb und insbesondere die Kühlung von dicht gepackten Hochleistungsservern
bietet Big Blue die High Density Zone (HDZ), ein modulares System auf 18,6 Quadratmetern, das sich
in bestehende RZs einpassen lässt. Via HDZ sind laut IBM Kosteneinsparungen von bis zu 35 Prozent
erzielbar.

Neues hat auch die Forschungsabteilung des IT-Giganten zu vermelden: Big Blues Wissenschaftler
haben eine Kühltechnik für Chips entwickelt, bei der Schaltkreise und Komponenten übereinander
gestapelt und von winzigen Wasserläufen gekühlt werden. Dies soll den Energieverbrauch in
Rechenzentren signifikant senken. Letzte Woche haben die Forscher in Kooperation mit dem Berliner
Fraunhofer-Institut einen Prototypen präsentiert, der das Kühlsystem in 3D-Chips integriert, indem
Wasser direkt zwischen die Stapel-Layers geleitet wird.

In Arbeit befinden sich zudem Verfahren, um den Energieverbrauch im RZ zu messen. Diese
Verfahren will IBM in Speichermanagement-Tools integrieren, um ein Verbrauchsmanagement in Echtzeit
zu ermöglichen.

Andere IBM-Forscher setzen auf Component Business Modeling (CBM), um CO2-Emissionen zu
reduzieren. CBM soll es künftig erlauben, hohe CO2-Emissionen in Unternehmen zu identifizieren und
somit das Emissionsmanagement zu verbessern.

Außerdem bietet IBM nun diverse neue Services für "grüne" Rechenzentren, darunter Server
Optimization and Integration Services für die Severvirtualisierung mittels Vmware. Die
Servervirtualisierung zählt zu den wesentlichen Ansätzen, um den Energieverbrauch im RZ zu deckeln.
Laut IBM ermöglicht konsequente Serverkonsolidierung Energieeinsparungen von bis zu 30 Prozent.

LANline/Dr. Wilhelm Greiner


Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Lampertz GmbH & Co. KG

Matchmaker+