Zu den wichtigsten Neuerungen bei Windows Vista zählt der Bereich des Deployments (des Ausbringens der Software). Im Kern besteht die Änderung darin, dass Microsoft Vista in Form vordefinierter Images ausliefert, die in einem neuen Format namens WIM (Windows Image) gespeichert sind. Damit ändern sich aber auch die gesamten Ansätze beispielsweise für die Beschreibung der unbeaufsichtigten Installation.
Die neuen Tools für die Deployment-Aufgaben stellt der Redmonder Softwarekonzern in Form des
Microsoft Solutions Accelerators for Business Desktop Deployment 2007 (BDD) bereit. BDD enthält
auch das WAIK (Windows Automated Installation Kit). Von
www.microsoft.com/technet/desktopdeployment/bdd/2007/ default.mspx kann der Anwender den Download
vornehmen.
Microsoft hat im Laufe der vergangenen Jahre einige Werkzeuge für das einfachere Deployment von
Windows-Systemen entwickelt. Dazu gehören die RIS (Remote Installation Services) des Windows
Servers 2003, Tools für die Erstellung von Antwortdateien und dergleichen mehr. Allerdings fehlte
bisher eine einheitliche Schnittstelle. Der Administrator muss sich auch bei Windows XP mit
verschiedenen getrennten Werkzeugen und manches Mal auch mit etwas exotischeren
Konfigurationsdateien beschäftigen, wenn er den Rollout von Windows-Clients mit "Bordmitteln"
automatisieren möchte. Natürlich gibt es auch andere Wege, insbesondere die Verwendung von
Client-Lifecycle-Management-Lösungen. Mit BDD und dessen Bestandteil WAIK versucht Microsoft nun,
die verschiedenen Ansätze zu integrieren und einfacher nutzbar zu machen. Das gelingt zumindest zum
Teil, auch wenn die IT-Abteilung in mittleren und größeren Netzwerken typischerweise auch weiterhin
mit spezialisierten Lösungen für das gesamte Client-Lifecycle-Management arbeiten wird.
Nachfolgend gehen wir vor allem auf den Bereich WAIK ein und hier insbesondere auf die
Imaging-Tools, mit denen der Administrator Images bearbeitet und Dateien für die unbeaufsichtigte
Installation erstellt. Darüber hinaus werden aber auch Funktionen wie die Prüfung der
Anwendungskompatibilität über das Microsoft Application Compatibility Toolkit 5.0 oder die
Migration von Benutzereinstellungen mit dem Microsoft User State Migration Tool 3.0
unterstützt.
BDD unterstützt zunächst eine grundlegende Inventarisierung von Hard- und Software für den
Planungsprozess; die Integration mit dem Microsoft Systems Management Server (SMS) 2003 ist dabei
eine Option. Anschließend kann der Systemverwalter mit den genannten Tools eine Analyse
durchführen, bevor er das Deployment in Verbindung mit Werkzeugen wie dem WDS (Windows Deployment
Server) und WAIK für die Vorbereitung der individuellen Images vornimmt. Der WDS ist das im Windows
Server "Longhorn" integrierte Nachfolgeprodukt der RIS, das Microsoft auch für den Win-dows Server
2003 bereitstellt. Der WDS ist aber nicht zwingend erforderlich: Man kann das Deployment je nach
gewähltem Verfahren auch von Netzwerkfreigaben starten.
BDD besteht aus einer Workbench als Arbeitsumgebung und mehreren zusätzlichen Werkzeugen. Über
die Workbench lassen sich so genannte Distribution Shares verwalten, also Freigaben im Netzwerk,
auf denen sich die zur Verteilung bereitstehenden Betriebssystem-Images und ergänzende Daten
befinden. Zudem kann die IT-Abteilung ergänzende Datenpakete wie Feature- und Language-Packs,
Updates oder Treiber bereitstellen.
Die Konfiguration der Komponenten in einem Image erfolgt über Assistenten, sodass sich
Betriebssysteme und andere Module einfach bereitstellen lassen. Auf einem Share definiert der
Anwender die verschiedenen Komponenten, insbesondere die Images. Diese fasst er anschließend zu
Builds zusammen. Jedes Build hat eine eindeutige ID. Bedauerlich ist, dass mit den Vista-Tools
keine automatische Versionierung von Builds erfolgt, was das Management noch deutlich vereinfachen
würde.
Einem Build kann der Systemverwalter neben Images auch Antwortdateien zuordnen. Außerdem lassen
sich so genannte Task Sequences konfigurieren, die den Ablauf des Deployment-Prozesse beschreiben.
Dort kann der Administrator alle Aufgaben, die auszuführen sind, ebenso wie die Behandlung von
Fehlersituationen definieren.
Im Bereich Deploy lassen sich schließlich auf Basis von Builds die eigentlichen Deployments
konfigurieren, indem der Admin Varianten für die Verteilung einrichtet. Das Spektrum reicht von der
einfachen Nutzung nur eines Deployment-Servers bis hin zu Offline-Ins-tallationen auf DVD und der
Verwendung des SMS 2003. Auch hier gibt es viele Konfigurationsoptionen, mit denen beispielsweise
steuerbar ist, welche Images generiert und wie mit zusätzlichen Treibern verfahren werden soll.
Während BDD eine Umgebung für das Deployment bereitstellt, ist das WAIK, das sich im Rahmen der
BDD-Ins-tallation des BDD einrichten lässt, das Werkzeug, um beispielsweise Antwortdateien zu
erstellen und Images zu modifizieren – wobei diese beiden Punkte eng miteinander verknüpft sind.
Die Basis bilden die Images im WIM-Format. Das Werkzeug für ihre Bearbeitung ist der Windows System
Image Manager (SIM), den der Anwender auch an verschiedenen Stellen aus der BDD Workbench heraus
laden kann. Windows Vista selbst kommt in Form eines Images ins Haus. Dieses lässt sich in den SIM
laden und dort modifizieren. Durch die Anpassung eines Images entsteht eine Antwortdatei, die das
Verhalten der WIM-Datei steuert.
Für Administratoren, die mit dem bisherigen Konzept der Antwortdateien vertraut sind, bringt
dies zunächst eine Umstellung. Die Möglichkeiten, die das neue Verfahren bietet, sind aber ungleich
größer als die der bisherigen Dateien. Außerdem muss der Admin beispielsweise für spezielle Treiber
nicht noch zusätzliche Dateien anpassen, was die Nutzung auch deutlich vereinfacht, sobald man mit
dem SIM erst einmal etwas vertraut ist.
Den einfachsten Einstieg in die SIM-Nutzung bieten die Win-dows Vista Images. Diese finden sich
im Verzeichnis Sources der Vista-DVD. Neben dem Image boot.wim gibt es dort die Datei install.wim.
Das Image boot.wim ist für den Installationsprozess erforderlich und präsentiert sich als
Mini-Version von Windows, die auch als Windows PE (Pre-Installation Environment) bezeichnet wird.
Die install.wim ist dagegen das eigentliche Windows Vista. Beim Öffnen des Images zeigt die
Software auf Basis so genannter Katalogdateien mehrere installierbare Varianten an.
Um das modifizierte Image gleich bereitstellen zu können, ist ein Verzeichnis für die Verteilung
nötig, das der Anwender als Distribution Share über den BDD erstellt. Im SIM lässt es sich nur
auswählen. Optional kann man es auch manuell erstellen, wobei der Admin verschiedene
Unterverzeichnisse wie $OEM$, Out-of-Box-Treiber und Packages manuell erstellen muss. Der Weg über
BDD ist deutlich einfacher.
Der nächste Schritt ist nun die Anpassung der Eigenschaften. Alle modifizierten Eigenschaften
werden in einer XML-Datei gespeichert, die dann den eigentlichen Installationsprozess steuert.
Innerhalb von Images gibt es einerseits so genannte Components als die Systemkomponenten und
andererseits Packages als ergänzende Module. Für die Anpassung ist zunächst ein Blick auf die
Komponenten wichtig. Die wichtigste Komponente weist eine Bezeichnung auf, die nach der
Plattformangabe den Text Microsoft Windows Setup enthält. Dort finden sich die wichtigsten
Einstellungen für die Einrichtung des Betriebssystems wie beispielsweise für die
Festplattenkonfiguration oder die Anpassung der Auslagerungsdatei. Für viele der Funktionen im
System gibt es zusätzliche Einstellungen in getrennten Komponenten. Dazu gehören beispielsweise die
TCP/IP-Parameter und der Arbeitsstationsdienst, aber auch der Windows Defender als
Schutzmechanismus für das Betriebssystem.
Dagegen ist die Liste der Packages relativ kurz. Hier finden sich neben NetFX nur noch wenige
Basisdienste von Win-dows. Allerdings lassen sich über den Befehl Import Package(s) weitere Pakete
in Form von .cab-Dateien laden. Für das Verständnis wichtig ist, dass Module anderer Hersteller und
teils auch von Microsoft, also beispielsweise Anwendungen, nicht in Form von .cab-Dateien, sondern
in Form von so genannten Daten-Images hinzuzufügen sind. Dabei handelt es sich um spezielle Images,
die das grundlegende Betriebssystem-Image erweitern.
Bei den einzelnen Komponenten und Paketen kann der Anwender nun Parameter setzen. Dabei gibt es
verschiedene Phasen, für die diese anpassbar sind. Da die Eigenschaften jeweils bestimmten Phasen
zugeordnet sind, muss man diese nicht zwingend kennen. Um bestimmte Eigenschaften schneller zu
finden, ist es aber sinnvoll, sich mit diesem Modell näher zu beschäftigen. So ist die Phase "
windowsPE" die Pre-Boot-Phase, in der das System noch nicht vollständig arbeitet.
Hier liegen beispielsweise Parameter für die Festplattenkonfiguration. Einstellungen für die
Durchführung unbeaufsichtigter Installationen finden sich dagegen bei "auditSystem" respektive bei "
auditUser", je nachdem, ob sie im Kontext des Systems oder eines bestimmten Benutzers verarbeitet
werden. Unter "oobeSystem" befinden sich die Einstellungen für den Systemstart.
In den weiteren Phasen lassen sich beispielsweise Patches und Sprachpakete einrichten ("
off-lineServicing"), Netzwerk- und Domäneneinstellungen setzen ("specialize") und SIDs modifizieren
("generalize"). Eine Antwortdatei kann Informationen für alle diese Phasen enthalten.
Da es unzählige Möglichkeiten gibt, das Deployment von Windows anzupassen, muss sich ein
Systemverwalter mit den Eigenschaften intensiver auseinandersetzen. Wenn der Admin aber weiß, wie
er das System modifizieren möchte, wird er die erforderlichen Einstellungen einfach
lokalisieren.
Auf Basis einer Antwortdatei lassen sich auch so genannte Configuration Sets erstellen. Dabei
handelt es sich um Teilmengen eines Images mit nur den erforderlichen Komponenten und Paketen.
Diese sind meist deutlich kleiner als die Distributionsfreigaben und eignen sich damit sehr gut
beispielsweise für das Deployment über Datenträger.
Von Bedeutung sind außerdem noch die Daten-Images. Deren Erstellung dient ein spezielles
Werkzeug, das als Imagex bezeichnet ist. Allerdings werden in ein solches Daten-Image nur Dateien
aufgenommen, aber keine modifizierten Einstellungen in der Registry. Es ist also kein Snapshot, wie
er häufig bei Lösungen für die Softwareverteilung zu finden ist.
Eine Option dazu ist die Erstellung eigener Images. Auch dafür arbeitet der Anwender mit Imagex.
Allerdings sind noch einige vorbereitende Schritte erforderlich, um beispielsweise Dateien aus dem
Image auszuschließen.
Man muss sich mit der Vorgehensweise für diesen Teil der Installation daher etwas gründlicher
auseinandersetzen. Außerdem muss der Admin beispielsweise über eine Möglichkeit verfügen, um ein
System mit einem anderen Betriebssystem starten zu können, weil er ein Image von der
Betriebssystempartition nicht im laufenden Betrieb erstellen kann. Hier bietet sich beispielsweise
das Tool BartPE an, das als freier Download auf vielen Sites im Internet verfügbar ist.
Ein selbst erstelltes Image muss der Admin zusätzlich katalogisieren. Dies erzeugt beschreibende
Informationen über das Image, um sie mit dem Image zu speichern. Diese Informati-onen werden beim
Öffnen des Images im SIM ausgelesen.
Das automatisierte Deployment von Windows Vista gestaltet sich mit den neuen Funktionen und
Werkzeugen deutlich einfacher. Dank BDD und WAIK liegen alle erforderlichen Tools in Form einer gut
integrierten Lösung vor. Gleichzeitig unterstützt dieses Vorgehen aber auch das Zusammenspiel
beispielsweise mit dem Systems Management Server 2003.
Durch das geänderte Modell muss der Systemverwalter sich aber mit der neuen Vorgehensweise und
den Utilities vertraut machen. Dies geht aber deutlich schneller als bei den bisherigen
Ansätzen.