Nach einem Bericht des Wall Street Journal hat der Netzausrüster Nokia Siemens Networks ein Gebot für mehrere Sparten von Nortel Networks abgegeben. Neben dem Carrier-Geschäft will NSN auch Nortels Bereich übernehmen, der an der Mobilfunktechnik Long Term Evolution arbeitet.
Das Wall Street Journal (WSJ) nennt Insider als Quelle für die Informationen. Demnach legte Nokia Siemens Networks (NSN), derzeit weltweit die Nummer zwei im Bereich Netzausrüster, ein Angebot für die Sparten des insolventen Konkurrenten Nortel vor.
Besonderes Interesse hat NSN an Nortels Carrier-Networks-Group. Sie stellt unter anderem Systeme für Mobilfunknetze auf Basis des Standards CDMA (Code Division Multiple Access) her, der in Nordamerika der De-facto-Standard ist. Der Bereich ist im Gegensatz zu anderen Sparten von Nortel profitabel.
Zudem will sich NSN die Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Nortel sichern, die an LTE-Systemen arbeitet. Long Term Evolution soll etwa ab 2011 die Nachfolge des UMTS-/3G-Mobilfunkstandards antreten. LTE bietet beim Herunterladen von Dateien Übertragungsraten von bis zu 277 MBit/s. Beim Upload sind es nach Angaben des Chip-Herstellers Qualcomm an die 75 MBit/s.
Auch Genband, ein Hersteller von Gateway-Systemen für Mobilfunk- und Festnetze, will sich ein Häppchen von Nortel sichern. Die Firma aus Texas bereitet laut WSJ ein Angebot für Nortels Bereich vor, der Media-Gateways und Switches herstellt.
Solche Systeme dienen dazu, traditionelle Telekommunikationsnetze mit IP-gestützten Infrastrukturen zu verknüpfen und sind somit die Grundlage für Voice- und Video-over-IP.
Bereits in der vergangenen Woche signalisierten Avaya und Siemens Enterprise Communications Interesse an der Enterprise-Sparte von Nortel Networks. Sie stellt Systeme für Voice-over-IP und Unified Communications her.
Nach dem derzeitigen Stand sieht es somit ganz danach aus, als würde Nortel Networks »filetiert«. Offenkundig fanden sich keine Financiers, die dem Unternehmen aus der finanziellen Notlage heraushelfen wollten.