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Analysten: Kurzfristig kaum Änderungen durch Nortels Antrag auf Gläubigerschutz

Nortel-Kunden haben keinen Grund zur Panik

Gestern hat Nortel Networks in den USA und Kanada Gläubigerschutz beantragt. Jedoch: "Kein Grund zur Panik", lautet der Rat vieler Analysten an die Nortel-Kunden, die durch den Antrag des kanadischen Netzwerkers geschockt sind. Denn Nortel wird weiterhin von seinem Hauptzulieferer versorgt, und das Unternehmen hat genügend Bargeld, um diese Krise auszustehen.

Autor:Redaktion connect-professional • 14.1.2009 • ca. 1:35 Min

"Keine Panik und auf keinen Fall anfangen sofort alle Nortel-Geräte auszutauschen", sagt Jack
Gold von J. Gold Associates. So wie er beurteilen viele Analysten die gegenwärtige Situation von
Nortel Networks: "Nortel hat genügend Bargeld, um das laufende Geschäft in diesem und vielleicht
auch noch im nächsten Jahr zu finanzieren", lautet auch die beruhigende Einschätzung des
UBS-Analysten Nikos Theodosopoulos.

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Unterstützung für die Nortel-Entscheidung gibt es auch von der International Nortel Networks
User Association (Innua), in der über 4000 Nortel-Kunden organisiert sind: "Die Mehrheit unserer
Mitglieder ist seit über zehn Jahren Nortel-Kunde, und wir unterstützen deren Entscheidung. Wir
sind sicher, dass daraus ein gestärkter Konzern hervorgehen wird", so Innua-Präsident Steve
Ford.

Nortels
Vergleichsantrag
wurde übrigens nur in Kanada und den USA eingereicht. Das heißt, die
ausländischen Gesellschaften sind davon nicht betroffen. Insofern ist die Situation bei den
deutschen Nortel-Kunden und -Lieferanten besser als bei ihren Kollegen in Nordamerika.

Nortels Schritt sei nach Ansicht der Innua nicht überraschend gekommen: "Wir wissen seit
Monaten, dass Nortel verschiedene Optionen für eine Lösung der hohen Schulden ausgelotet hat", sagt
Innuas Executive Director Victor Bohnert. Er weist auch daraufhin, dass Nortel bereits eine
Vereinbarung mit seinem Zulieferer Flextronics getroffen habe, wonach es vorläufig zu keiner
Unterbrechung der Lieferungen kommen wird. "Unsere Kunden werden vorläufig keine Beeinträchtigung
erleben", versichert Bohnert.

Ganz so positiv sehen dies die Analysten allerdings nicht. "Nortel," so Zeus Kerravala von der
Yankee-Group, "muss jetzt mit der Situation fertig werden, dass die Kunden fragen werden: Soll ich
weiterhin Geräte von einem Unternehmen kaufen, dessen Zukunft unklar ist?" Auch Gold empfiehlt den
Technikeinkäufern, bei der Neuanschaffung nicht unbedingt auf Nortel zu setzen.

Gerade dieser Langfristaspekt wird sich nachteilig auf Nortel auswirken: "Da wird jetzt eine
ganze Menge Neugeschäft zu Cisco abwandern", meint Ping Zhao, Analyst bei Credit-Sights. Auch
Forrester-Analystin Lisa Pierce erwartet eine Neuverteilung der Marktanteile: "Vor allem Chinas
Huawei Technologies wird von Nortels Chapter-11-Antrag profitieren."

Inzwischen hat die kanadische Regierung Hilfe signalisiert: 24 Millionen Dollar sollen als
Soforthilfe bereitgestellt werden, und man sei offen für Gespräche über langfristige Kredite, heißt
es aus Ottawa.

Harald Weiss/wg