Die Aufgabe, den Inhalt von Windows-Ordnern zu Papier zu bringen oder in eine Dokumentation zu übernehmen, ist lästig - kommt aber im Rahmen von Compliance-Maßnahmen, bei der Softwareentwicklung oder bei allfälligen Migrationen und Konvertierungen immer häufiger vor. Mit den richtigen Tools lassen sich viele Hindernisse locker umschiffen.
Früher, als der Autor dieser Zeilen noch unter CP/M, DOS, OS/2, Unix und anderen altehrwürdigen Betriebssystemen mittels Kommandozeile seine PCs zu zähmen versuchte, tippte er für die Dokumentation von Ordnerinhalten einfach Befehle wie "dir > prn" ein oder nutzte "pipes", lauschte dann eine Weile dem Gesäge des Nadeldruckers und dem Geruckel der Diskettenlaufwerke und fluchte anschließend nur mäßig über die Unübersichtlichkeit der Ergebnisse - denn so endlos voll wie heute waren die Verzeichnisse damals noch nicht. Galt es, Verzeichnisse "schön" zu Papier zu bringen, trat an Stelle des "prn" oder "lpt" oder anderer Drucker-Platzhalter ein echter Dateiname. Die so erzeugte Datei - meist reines ASCII - wollte dann eben in irgendeinen Editor importiert und nachbearbeitet werden.
Klar, all dies ließe sich heute prinzipiell auch noch so umsetzen. Aber selbst der "Eigene Dokumente"-Ordner meines am seltensten genutzten, semiprofessionell eingesetzten Autoren-PCs enthält 52.580 Dateien in 1.969 Ordnern und Unterordnern. Nun gut: So etwas muss ein Nutzer selten komplett ausdrucken oder in irgendein Dokument übernehmen, aber allein die Unterordner zu den verschiedenen Recherchethemen sind groß genug, jede Auflistung unübersichtlich zu machen.
Mit Dokumentationsaufgaben der beschriebenen Art haben IT-Fachleute zum Beispiel dann zu tun, wenn sie im Rahmen von Compliance-Vorgaben Verzeichnisstrukturen oder -inhalte beschreiben müssen, wenn sie Funktionen und die Speicheranforderungen von Softwareprodukten zu dokumentieren haben und wenn sie im Rahmen von Speicherplatz-Reorganisationen oder größeren Konvertierungsaktionen manuell Dateilisten abgleichen wollen. Zwar gibt es Tools, die gezielt Ordner vergleichen und Unterschiede sichtbar machen, aber hin und wieder kommt auch der Profi um die Arbeit mit echten Listen nicht herum. Dieser Test befasst sich mit Werkzeugen, die genau solchen Aufgabenstellungen ein wenig von ihrem Schrecken nehmen.
Directory List and Print
"Directory List and Print" von Infonautics [1] ist ein mächtiges, funktionsreiches Tool für die Ordnerdokumentation. Es erstellt Listen, die sich direkt ausdrucken oder in verschiedene Formate konvertieren lassen - in der Freeware-Version sind dies Word und Excel, in der kostenpflichtigen Version (Einzelplatzlizenz 18 Euro) auch HTML, XML, TXT und CSV. Auch die Übernahme von Ergebnissen via Zwischen-ablage ist möglich.
Welche Informationen die Ergebnisliste enthalten soll, kann der Anwender in weiten Grenzen frei bestimmen - von Name und Pfad im einfachsten Fall bis hin zu allen bekannten technischen Datums- und Größenangaben sowie Attributen. Auch das Ausgabeformat der Pfadtitel, die Datumsformate und andere Aspekte der Darstellung lassen sich individuell festlegen.
Hinzu kommen in der kostenpflichtigen Version umfangreiche Filteroptionen nach Name, Größe, Datum und Attributen, um nur bestimmte Dateien in die Auflistung zu übernehmen. Praktisch ist, dass eine Reihe von Weiterverarbeitungsfunktionen (Dateien löschen, kopieren, verschieben) mit eingebaut ist, sodass man einfache Migrationsaufgaben nicht nur dokumentieren, sondern auch direkt mit dem Programm erledigen kann.
In Test funktionierte das Programm einwandfrei, unter Windows 7 ebenso wie unter Windows 10. Mit etwas Übung und nach ein paar Experimenten gelang es problemlos, gut lesbare Listen zu erzeugen und in die Zielprogramme zu übernehmen. Die Option, Excel anzusteuern, ist aus zwei Gründen besonders hervorzuheben: Erstens lieben es viele Unternehmen, Excel für entsprechende Dokumentationen zu nutzen, und zweitens ist das Excel-Format eine gute Ausgangsbasis für den Import von Informationen durch spezielle Compliance-Dokumentations-Tools. Die vielfältigen Einstellungsoptionen wiederum machen es leicht, die von solchen Werkzeugen oder durch Dokumentationshandbücher vorgegebenen Formate für Einzelinformationen zu erzeugen, etwa bei Kalender- und Zeitangaben.
Für viele Einsatzgebiete würde die Freeware-Version ausreichen. Der Hersteller hat allerdings durch ein Verzögerungsfenster beim Programmstart dafür gesorgt, dass der Anwender der freien Variante bei jedem Aufruf jeweils fünf Sekunden warten muss. Da allerdings der Preis für die Vollversion angesichts der Progammleistung mehr als angemessen erscheint, kann man dies nicht wirklich kritisieren.
Dateilistenschreiber
Während "Directory List and Print" als Beispiel für die Luxusklasse der Ordnerdokumentations-Tools fungieren kann, gehört "Dateilistenschreiber" [2] eher in die Kategorie der Basiswerkzeuge. Dafür ist es kleiner, als echte Freeware erhältlich und obendrein portabel, lässt sich also auch ohne Installation als EXE-Datei per Doppelklick verwenden. Wer mag, kann es auf eine große USB-Platte oder in ein Netzwerkverzeichnis kopieren. Dort steht das Tool dann jedem zur Verfügung, der unter Windows auf den Speicher zugreift und sich einen schnellen Überblick über die dort ablegten Dateien verschaffen will. Zum Auspacken benötigt man ein beliebiges Unzip-Tool, danach steht das Werkzeug sofort zur Verfügung.
Das Programm bietet ebenfalls eine große Anzahl an Möglichkeiten, Dateien für die Auflistung zu filtern, zu gruppieren, Informationen einzubinden oder wegzulassen - aber im Test erschloss sich dem Autor einfach nicht, wie sich damit eine einfache Überblicksliste der Unterordner und Dateien in einem Ordner erzeugen lässt. Immer wieder entstand ein Format, bei dem am Anfang einfach die Ordnernamen und danach die Dateien im Verzeichnis aufgelistet waren. Auch die Optionen, das Ergebnis als Bild (Bitmap für Dokumentationsdateien) oder als Web-Datei auszugeben, ließen sich in unserem Praxistest nicht aktivieren.
Eine direkt wirkende Druckfunktion steht nicht zur Verfügung, aber der Transfer via Zwischenablage funktionierte gut. Außerdem merkt sich "Dateilistenschreiber" auf Wunsch, wie man seine Ausgabe gestaltet haben will, und legt dazu ein Profil ab. Alles nicht schlecht, aber der Tester gab auf: Für ihn ist das Tool definitiv nicht anwenderfreundlich genug.
Sollte ich für das Programm einfach zu dumm gewesen sein, nehme ich diesbezügliche Hinweise gern entgegen.
"Dirlister", ebenfalls klein, per Unzip aktivierbar, Freeware und portabel, gibt sich noch einfacher als "Dateilistenschreiber".
Dirlister
Dem Autor des Tools zufolge [3] handelt es sich dabei nur um ein ursprünglich für den Eigenbedarf gestricktes Werkzeug zum schnellen Auflisten von Ordnerinhalten. Anders als beim zuvor getesteten Werkzeug ließ sich damit binnen Sekunden das gewünschte Ergebnis einer lesbaren Ordnerinhalt-Auflistung produzieren - zumindest beim Export als TXT-Datei. Die Ausgabe desselben Ordnerinhalts als Excel-File förderte auf dem Test-PC leider nur eine leere Tabelle zutage, aber der HTML-Export funktionierte gut. Insgesamt ließ sich mit diesem Tool schnell ein Überblick über den Inhalt eines Ordners gewinnen, aber die Leistung überschreitet kaum das Repertoire eines der eingangs erwähnten Kommandozeilen-Befehle. Direktes Drucken gehört auch hier nicht zum Funktionsumfang. Für aufwändige Dokumentationen etwa im Rahmen von Compliance-Aufgaben eignet sich "Dirlister" ebenso wenig wie "Dateilistenschreiber".
Karen?s Directory Printer
Seltsam - "Karen?s Directory Printer" gibt es bei vielen renommierten Download-Quellen, aber eine Website des Herstellers ist nicht auffindbar. Dabei hat "Karen", wenn es sie gibt, ganze Arbeit geleistet: Das Tool druckt ohne viel Aufwand den Inhalt eines Ordners und seiner Unterordner aus oder speichert das Ergebnis als TXT-Datei. Große Ansprüche an die Gestaltung darf man dabei allerdings nicht stellen: Das Werkzeug ist definitiv nur dazu gedacht, sich schnell und unkompliziert einen Überblick über Ordner- und Dateilisten zu schaffen. Die echte Free-ware steht im Web als installierbare Software und portabel zur Verfügung.
Rep Listing 3.0
"Rep Listing 3.0? ist das Produkt eines französischen Autors (verfügbar etwa unter [4]). Es installiert sich mithilfe eines französischen Installationsprogramms und ist deshalb von Anfang an wahrscheinlich etwas weniger leicht zugänglich als die bisher besprochenen Tools. Das Sprachhindernis setzt sich fort, wenn die Software läuft, denn sie spricht auch im Betrieb nur französisch. Wer damit klarkommt, erhält allerdings problemlos und schnell Übersichten beliebiger Ordnerinhalte, die sich via Zwischenablage in Textverarbeitungen transferieren lassen. Auch Ordner-Vergleichsfunktionen sind enthalten.
Eine Besonderheit stellt die grafische Darstellung der Dateigrößen in den Unterordnern dar - so lässt sich schnell erfassen, ob sich einzelne Ordner als "Speicherplatzfresser" im System breit machen. Auffällig ist, dass die Software viele Fehlermeldungen produziert, nach denen die Ausgabedatei die Ränder des Ausgabeformats überschreite - ohne dass ganz deutlich wird, welche Folgen dieser Fehler hat. Für manche Anwender interessant sein dürfte die Eigenschaft, dass sich Rep Listing programmieren lässt, automatisiert zu bestimmten Zeiten Ordnerlisten zu erzeugen.
Arclab Dir2HTML
"Arclab Dir2HTML" [5] ist per Definition dazu gedacht, Verzeichnisinhalte ins HTML-Format zu konvertieren. Die Ergebnisse, in sinnvollem Maße vorkonfigurierbar, sind erstaunlich "hübsch", wenn man sie mit den Resultaten der bereits besprochenen Programme vergleicht. Das Programm erzeugt somit direkt weiterverwendbare, gut lesbare HTML-Seiten, etwa für Informationsseiten im Intranet. Zwei Punkte allerdings gefielen im Test nicht: Erstens war genau diese Software die einzige, die direkt nach der Installation "nach Hause telefonierte", sie ging bereits vor dem ersten produktiven Einsatz ins Internet. Das in LANline bereits getestete Security-Tool "Glasswire" förderte diese Aktivität zutage. Dahinter mag nicht mehr stecken als die Nachricht an den Programmierer, dass das Werkzeug einmal mehr bei einem Anwender installiert worden ist - aber muss das sein? Zweitens ist die Freeware-Version eine reine Testversion, denn in ihren Auflistungen ersetzt sie jeden vierten Dateinamen durch den Platzhalter "TEST-VERSION". Die Freeware-Variante erlaubt somit keinerlei produktiven Einsatz, für eine funktionsfähige Version werden 29 Euro fällig. Wer eine HTML-Darstellung von Verzeichnisinhalten benötigt, sollte sich das Tool gegebenenfalls dennoch ansehen, denn vielleicht erfüllt es genau seine Anforderungen besser als alle anderen Produkte im Test.
Dir2HTML
Wer Listings von Verzeichnisinhalten im HTML-Format darstellen muss, kann auch zu Dir2HTML 1.1.0 greifen [6]. Das Tool ist eine echte Freeware ohne Funktionseinschränkungen. Startet man das Werkzeug, öffnet sich genau ein Fenster mit Optionen für die wichtigsten Einstellungen zum Informationsgehalt des Output-Files - das war?s auch schon. Unterverzeichnisse sind dann allerdings nicht inbegriffen, und die Darstellung erfordert grundsätzlich Nachbearbeitung, sofern man sich nicht mit einem simplen HTML-Tabellenformat inklusive Rahmen zufriedengeben mag.
Fazit
Geht es um die Dokumentation von Verzeichnisinhalten, ist "Directory List and Print" der klare Testsieger, auch wenn dabei knapp 20 Euro für die Vollversion fällig sind. Nur wer tatsächlich nicht mehr will, als schnell einen Ordnerinhalt zu Papier zu bringen, und keine weiteren Anforderungen stellt, sollte zu "Karen?s Directory Printer" greifen. "Dir-it" für die Übernahme von Datei- und Pfadnamen in Texte (siehe Kasten) verdient ebenfalls eine Empfehlung, denn dieses Tool löst eine häufige Anforderung an IT-Spezialisten jeglicher Art mit leichter Hand und ohne großen Verfahrensaufwand.