Remote Desktop für große Netze
Mit diesem Artikel startet die LANline die neue Testserie "Remote-Control-Software". Erster Testkandidat ist die neue Version Remote Desktop 2009 von Visionapp.
Die Lösung eignet sich jetzt auch für heterogene Umgebungen, und der Hersteller hat die Funktionen der zugekauften Open-Source-Software Mremote integriert. Generell eignet sich Remote Desktop für umfangreiche Server-Umgebungen.
Systemverwalter, die gleichzeitig mehrere Verbindungen zu verschiedenen Servern offen halten müssen, erhalten mit dem neuem Remote Desktop 2009 (RD 2009) eine hervorragende Möglichkeit, diese Verbindungen effizient zu verwalten und auch zu nutzen. Eine der maßgeblichsten Neuerungen ist die Erweiterung der unterstützten Protokolle. Die Lösung unterstützt nicht mehr nur Microsofts Remote Desktop Protokoll (RDP), sondern auch Citrix ICA, VNC, SSH, Telnet und HTTP(S). Für Telnet-Verbindungen sowie für den SSH-Verbindungsaufbau ist in RD 2009 ein kleines "Putty" integriert. Somit kann der Administrator nun auch Citrix-, Linux oder Macintosh-Rechner mit einer gemeinsamen Oberfläche verwalten. Visionapp hat dazu die Funktionen des jüngst übernommenen Tools Mremote in RD 2009 integriert.
Grundsätzlich lässt sich die Lösung wie die Vorgängerversionen einfach bedienen. So kann der Administrator per Doppelklick Verbindungen aufbauen oder beenden. Auch eine Suchfunktion ist integriert. Häufig verwendete Verbindungen lassen sich mit Verbindungsdaten als Shortcuts abspeichern. Nutzt der Systemverwalter für den Verbindungsaufbau das RDP-Protokoll, kann er dafür auch die Secure-Server-Authentication nutzen. Darüber hinaus unterstützt die Lösung Network Level Authentication (NLA). Über das Tranport-Layer-Security-Protokoll authentifiziert sich der Client mit einem Terminal-Server dann über SSL. Dabei installiert sich auf dem Terminal-Server ein Zertifikat, dem der RDP-Client vertraut.
Eine weitere neue Funktion ist die Unterstützung des neuen Terminaldienste-Gateways von Windows Server 2008. Dieses erlaubt einen externen Zugriff auf Remote-Desktops, ohne dass dafür der RDP-Port auf der Firewall geöffnet werden muss.
Vor allem für große Unternehmen interessant ist, dass RD 2009 die Verbindungsdaten in einer Datenbank abspeichert. Für diese lassen sich Zugriffsrechte vergeben, sodass mehrere Systemverwalter die gleiche Datenbank nutzen können. Das spart Zeit bei der Einrichtung von Verbindungen und erhöht die Effizienz. RD 2009 speichert die Zugriffe und Änderungen in der Datenbank in einem Protokoll ab, sodass sich Modifikationen leicht nachvollziehen lassen. Die zuletzt geöffneten Verbindungen speichert das Programm ab. Über die interne Berechtigungsstruktur legen Systemverwalter fest, welche Anmeldedaten für andere Benutzer des Programms sichtbar sein sollen und welche Tätigkeiten auf den einzelnen Systemen freigeschaltet sind.
Wie bei den Vorgängerversionen lassen sich Verbindungen in Ordner abspeichern und sortieren, und auch eine Verschachtelung dieser Ordner ist möglich. In der neuen Version sind die Anzeige und die Sortierreihenfolge der Ordner und Einzelverbindungen deutlich verbessert. Jetzt kann der Administrator mehrere Objekte gleichzeitig anwählen und bearbeiten. Die Anwender können nun auch alle Verbindungen eines Ordners gleichzeitig öffnen. Die eingestellten Ansichten und verwendeten Protokolle für einen Desktop lassen sich jederzeit wieder ändern. Auch wenn ein Administrator die Anzeige des Fensters verändert, zeigt Remote Desktop die entfernten Desktops ohne Bildlaufleisten an, sondern skaliert die Ansicht automatisch.
Alle Einstellungen speichert der Administrator in einer passwortgeschützten Datei ab, sodass bei einer erneuten Einrichtung des Programms oder der Installation auf einem anderen Computer nur diese Datei eingelesen werden muss. Die Exportfunktion ermöglicht auch das Ex- und Importieren einzelner Verbindungsobjekte sowie das Einlesen von Mremote-Einstellungen. Authentifizierungsinformationen kann der Administrator zentral für einzelne Ordner oder für alle Verbindungen vorgeben. Ändert sich ein Kennwort für einen bestimmten Administrator, müssen Benutzer nicht alle Server-Verbindungen anpassen, sondern es reicht das Ändern der zentralen Authentifizierungsinformationen. Für jeden Ordner kann der Anwender eine Authentifizierungsinformation hinterlegen, die RD 2009 wiederum aus dem zentralen Bereich übernimmt. Natürlich lassen sich auch für einzelne Verbindungen eigene Authentifizierungsdaten hinterlegen. Will der Administrator nur eine einzelne Verbindung öffnen, wählt er die zugehörige Authentifizierungsinformation nur noch aus. Unternehmen, die auch für Administratoren regelmäßig das Kennwort ändern, profitieren von dieser Möglichkeit. Beim Beenden speichert das Tool Änderungen automatisch und legt diese in der Historie ab.
Alle geöffneten Verbindungen zeigt das Tool auf der linken Seite an sowie zusätzlich als eigene Registerkarte. So verliert ein Administrator nie die Übersicht, welche Verbindungen aktuell geöffnet sind.
Ferner bietet die Software die Unterstützung für Mehr-Monitor-Systeme an. Neben der Speicherung in einer XML-Datei oder der bereits erwähnten Datenbank, legt das Tool auch Informationen in der Registry ab. Das gefällt nicht jedem Systemverwalter, weil es die Gefahr birgt, dass Unbefugte geheime Daten auslesen könnten.
Das Tool unterstützt zudem das Starten von mehreren Instanzen des Programms gleichzeitig, etwa via Datenbankverbindung sowie über eine Verbindung zur eigenen XML-Datei. Das Tool kann die benötigten Systemkomponenten, die es für die verschiedenen Zugriffe und Protokolle benötigt, selbstständig testen und anzeigen.
RD 2009 lässt sich auf Rechnern mit Windows XP SP3, Windows Vista, Windows Server 2003/R2 und Windows Server 2008 installieren. Das Programm unterstützt sowohl x86-, als auch x64-Prozessoren. Zur Installation, auch zu Testzwecken, muss auf dem Server das Microsoft-Dotnet-Framework 2.0 installiert sein.
Wer von der Vorgängerversion 2008 auf Remote Desktop 2009 aktualisieren möchte, bekommt unter Umständen Probleme bei der Aktualisierung der XML-Datei. Zwar speichert die neue Version die Daten auch in XML ab, doch die Datei hat ein etwas anderes Format als RD 2008. In diesem Fall bietet sich die Installation in ein anderes Verzeichnis an sowie der Export aus der alten und der anschließende Import in die neue Version, um das Problem zu umgehen.
Wer Daten von Mremote in RD 2009 importieren möchte, muss vorher in den Mremote-Einstellungen die Verschlüsselung für die Speicherdatei ausschalten, da sonst der Import in RD 2009 abbricht. Das betrifft die Option "Completely encrypt connection file" im Bereich "Ooptions" unter "Advanced". Sollen die Administratoren die SQL-Datenbank gemeinsam nutzen können, müssen erst die Berechtigungen vergeben sein, damit Systemverwalter, die mit gemeinsamen Verbindungen arbeiten, alle geöffneten Sitzungen sehen können. Soll der angemeldete Benutzer automatisch unterhalb des Verbindungsobjekts angezeigt werden, müssen Systemverwalter diese Option erst aktivieren. Dies erfolgt über "Extras - "Einstellungen" - "Remote Desktop" und "Aktualisierungsintervall". Dort stehen die Verbindungsinformationen zur Verfügung, und hier kann der Systemverwalter den Wert von "Kein" auf einen anderen anpassen. Per rechtem Mausklick auf eine Verbindung lassen sich Verbindungsinformationen aktualisieren.
Lizensierung
Visionapp bietet nur eine Lizensierung nach Nutzern an und keine Concurrent-Versionen, bei denen sich der Lizenzpreis daraus errechnet, wie häufig das Programm tatsächlich aktiv in Benutzung ist. Ist RD 2009 auf einem Terminal-Server installiert, können mehrere Systemverwalter gemeinsam mit einer Installation arbeiten. Bei der Lizenzierung müssen Unternehmen allerdings beachten, dass es so viele Lizenzen benötigt, wie Systemverwalter mit dem Programm arbeiten.
Das Tool ist als kostenlose 30-Tage-Testversion erhältlich. Ein Administrator kann dann entweder die Vollversion kaufen oder die Freeware-Version weiter verwenden. Diese unterstützt nur bis zu drei gleichzeitig geöffnete Verbindungen. Das gilt auch für die Evaluierungsphase. In dieser Phase können auch keine Einstellungen exportiert werden, und die Freeware-Version erlaubt nur eine Speicherung von 15 exportierbaren Verbindungskonfigurationen.
Die Vollversion kostet als Einzellizenz pro Administrator 63 Euro und erlaubt diesem die Verwaltung von beliebig vielen Servern. Unternehmenslizenzen für mehrere Systemverwalter kosten zwischen rund 1.500 Euro und 2.400 Euro, je nach Einsatzgebiet und Größe des Unternehmens.
Info: Visionapp Tel.: 07243/345941 Web: www.visionapp.com/de