Intel soll über eine Milliarde Dollar an Dell gezahlt haben

Schmiergeldaffäre um Prozessorgeschäfte

19. Februar 2007, 23:55 Uhr |

Dells Aktionäre haben eine Sammelklage eingereicht, wonach Intel dem texanischen PC-Hersteller Milliardenrabatte eingeräumt habe, die das Unternehmen als Umsatz verbucht habe. Während es den Aktionären in diesem Verfahren lediglich darum geht, dass diese Rabatte inkorrekterweise als Erlöse und nicht als Kostensenkung verbucht wurden, wirft die Klageschrift darüber hinaus Licht auf die harten Bandagen, mit denen hinter den Kulissen um milliardenschwere Marktanteile gekämpft wird.

In der jetzt vorliegenden Klageschrift gegen Dell behaupten die Aktionäre, dass das Unternehmen von 2003 bis 2006 an jedem Quartalsende eine Gutschrift von Intel erhielt, deren Höhe sich nach der exklusiven Verwendung von Intel-Prozessoren richtete. Dabei sollen diese Rabattgutschriften niemals weniger als 100 Millionen Dollar betragen und sich in einem Jahr sogar insgesamt auf über eine Milliarde Dollar belaufen haben.

Obwohl es sich hierbei bislang nur um die Behauptungen der Kläger handelt, gehen viele Marktkenner davon aus, dass die Vorwürfe nicht unberechtigt sind – decken sie sich doch in vielen Punkten mit dem, was AMD bislang auch schon im Anti-Trust-Verfahren gegen Intel vorgetragen hat.

Experten haben sich schon über viele Jahre hinweg gefragt, warum der einst weltweit größte PC-Hersteller Dell sich wie eine Intel-Vertriebsgesellschaft gegeben hat und auch noch dann an Intel fest hielt, als die AMD-Prozessoren technisch und preislich den Intel-Prozessoren überlegen waren.

Mindestens 15 Top-Manager sollen bei Dell von den Machenschaften gewusst haben, darunter auch Michael Dell und sein Ex-CEO Kevin Rollins. Auf Intel-Seite soll kein geringer als Alt-Chef Andy Grove höchstpersönlich die Verhandlungen mit Michael Dell geführt haben.

Intel-Sprecher Chuck Mulloy hält die Vorwürfe der Dell-Aktionäre für unbegründet. "Wir haben eine erste Überprüfung des Intel-Teils der Klage vorgenommen, und danach scheint es sich um völlig frei erfundene Sachverhalte zu handeln."

Dem steht eine Aussage des Intel-Justiziars Bruce Sewell gegenüber, der in einem Interview mit dem US-Magazin Fortune bestätigt hat, dass Intel ein Loyality-Rabattprogramm betreibt, bei dem es "Rückvergütungen in Abhängigkeit der prozentualen Intel-Nutzung" gibt.

Harald Weiss/wg


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