R-Studio von R-Tools im Praxistest

Schnelle Rettung

12. Februar 2007, 23:00 Uhr | Johann Baumeister/wg

Trotz eines überlegten Umgangs mit den eigenen Daten und regelmäßiger Datensicherung können Dateien und Verzeichnisse verloren gehen. Noch einschneidender sind solche Verluste, wenn gar ganze Partitionen gelöscht werden oder auf Grund von Hardwarefehlern nicht mehr zugänglich sind. R-Studio von R-Tools soll in solchen Fällen bei der Rückgewinnung Hilfe leisten.

R-Studio hilft bei der Wiederherstellung gelöschter Daten auf Festplatten und Wechselmedien.
Dazu verwendet es zwei unterschiedliche Methoden: Im einfacheren und schnelleren Fall greift es auf
die Dateisysteminformationen zu; komplexer, gründlicher, aber auch langwieriger ist der zweite
Ansatz, das Scannen des vollständigen Mediums.

Das Werkzeug bietet verschiedene Ausführmodi. Es lässt sich nach dem traditionellen
Setup-Verfahren auf einem beliebigen Rechner ab Windows 9x bis Vista installieren und ist dann in
der Lage, gelöschte Daten auf diesem Rechner oder allen über das Netzwerk erreichbaren Rechnern
wiederherzustellen. Der zweite Modus kommt ohne vorherige Installation aus: In diesem Fall startet
der Anwender R-Studio direkt von der gelieferten CD. Die Software liefert dann die gleichen
Funkti-onen wie oben.

Beim Zugriff über das Netzwerk muss der untersuchte Rechner eines der folgenden Betriebssysteme
aufweisen: Win9x, ME, NT, 2000, XP, Linux oder eines diverser Unix-Derivate. Aus Sicherheitsgründen
verschlüsselt das Werkzeug dabei alle Daten mit einem starken Algorithmus. Zu den weiteren
Systemvoraussetzungen zählt genügend Speicher für das jeweilige Betriebssystem sowie eine Tastatur
und eine Maus als Eingabemedien. Beachten sollte man ferner, dass auf der Festplatte genügend
Speicherplatz für die zu rettenden Daten vorhanden ist. Dabei wird sowohl Software-RAID als auch
Hardware-RAID mit Volumeset und Stripeset beachtet. Neu in der aktuellen Version ist ferner die
Unterstützung weiterer Wechseldatenträger wie etwa USB- und ZIP-Laufwerke, Floppies oder Compact
Flash.

Installation mit Macken

Für diesen Beitrag erhielten wir vom Vertriebspartner eine CD mit der aktuellen Version 3.5 der
Software. Installation und Setup führten wir im Test auf einem Rechner unter Windows 2000
Professional durch. Nach dem Einlegen der CD startet Autorun und liefert ein Menü, das die Version
irritierenderweise als 3.0 angibt. Dieses Menü enthält Optionen für die Installation der gesamten
R-Studio-Software auf dem Rechner, der Installation einer Notfalloption, den unmittelbaren Start
von R-Studio direkt von der CD sowie eine Anleitung – die jedoch beim Anklicken leider nicht
funktionierte. Im Verzeichnis auf der CD war die Anleitung allerdings zu finden. Laut der sehr
kurzen Installationsanweisung sollte am Schluss der mitgelieferte Lizenzcode abgefragt werden – was
jedoch nicht passierte. Stattdessen erforderte das Programm nach dem Setup eine Registrierung beim
Vertriebspartner.

Der Hersteller weist bereits beim Setup darauf hin, dass der Benutzer die wiederhergestellten
Daten auf jeden Fall auf ein anderes Medium sichern sollte als jenes, von dem er die Daten
wiederherstellen möchte. Dies gilt auch für den Installationsort der Software selbst. Dieser
Hinweis mag hier etwas verfrüht erscheinen, ist aber dennoch richtig und notwendig: Ansonsten
besteht die Gefahr, dass die nun vorgenommene Installation just jene Bereich überschreibt, die es
wiederherzustellen gilt. Weitere durchaus hilfreiche Detailinformationen zur Konfiguration und dem
Anschluss von Platten ergänzen diesen Hinweis.

Übersichtliche Oberfläche

Sind die Hürden der Lizenzierung genommen, so präsentiert sich das Tool mit einer angenehmen und
übersichtlichen Oberfläche, die an den Win-dows Explorer angelehnt ist. In dieser Übersicht erhält
der Administrator alle relevanten Parameter zum Medium, von dem Daten wiederherzustellen sind,
beispielsweise Details zur Partitionierung der Platte, den Plattengrößen oder den verwendeten
Dateisystemen.

Zur Wiederherstellung greift R-Studio mit der oben angerissenen ersten und schnellen Methode auf
die Stammverzeichnisse der Betriebssysteme, die Master File Table für NTFS-Partitionen, die FAT bei
DOS-/FAT-Partitionen und die Superblocks bei Linux-Systemen zurück. Die gefundenen, aber gelöschten
Inhalte stellt das Werkzeug anschließend dar. Sie lassen sich über das Kontextmenü weiter
untersuchen und, sofern die Inhalte noch nicht überschrieben wurden, ebenso schnell
wiederherstellen. Um die Suche nach gelöschten Dateien zu vereinfachen, stehen eine Reihe von
Suchalgorithmen zur Verfügung. Diese erlauben durch die Bereitstellung von Dateimasken und
regulären Ausdrücken eine spezifizierte Suche, die insbesondere bei großen Platten von Nutzen sein
wird.

Hardwarenaher Scan

Beim zweiten, hardwarenahen Scan-Modus spricht das Tool die Festplatten direkt und teilweise
unter Umgehung der Operationen des Betriebssystems an. Das Ergebnis dieses Scan-Prozesses, dessen
Dauer je nach Plattengröße Stunden betragen kann, erscheint in farbiger grafischer Darstellung. Um
an die Daten zu gelangen, versucht R-Studio, die jeweiligen Daten anhand des vermuteten
Dateisystems zu rekonstruieren. Hierbei kennt es alle gängigen Dateisysteme, nämlich FAT12, FAT16,
FAT32, NTFS, NTFS5 und Ext2FS sowie neu UFS1 und UFS2, die bei OpenBSD, FreeBSD oder NetBSD
Verwendung finden.

Notfalloption

Neben den hier erwähnten Optionen stellt R-Studio auch eine Notfall-(Emergency-)Option bereit.
Diese ist dann notwendig, wenn sich der betreffende Rechner wegen zerstörter Platteninhalte nicht
mehr starten lässt. Neu in der aktuellen Version ist außerdem die Erstellung von Boot-Medien wie CD
oder Diskette.

Wichtig für die Arbeit mit dem Tool ist ein besonnenes und überlegtes Vorgehen. Der Hersteller
weist wie oben erwähnt darauf hin, dass bei allen Arbeiten an Festplatten mit gelöschten Daten die
zu sichernden Inhalte auf einem anderen Datenträger abzulegen sind. Dazu liefert das Tool eine
Hilfe: Es erlaubt die Ablage ganzer Festplatten oder logischer Datenträger in einer Image-Datei.
Image-Dateien sind dann notwendig und hilfreich, wenn die Gefahr besteht, die Dateiinhalte durch
Hardwarefehler zu verlieren. In diesem Fall wird in einem schnellen Abzug ein Image generiert. Die
weitere Verarbeitung mit der Datensuche und dem Scan-Vorgang setzt dann auf dieser Image-Datei
auf.

Fazit

R-Studio kann bei der Wiederherstellung von gelöschten Dateien effektive Hilfe leisten. Mit
89,95 Euro für die Standardversion und 198,95 Euro für die Netzwerkversion ist es preisgünstig. Es
erfordert aber ein tiefes Verständnis vom Aufbau der Festplatten und den Operationen des Betriebs-
und des Dateisystems. Andernfalls besteht die Gefahr, durch Fehlbenutzung und Missinterpretation
der gefunden Inhalte mehr Verwirrung als Nutzen zu stiften. Bei allen Arbeiten muss der Anwender
ferner beachten, dass sowohl die Betriebssysteme als auch die Applikationen und mitunter auch die
Festplattensysteme samt Controller Daten zwischenpuffern. Einmal gelesene Festplatteninhalte können
sich also durchaus noch ändern.

Info: Haage & Partner Tel: 06174/966100 Web: www.haage-partner.de


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