Nachdem die europäische Muttergesellschaft NextiraOne Europe B.V. kürzlich beschlossen hat, die deutsche Gesellschaft nicht mehr aus den Überschüssen der europäischen Schwestern zu stützen, wurde es eng für NextiraOne in Deutschland: Das Ende der Subventionierung bedeutete für den Dienstleister den drohenden Verlust der Zahlungsfähigkeit, da das operative Geschäft die laufenden Belastungen nicht deckt und keine Liquiditätsreserven vorhanden sind. NextiraOne sei jedoch nicht zahlungsunfähig, betont Jürgen Schmidt, sondern lediglich von Zahlungsunfähigkeit bedroht.
Mit der Anwendung des neuen Schutzschirmverfahrens möchte NextiraOne sich nun aus eigener Kraft sanieren. »Wir gewinnen so jetzt Raum, um ein Sanierungskonzept auszuarbeiten«, so Schmidt im CRN-Gespräch.
Im Gegensatz zum traditionellen Insolvenzverfahren behält bei NextiraOne die Geschäftsführung die Oberhoheit und kann - mit Unterstützung des Sachwalters Christian Graf Brockdorff - ein Sanierungskonzept ausarbeiten. »Das Unternehmen mit seiner historisch begründeten, heute nicht mehr marktgerechten Kostensituation wird durch das jetzt eingeleitete Verfahren wirtschaftlich dauerhaft zukunftsfähig werden«, gibt sich NextiraOnes Deutschlandgeschäftsführer Bernd Ruppert, der Anfang des Jahres Margarete Schramböck an der Spitze der Deutschlandgesellschaft abgelöst hat, optimistisch.
Bis Ende Mai möchte NextiraOne möglichst ein Sanierungskonzept vorlegen, anschließend soll das Insolvenzverfahren formell eröffnet werden. »Wir werden alles dafür tun, möglichst schnell wieder in den normalen Geschäftsbetrieb zurückzukehren«, stellt Business Development-Chef Schmidt klar.
NextiraOne beschäftigt in Deutschland rund 800 Mitarbeiter, die nun voraussichtlich von harten Einschnitten betroffen sein dürften. »Es wird eine Restrukturierung geben«, hat Jürgen Schmidt auf Nachfrage von CRN bereits angekündigt. Wie hoch sie ausfallen wird, werde jedoch erst in den kommenden Wochen feststehen. Kunden erhalten alle Dienstleistungen weiterhin unbeeinträchtigt, betont der Dienstleister. Die strategischen Partner, zu denen unter anderem Cisco, Alcatel-Lucent und Microsoft gehören, stünden dem Sanierungsverfahren positiv gegenüber und würden die Kooperation fortsetzen.