Client-Managementlösungen sind schon in mittelgroßen Netzwerken praktisch unverzichtbar. Es gibt aber kaum ein Marktsegment, in dem so viele Hersteller mit derart unterschiedlichen Lösungsansätzen antreten. Das macht die Entscheidung bei der Produktauswahl besonders komplex.
Die Auswahlentscheidung für Client-Management-Lösungen ist von den sehr unterschiedlichen
Anforderungen geprägt, die einerseits mit organisatorischen Strukturen in Unternehmen, andererseits
mit der bestehenden IT-Infrastruktur zusammenhängen. Deshalb lassen sich keine allgemeingültigen
Kriterien definieren, die für jeden Einsatzbereich gleichermaßen anwendbar wären.
Die Produkte für das Client-Management lassen sich in vier Gruppen einteilen. Die erste Gruppe
sind Lösungen für das Enterprise-Systems-Management (ESM), die auch Funktionen wie die
Inventarisierung von Client-Informationen oder die Softwareverteilung unterstützen. Zu den
Anbietern in diesem Segment zählen IBM Tivoli, BMC, HP sowie CA. Diese Systeme bieten in den
meisten Fällen nicht die gleiche Funktionstiefe wie die spezialisierten Lösungen im
Client-Managementmarkt. Oft bestehen aber Integrationsmöglichkeiten. So lassen sich
Client-Managementlösungen mit ESM-Systemen kombinieren, um die Stärken der jeweiligen Systeme
optimal zu nutzen.
Die zweite Option sind Suiten, die versprechen, alle Anforderungen des Client-Managements
abzudecken. Hier gibt es ein breites Spektrum von Ansätzen, die sich wiederum in drei Kategorien
einteilen lassen: Zunächst existieren Lösungen, die in Richtung ESM tendieren und auch Funktionen
für das Server- oder Netzwerk-Management integrieren. In diesem Segment sind beispielsweise
Altiris, Landesk und Novell anzusiedeln, wobei sich die Angebote der Hersteller in den Details
signifikant unterscheiden. Dann bietet der Markt in-tegrierte Suiten, die inzwischen teilweise bis
hin zum Asset Management gehen, in jedem Fall aber Basisfunktionen wie die Softwareverteilung, das
Betriebssystem-Deployment, die Fernsteuerung und Inventarisierung beinhalten. Bei diesen Suiten
lassen sich die Funkti-onen über eine einheitliche Schnittstelle verwalten. Anbieter in diesem
Segment, um nur einige zu nennen, sind beispielsweise Enteo, Brainware und Baramundi. Schließlich
gibt es auch noch Suiten, die nichts anderes als ein Kernprodukt und einige zugekaufte weitere
Produkte für andere Anwendungsfelder sind, bei denen aber die Integration fehlt. Solche Lösungen
sind grundsätzlich problematisch und verlieren am Markt an Bedeutung.
Bei der generellen Betrachtung von Produkten besteht eine dritte Gruppe aus den Einzellösungen,
die nur eine spezifische Funktion abdecken. Besonders häufig sind solche beim Patch-Management, bei
der Softwareverteilung und bei der Fernsteuerung und -wartung (Remote Control) zu finden. Ein
Beispiel ist Specops Deploy für die Softwareverteilung. Solche Produkte zeichnen sich oft durch
einen besonders großen Funktionsumfang oder durch spezielle Integrationsansätze aus.
Eine vierte Gruppe von Lösungen bilden die in Betriebssysteme integrierten Basisfunkti-onen wie
RHN (Red Hat Network) und Yast (Yet Another Setup Tool) im Linux-Umfeld sowie die
Gruppenrichtlinien und andere Windows-Basisfunktionen. Diese Ansätze können nur die Grundlage für
weitergehende Lösungen sein, reichen allein aber für die meisten Umgebungen nicht aus.
Die Funktionalität der Lösungen reicht mittlerweile von der Softwareverteilung über die
Inventarisierung und das Patch-Management bis hin zu Funktionen wie dem Asset-Management – also der
Verwaltung auch anderer Güter als der Client-PCs – und dem Lizenz- und Vertragsmanagement. Deshalb
muss ein Unternehmen sich im ersten Schritt überlegen, was überhaupt gewünscht und erforderlich
ist.
Die Antwort auf die Frage, ob ein Unternehmen Asset- und Lizenzmanagement benötigt, hängt sehr
stark vom Blickwinkel ab. In den letzten zwölf Monaten ist die Verknüpfung von
Systemmanagementlösungen mit betriebswirtschaftlichen Anwendungen deutlich in den Mittelpunkt
gerückt. Die Zielsetzung ist ein einheitliches Management aller Informati-onen von den
Client-Inventardaten bis zu den Verträgen beispielsweise für geleaste Geräte und Lizenzbestimmungen
für Software. Diese Anforderungen lassen sich nur mit Suiten angehen, die über das klassische
Client-Management hinaus auch Themen wie das Asset-, das Vertrags- und das Lizenzmanagement
abdecken.
Gerade bei diesen Systemen ist eine enge Integration verschiedener funktionaler Komponenten von
herausragender Bedeutung, da beispielsweise das Vertrags- sehr eng mit dem Lizenzmanagement
gekoppelt ist. Der grundlegende Nachteil solcher Lösungsansätze ist aber, dass sie meist relativ
komplex sind und eine grundsätzliche Entscheidung für einen Anbieter erfordern. Die Komplexität
entsteht einerseits durch die Vielzahl von Komponenten, andererseits durch die notwendige
Integration beispielsweise mit ERP-Systemen (Enterprise Resource Planning). Außerdem verursacht der
Planungsprozess einen größeren Aufwand, um Client-Systeme effizient verwalten und qualitativ
hochwertige betriebswirtschaftliche Daten generieren zu können.
Eine Alternative sind Lösungen, die sich ausschließlich dem Client-Management widmen, sich also
auf Funktionen wie die Softwareverteilung, die Inventarisierung und die Fernwartung beschränken.
Solche Systeme bilden vor allem in Einsatzbereichen die richtige Lösung, in der keine übergreifende
Lösung erforderlich ist, die auch Server einbezieht oder bis zum Asset- und Lizenzmanagement
reicht. Das ist in Umgebungen der Fall, bei denen die Verantwortlichkeit für Systemumgebungen
getrennt ist und bestimmte Administratoren nur für das Client-Management zuständig sind. Zudem ist
dieser Ansatz oft in kleinen und mittleren Unternehmen zu finden, wo bei einer begrenzten Zahl von
Servern keine speziellen oder zumindest keine integ-rierten Managementlösungen zum Einsatz kommen
sollen.
Da sich die meisten umfassenden Suiten auch in Teilen, also ohne Asset-, Lizenz- und
Vertragsmanagement, lizenzieren lassen, bietet der Markt bei diesen Systemen die mit Abstand größte
Auswahl an Lösungen. Deren Funktionen und Konzepte unterscheiden sich dabei deutlich. Wichtige
Auswahlkriterien sind der Funktionsumfang, aber auch die Integration von Komponenten und die
administrativen Schnittstellen. Da die Softwareverteilung eine zentrale Stellung einnimmt, gilt es
insbesondere zu analysieren, wie einfach sich Softwarepakete erstellen lassen und wie sich diese
zielgenau unterschiedlichen Gruppen von Systemen zuweisen lassen. Aber auch die Schnittstellen für
die Erweiterung und Integration mit anderen Systemen stellen wichtige Auswahlkriterien dar.
Einige Anbieter wie die ESM-Anbieter sowie Altiris, Landesk, Novell und mit Einschränkungen auch
Microsoft integrieren Server- und Client-Management. Natürlich sind mit Client-Managementlösungen
zumindest Windows-Server bis zu einem gewissen Grad mit verwaltbar. Denn auch an sie lassen sich
Softwarepakete verteilen und Inventarabfragen richten. Das Servermanagement stellt aber oft
spezifische Anforderungen. Sie reichen vom Sammeln spezifischer Hardwareinformationen bis hin zum
Operations-Management, also dem Erkennen und Beseitigen von Fehlern. Auch hier stellt sich zunächst
die Frage, ob eine solche Integration sinnvoll ist. Das hängt von den organisatorischen Strukturen
und den Zielen des Servermanagements ab. Zudem sind integrierte Lösungen tendenziell komplexer als
spezialisierte Pakete für unterschiedliche Aufgabenstellungen. Soweit unterschiedliche
Verantwortliche die administrativen Aufgaben wahrnehmen, kann eine solche Integration sogar
kontraproduktiv sein: Mitunter erhöht sie die Komplexität, ohne wirklichen Nutzen zu stiften.
Überlegenswert ist zudem ein Ansatz, der einerseits auf leistungsfähige spezialisierte Lösungen
für das Client-Management setzt, andererseits mit übergreifenden ESM-Suiten arbeitet, die mit
Client-Managementlösungen integriert sind. ESM-Lösungen sind, wie oben bereits angedeutet, beim
Client-Management in der Regel nicht so leistungsfähig wie spezialisierte Systeme. Ihre Stärke
liegt in der Integration unterschiedlicher Managementaufgaben im IT-Bereich. Die in großen
Unternehmen häufigste Lösung ist daher die Verwendung sowohl einer spezialisierten
Client-Managementlösung in Verbindung mit einer ESM-Suite. Wer über solche Ansätze nachdenkt, muss
besonderes Augenmerk auf die Schnittstellen zu ESM-Lösungen und auf Referenzimplementierungen
legen.
Ein weiteres Konzept für das Client-Management setzt beim Helpdesk an. Grundsätzlich gilt, dass
Client-Managementlösungen definierte Schnittstellen zu den führenden Helpdesk-Lösungen wie Remedy
haben sollten. Für kleine und mittlere Unternehmen ist zusätzlich eine eigene Helpdesk-Komponente
als Teil der Client-Managementsoftware wünschenswert, wie sie allerdings nur wenige Hersteller
anbieten.
Bei einer Helpdesk-Integration spielen die Schnittstellen für die Automatisierung des
Client-Managements eine sehr wichtige Rolle. Über diese können die Helpdesk-Lösungen
Client-Managementprozesse wie die Softwareverteilung anstoßen. Sie sind aber ebenso wichtig, um
gezielt Informationen über erkannte Probleme an Helpdesk-Systeme zu melden, zum Beispiel Meldungen
über von der Standardkonfiguration abweichende Software.
Schließlich gibt es noch die Überlegung, vorhandene Funktionen, die entweder mit Bordmitteln wie
den Gruppenrichtlinien von Windows oder mit vorhandenen Werkzeugen abdeckbar sind, durch
zusätzliche Tools beispielsweise für die Fernwartung oder Inventarisierung zu ergänzen. Dies
funkti-oniert nur dann befriedigend, wenn die Integration vorhandener und neuer Werkzeuge klappt.
Gerade in solchen Situationen muss ein Unternehmen genau abwägen, ob nicht der vollständige Schritt
zu einer Suite, die alle benötigten Client-Managementfunktionen integriert abdeckt, die bessere
Lösung ist.
Ein wichtiger Faktor bei der Auswahl von Client-Management-Lösungen ist die IT-Infrastruktur.
Sehr viele Systeme unterstützen nur Windows-Clients. Nur wenige Produkte beherrschen auch den
Umgang mit Mac- oder Linux-Umgebungen. Wo eine solche Funktionalität relevant ist, muss ein
Unternehmen prüfen, ob ein plattformübergreifendes Management erforderlich ist und ob die Tools
wirklich die erforderliche Integration bieten. Denn zwischen dem Versprechen, beispielsweise Linux
zu unterstützen, und einer echten Integration liegt oft ein langer Weg. In einigen Fällen
beschränkt sich die Unterstützung heterogener Landschaften auf ein Minimum an Inventarisierung,
während ausgefeilte Softwareverteilung nicht zu finden ist. Darüber hinaus ist auch zu untersuchen,
wie eng die Integ-ration beispielsweise des Linux-Managements mit anderen
Client-Managementfunktionen tatsächlich ist.
Für die erforderliche Integrationsfähigkeiten spielen definierte APIs (Application Programming
Interfaces) eine wichtige Rolle. Kritisch sind hingegen Schnittstellen direkt zur verwendeten
Datenbank, da diese bei Upgrades fast zwangsläufig zu Schwierigkeiten führen. Die eingesetzten
Datenbanken sind ein weiterer interessanter Aspekt. Soweit der Anbieter mit sauberen APIs arbeitet
und keine gesonderte Lizenzierung fordert, sind sie aber kein relevantes Auswahlkriterium.
An Bedeutung gewinnt die Unterstützung von Prozessen, beispielsweise definierbare Workflows für
die Freigabe von Softwarepaketen. Denn beim Client-Management geht es nicht mehr nur um reine
technische Funktionalität. Weiter reichende Aspekte wie die Integration mit übergreifenden
Managementlösungen auch für Server, mit betriebswirtschaftlichen Daten und mit Helpdesk-Systemen
rücken immer stärker in den Vordergrund.
Inventarisierung
Betriebssystem- Deployment
Softwareverteilung
Compliance-Checks
Fernsteuerung/-kontrolle
Desktop-Migration
Patch-Management
Asset-Management
Lizenzmanagement
Vertragsmanagement
Viele Hersteller bieten Patch-Management noch als eigenständige Komponente an. Es ist aber nicht sinnvoll, so zu arbeiten. Patches sind nichts anderes als Softwarepakete, die es auf Clients zu verteilen gilt. Deshalb muss die Softwareverteilungskomponente diese Funktion unterstützen. Interessant ist, dass im Linux-Umfeld die künstliche Trennung von Patches und anderen Softwarepaketen in der Form, wie man sie bei Windows findet, nicht existiert. Die Verwendung einer getrennten Patch-Managementlösung hat zur Folge, dass die IT-Abteilung zwei verschiedene Lösungen verwalten und zwei Agenten auf die Clients verteilen muss.
Unterstützt die Lösung alle Basisfunktionen des Client-Managements?
Sind die verschiedenen Module voll integriert und über eine Schnittstelle administrierbar?
Lassen sich Softwarepakete definieren oder bietet der Hersteller Standardpakete an?
Ist Patch-Management Teil der Softwareverteilung?
Lässt sich die Lösung über definierte APIs oberhalb der Datenbankebene mit anderen Systemen verbinden?
Unterstützt die Lösung Workflows beispielsweise für die Freigabe von Paketen und sind diese Abläufe anpassbar?
Lassen sich neben Windows-Systemen auch andere Client-Plattformen verwalten?
Ist die Lösung ausreichend skalierbar für die bestehende IT-Infrastruktur (Anzahl der Systeme, geografische Verteilung)?
Lassen sich Systeme auch über Wake on LAN starten, um Verwaltungsvorgänge zu beliebigen Zeiten durchführen zu können?
Gibt es für die Inventarisierung vordefinierte Datenbanken mit Soft- und Hardwareinformationen, um technische Daten auf ein verständlicheres Niveau umsetzen zu können?