Praxistest Neoware Image Manager 4.1

Thin Clients im Bilderstrom

19. Juni 2006, 22:00 Uhr | Christoph Lange/wg

Streaming-Technik eröffnet neue Einsatzgebiete für Thin Clients: Mit dem Image Manager von Neoware lassen sich Endgeräte ohne Flash-Speicher als vollwertiger PC-Ersatz betreiben. Auch ältere Hardware ist per Streaming weiter verwendbar und profitiert so von den Vorteilen der Thin-Client-Infrastruktur.

Mit der Streaming-Lösung "Image Manager" will der US-amerikanische Thin-Client-(TC-)Spezialist
Neoware dem Server-based Computing neue Anwendungsbereiche erschließen. Die Software überträgt
sowohl das Betriebssystem als auch die vom Administrator oder Anwender installierten Applikationen
fortlaufend vom Streaming-Server auf den Client-Rechner. Dies hat den Vorteil, dass die Thin
Clients ohne Flash-Speicher auskommen und dadurch ein gutes Stück billiger werden.

Neoware positioniert den Image Manager nicht als Ersatz für Citrix- oder
Terminalserver-Infrastrukturen, sondern als Ergänzung für bestimmte Einsatzgebiete. Die
Streaming-Lösung lässt sich zum Beispiel sehr gut für Anwendungen nutzen, die nicht
Terminalserver-fähig sind: Der Administrator kann diese Programme in ein Image einbinden und auf
diesem Weg den Clients zur Verfügung stellen. Zudem ist es möglich, die Multimediafunktionen von
Windows XP Professional in das Image zu integrieren. Dadurch erlangen Thin Clients die gleichen
Multimedia-Fähigkeiten wie ein normaler PC.

Außerdem lässt sich das Image-Streaming auch mit älteren PCs nutzen. So profitieren diese Geräte
ebenfalls von den Vorteilen einer zentralen (TC-)Verwaltung wie zum Beispiel den niedrigeren
Administrationskosten. Schließlich eignet sich der Image Manager auch für Schulungsnetze, die
wechselnden Benutzern immer wieder dieselbe Arbeitsumgebung zur Verfügung stellen sollen.

Verschiedene Thin-Client-Modelle

Für den LANline-Test stellte Neoware drei Thin Clients zur Verfügung: Die Geräte E90 und C50
waren mit Onboard-Flash-Speicher ausgestattet. Sie lassen sich wahlweise mit Windows CE, XPe (XP
Embedded), Neolinux, dem mit der Thintune-Übernahme erworbenen Thintune Linux oder im
Streaming-Modus betreiben. Beim gelieferten E140-Modell dagegen handelte es sich um einen TC ohne
Flash, der das vom Image Manager gestreamte Betriebssystem und die Anwendungen direkt im
Arbeitsspeicher ausführt. Für den klassischen TC-Einsatz ist der E140 sonst mit bis zu 512 MByte
Flash erhältlich. Seit kurzem bietet Neoware auch den C50 in einer Version ohne Flash-Speicher
an.

Das E140-Testgerät war mit 256 MByte RAM und einer 1-GHz-CPU ausgerüstet. Das etwas kleinere
Modell E90 lief unter Windows CE, der C50 mit dem hauseigenen Thintune Linux. Beide Geräte
verfügten über 32 MByte Flash- und 128 MByte Arbeitsspeicher. Für das Streaming benötigen die
Clients mindestens 128 MByte RAM, wobei der Hersteller 256 MByte empfiehlt.

Das Lizenzmodell von Neoware legt die Kosten für den Image Manager ausschließlich auf die
Clients um. Für die Serverkomponenten fallen also keine zusätzlichen Kosten an. Das für den Einsatz
mit dem Image Manager prädestinierte E140-Modell kostet im Bundle mit der Streaming-Lizenz 309
Euro, inklusive Windows XPe Plus sind es 408 Euro. Das C50 ist ohne Flash-Speicher ab 255 Euro, mit
XPe Plus für 336 Euro zu haben. Die reine Image-Manager-Software kostet laut Hersteller ohne Thin
Clients für Windows XPe 68 Euro pro Client, für XP Professional 176 Euro. Beim Streaming von
Linux-Images fallen für das Betriebssystem keine zusätzlichen Lizenzkosten an.

Installation und Konfiguration

Um den Neoware Image Manager 4.1 zu testen, installierten wir die Serverkomponente auf einem
Windows-2003-Server, der Mitglied einer Windows-Domäne war. Die Lizenz ist an die MAC-Adresse des
Servers gebunden. Die Installation des Image Managers war rasch abgeschlossen. Anschließend haben
wir mithilfe des Neoware-Tools MS-TFTPD-Installer (Trivial FTP Daemon) den Onboard-TFTPD-Server von
Windows 2003 aktiviert. Die Clients müssen mit einer PXE-fähigen Netzwerkkarte ausgestattet sein,
damit sie beim Booten vom TFTPD-Server den Boot-Loader empfangen und das auf dem Neoware Image
Server gespeicherte Image laden können. Damit dies funktioniert, ist zudem ein DHCP-Server
erforderlich, auf dem die DHCP-Option-Tags 066 (TFTP Boot Server) und 067 (Boot File Name) gesetzt
sein müssen.

An den Image Server stellt das Streaming keine besonderen Performance-Anforde-rungen, weil die
Anwendungen komplett auf dem Client ausgeführt werden. Allerdings sollten die Netzwerkverbindungen
zwischen dem Server und den Clients möglichst performant ausgelegt sein, damit hier kein
Flaschenhals entsteht. Der Hersteller rät zu einem 100-MBit/s-LAN.

Um von einem PC ein Streaming-fähiges Image zu erstellen, muss der Systemverwalter den "Client
Builder" auf dem jeweiligen Rechner installieren. Dieses Tool erzeugt ein Abbild der lokalen
Systempartition inklusive aller Treiber und überträgt es zum Image Server. Ist das Image erstellt
und auf den Server übertragen, fährt der Administrator den Client herunter und entfernt die
Festplatte, auf der die Betriebssysteminstallation durchgeführt wurde. Anschließend öffnet er die
Verwaltungskonsole des Image Servers und weist das neue Image dem Client zu. Dadurch kann dieser
beim nächsten Hochfahren per PXE-Boot auf das Image zugreifen und das Betriebssystem und die darauf
installierten Anwendungen im Streaming-Modus booten.

Image Manager im Testbetrieb

Für den Test der Streaming-Funktionen des Neoware Image Managers führten wir zunächst eine
Installation von Windows XP auf einem älteren PC durch. Als Festplatte kam eine Notebook-Disk zum
Einsatz, die über einen entsprechenden Adapter mit dem Standard-IDE-Kabel des Rechners verbunden
war. Die interne IDE-Platte blieb während der für die Image-Erstellung durchgeführten
XP-Installation abgeklemmt. Die Systempartition sollte mindestens 3 GByte groß sein, damit auch
Service-Packs noch Platz finden.

Nachdem Windows XP vollständig eingerichtet war, ging es daran, den Client Builder auf dem PC zu
installieren, um von einer Betriebssysteminstallation ein Boot-fähiges Image zu erzeugen. Der
Client Builder überträgt die erforderlichen Image-Daten automatisch zum Image Server und speichert
sie im Standardpfad des Neoware-Tools. Es ist auch möglich, die Images auf einem anderen Server
abzulegen. Der Client-Builder erstellt zu jedem Image eine Konfigurationsdatei, die sich über die
Image-Manager-Konsole bearbeiten lässt. Unter anderem legt der Administrator hier fest, welche
Computergruppen auf das Image zugreifen dürfen. Damit ein Client von einem Image aus starten kann,
muss der Administrator auf dem DHCP-Server die IP- und die MAC-Adresse des Rechners eintragen.

Nachdem das Client-Builder-Tool das Image des Testrechners erstellt hatte, fuhren wir den PC
herunter und trennten die Notebook-Platte vom System. Beim anschließenden Neustart lud der
Client-PC per PXE-Boot den Bootstrap-Loader des Image Servers und startete Windows XP im
Streaming-Modus. Bei diesem Vorgang laden die Clients nicht das gesamte Image, sondern lediglich
die benötigten Dateien. Bei Windows XP beläuft sich dies auf 60 bis 70 MByte. Gleiches gilt für
Anwendungen: Auch hier wird nicht die komplette Applikation übertragen, sondern nur die jeweils
erforderlichen Komponenten. Der Testrechner benötigte knapp eine Minute, um Windows XP im
Streaming-Modus zu starten. Die anschließend durchgeführten Tests zeigten, dass sich Anwendungen
auf dem Test-Client annähernd so zügig ausführen ließen wie auf der lokalen XP-Ins-tallation.

Images an Hardware anpassen

Um nicht für jeden Hardwaretyp ein eigenes Betriebssystem-Image erstellen zu müssen, bietet
Neoware ein Tool namens Ubiboot an. Es wird automatisch mitinstalliert, sobald der Administrator
die Client-Builder-Komponente auf einem Rechner aufspielt. Mit diesem Werkzeug kann der
Administrator eine vorhandene Windows-Installation auf die Standardtreiber zurücksetzen und davon
dann ein neues Image erstellen. Dieses lässt sich anschließend mit einem anderen Client-Typ booten.
Dabei installiert die Hardwareerkennung von Windows die benötigten Treiber.

Als Faustregel empfiehlt Neoware, das Ursprungs-Image auf der ältesten Client-Hardware zu
erstellen. Damit mehrere Clients gleichzeitig dasselbe Image verwenden können, bietet Neoware den
so genannten "Domain Wizard" an. Dieser Wizard bereitet ein Image so auf, dass mehrere Rechner es
parallel nutzen können.

Anwendungen sofort oder nachträglich integrieren

Der Neoware Image Manager streamt nicht nur das Betriebssystem, sondern auch die Anwendungen zu
den Clients. Drei Optionen stehen zur Verfügung: Zum einen kann der Administrator die Applikationen
direkt im Anschluss an die Betriebssysteminstallation aufspielen und dann das Image erstellen.
Dadurch streamt die Lösung nicht nur das OS zum Client, sondern auch die ins Image integrierten
Programme. Eine zweite Möglichkeit besteht darin, dass der Systemverwalter zu einem späteren
Zeitpunkt im Admin-Modus auf das Image zugreift. Auf diese Weise lassen sich sowohl Anwendungen als
auch Treiber nachträglich hinzufügen. Zum dritten kann der Systemverwalter den Benutzern das Recht
gewähren, Anwendungen selbst zu installieren.

Auch für die Eigeninstallation durch Anwender existieren mehrere Modi: Im so genannten "Normal
Mode" speichert Neoware die von einem Benutzer hinzugefügten Programme – nicht im Image, sondern im
Profil des jeweiligen Anwenders. Im "Persistent Mode" dürfen die Anwender ledigliche ihre
Desktop-Einstellungen individuell anpassen, wobei die Änderungen im Benutzerprofil gespeichert
werden. Der geschützte "Volatile Mode" dagegen verwirft beim Herunterfahren des Clients alle vom
Benutzer vorgenommenen Änderungen, sodass der Rechner nach jedem Neustart automatisch wieder das
vom Administrator eingerichtete Standard-Image lädt. Der Image Server lässt sich auch so
konfigurieren, dass die Benutzer beim Startvorgang zwischen mehreren Images wählen können. Die
letzten beiden Varianten eignen sich zum Beispiel für Schulungsräume.

Verwaltungswerkzeuge

Die Verwaltung erfolgt über die Managementkonsole des Image Servers. Ein großer Vorteil dieser
zentralen Verwaltung: Die Lösung überträgt alle Änderungen, die der Administrator an einem Image
vorgenommenen hat, automatisch auf die Clients, sobald ein Endgerät neu gestartet wird.

Für die Verwaltung von Thin Clients bietet Neoware darüber hinaus spezielle Tools an, die
gesondert zu lizenzieren sind. Mit dem EZ Remote Manager (EZ: im amerikanischen Sprachgebrauch wie "
Easy" ausgesprochen) konfiguriert der Administrator die gewünschten Einstellungen auf einem Gerät,
das Werkzeug EZ Update verteilt die Konfiguration per TFTP auf die gewünschten Systeme. Der
Thintune Manager dient dazu, Geräte aus der Ferne zu konfigurieren. Die geänderten Einstellungen
werden dann beim nächsten Reboot aktiviert. Dieses Tool kann sogar Geräten innerhalb einer Gruppe
unterschiedliche Einstellungen zuweisen, wobei die Konfiguration in einer eigenen Partition auf dem
Client gespeichert wird. Noch für dieses Jahr hat Neo-ware eine neue Betriebssystem- und
Managementsuite angekündigt, die die bislang getrennten Thintune- und Neoware-Werkzeuge
zusammenführen soll.

Fazit

Die Streaming-Lösung von Neoware eröffnet neue Perspektiven für das Server-based Computing.
Hervorzuheben sind insbesondere der Einsatz von kostengünstigen Flashless-Clients sowie die
Möglichkeit, ältere PC-Systeme per Streaming als leistungsfähige TCs weiter zu nutzen. Um mit den
verschiedenen Tools, Arbeitsschritten und Berechtigungsoptionen zurecht zu kommen, ist eine gewisse
Einarbeitungszeit erforderlich. Als Belohnung winkt die hohe Flexibilität des Neoware Image
Managers bei der Integration von unterschiedlichen Hardwaretypen und Anwendungen sowie den
individuellen Benutzereinstellungen, die den meisten Anforderungen gerecht werden dürften.

Info: Neoware Tel.: 089/4110960 Web: www.neoware.com


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