Sobald die Verfügbarkeit von Servern und Diensten Auswirkungen auf den Firmenalltag hat, benötigt der Administrator ein Überwachungs-Tool. PRTG 7 von Paessler kann viel und soll trotzdem leicht bedienbar sein. Die LANline testete das brandneue Produkt umfassend.
Viele IT-Abteilungen suchen für die Netzwerküberwachung einfachere Tools als die
High-End-Lösungen HP Openview, IBM Tivoli oder CA Unicenter oder das Open-Source-Pendant Nagios.
Für sie bieten sich Programme wie PRTG vom deutschen Hersteller Paessler an. PRTG ist ein alter
Bekannter für viele Administratoren, schon seit Jahren auf dem Markt und auch in einer limitierten
Freeware-Version verfügbar. Ganz aktuell hat Paessler die Version 7 von PRTG herausgebracht, laut
Hersteller eine neue Generation des Programms, die in puncto Optik und Bedienung wenig mit den
Vorgängern zu tun hat. Wir testeten PRTG praktisch sofort nach der Erstveröffentlichung im
LANline-Labor und in zwei Netzwerken von kleinen und mittelständischen Betrieben.
Netzwerke sind so verschieden wie die Firmen, die sie einsetzen. Das stellt eine
Netzwerkmanagementlösung vor Probleme, denn sie soll möglichst jedes Gerät im Netz, ob PC, Router,
Printserver, Linux-Server oder Steckdose mit Netzwerkanschluss identifizieren. Eine der wichtigsten
Kriterien für die Auswahl der passenden Lösung ist daher die Zahl und Art der Sensoren, mit denen
die Geräte im Netz überwacht werden. Ein Sensor kann etwas ganz simples wie ein periodischer Ping
sein, oder eine komplexe Abfrage auf Applikationsebene, die eine bestimmte Antwort in Protokollform
oder einen Text-String erwartet. PRTG ist hier umfassend ausgestattet: Die Liste umfasst etwa 35
Sensoren, einige davon verfügen über Untermenüs, wie die für das WMI (Windows Management
Interface). Welche Sensoren für ein Gerät zum Einsatz kommen, ist Einstellungssache.
Der Administrator kann von Hand die gewünschten Sensoren auswählen und konfigurieren, bei den
komplexeren Sensoren wie HTTP-Transaktionen muss er das sogar. Paessler empfiehlt jedoch, zumindest
am Anfang möglichst viel über die Auto-Discovery-Funktionen abzudecken. Dazu legt der Administrator
eine neue Gruppe an, in der Regel ist dies ein ganzes Netzwerksegment oder ein IP-Adressbereich und
startet schon während des Erstellens die Auto-Discovery-Funktion. Im Hintergrund sucht PRTG nun
nach allem, was auf die üblichen IP-Probing-Verfahren reagiert. Beim Auto-Discovery gibt es die
Wahl zwischen einer reduzierten Variante, die sich weitgehend auf eine Geht/Geht-Nicht-Diagnose
beschränkt, und einer erweiterten Variante, die alle Sensoren installiert, die sie für die gewählte
Gruppe als passend einschätzt. So erhält ein reduziert gescannter Windows 2003 Server
beispielsweise nur einen Sensor für den Ping auf die IP-Adresse und einen für den darauf laufenden
E-Mail-Server. Die volle Abfrage setzt rund 20 Sensoren für CPU- und Speicherauslastung, freien
Massenspeicher, Pagefile-Nutzung und die diversen Dienste wie SMTP-, POP3- und Webserver. Dies ist
vor allem bei den ersten Versuchen mit PRTG sehr komfortabel. Der Anwender erhält ein umfassendes
Bild aller Dienste im eigenen Netz, ohne Konfigurationsaufwand betreiben zu müssen, der über die
Angabe eines Namens für die Gruppe und eine IP-Adresse hinausgeht.
Schnell stellt man allerdings fest, dass die vielen Sensoren in den meisten Fällen nicht
notwendig sind. Sie können im Detailmenü des jeweiligen Geräts oder schneller mit einem
Multi-Auswahlmenü wieder gelöscht werden. Weil die Sensoren direkt die Lizenzkosten bestimmen –
Paessler lizensiert PRTG über die Anzahl der Sensoren – ist die sorgfältige Auswahl auch aus diesem
Grund Pflicht. Neben den bereits eingebauten Standardsensoren lassen sich eigene Varianten
definieren. So ist eine Abfrage des TCP-Port 5900 (VNC) problemlos möglich. Allerdings muss der
Anwender selbst definierte Sensoren bei jedem gewünschten Gerät manuell einrichten. Auch wenn es
Templates gibt, die Sensoren um bestimmte Bereiche gruppieren, kann die Eigenkreation nicht einmal
definiert und einem Template hinzugefügt werden. In größeren Netzwerken kann das durchaus in Arbeit
ausarten. Laut Paessler soll diese Funktion in der Version 7.1, die im Herbst 2008 erwartet wird,
integriert sein.
Zwei Mankos fanden wir trotzdem: Sind einem Server sehr viele Sensoren zugeordnet, zeigt er in
der Gruppenübersicht nur maximal 20 an, danach fasst PRTG die Zustände zusammen, also 23 Sensoren
grün, 1 Sensor rot. Schön wäre es, trotz der Überwachung von vielen Sensoren nur eine bestimmte
Auswahl davon in der Gruppenübersicht anzuzeigen. Laut Hersteller steht diese Funktion auf der
Wunschliste für das nächste Release. Bis dahin lässt sich eine ähnliche Funktion durch die
Map-Ansicht erreichen. Dort kann der Administrator beliebige Hintergründe ablegen: normalerweise
den Grundriss des Büros oder des Firmengebäudes. Die Geräte und auch die einzelnen Sensoren schiebt
der Anwender in der Landkarte hin und her, und PRTG zeigt ihren Status an. Das zweite Problem: Man
kann nachträglich nur einen Sensor auf einmal hinzufügen. Die grafische, auf Ajax basierende
Benutzeroberfläche von PRTG ist zwar ausreichend, aber nicht beeindruckend schnell, sodass es
besonders in der Erprobungsphase zu Wartezeiten kommt.
Grundsätzlich ist der Umgang mit den Sensoren, auch mit einer großen Zahl davon, aber gut
gelöst. So gibt es eine Vergleichsfunktion, die zwei beliebige Sensoren über den gewünschten
Zeitbereich übereinander legt. Dies hilft bei der Fehlersuche, zum Beispiel, um Ursache und Wirkung
einer hohen Antwortzeit für einen Dienst zu finden oder um die Netzwerkauslastung in Segmenten zu
vergleichen. Dies ermöglichen Remote Probes, von denen PRTG unbegrenzt viele unterstützt. Jeder
Windows-PC wird zu einer Probe, wenn die Software auf ihm installiert ist und der Anwender bei
Programmstart für die Funktion "Probe" wählt. Danach weist das Admin-Programm diesem PC eine
ID-Nummer zu, die identisch im Admin-Programm des PRTG-Servers eingetragen wird. Nun muss der
Anwender (einmalig) die Netzwerkkarte des Servers für Probes freischalten, und die Probe taucht als
Meldung mit der Bitte um Freigabe im Log auf. Als Probe eignen sich auch Netflow-Geräte, sie müssen
allerdings extra lizenziert werden.
Grundsätzlich sind die Logs und Reports von PRTG eine Klasse für sich: Jeder Sensor kann
detailliert mit Benachrichtigungsoptionen versehen werden, sodass den Administrator eine Flut von
E-Mails, Instant-Messaging und SMS-Nachrichten mit Alarmen, Logs, „ToDos“ und Reports erwartet. Die
Benachrichtigungsschwelle ist zum Glück einstellbar und wird ebenfalls sehr komfortabel von den
übergeordneten Objekten vererbt.
Vor allem die „ToDos“ halten den Anwender am Anfang auf. PRTG erstellt pro gefundenes Gerät
einen Eintrag und verlangt eine Bestätigung in Form eines Mausklicks. Weil man die Geräte nur
einzeln bestätigen kann, ist eine Klickorgie garantiert.
Die Logs sind thematisch geordnet: Es gibt eine Liste aller "Downs" und "Ups" sowie für
Nachrichten von Probes und vom System. Auch die Alarme sind nach Dringlichkeit geordnet. Separate
Menüs für Alarme und Logs zu haben, klingt zwar überflüssig, erleichtert aber im Dashboard, wo die
wichtigsten Nachrichten zusammengefasst werden, die Übersicht. Wer es ganz detailliert möchte,
greift zu den Reports. Diese lassen sich auf bestimmte Zeitabschnitte und für jeden einzelnen
Sensor ausgeben. Der Anwender hat die Möglichkeit, mehrere Geräte und Sensoren zu kombinieren.
Zudem kann er über eine Suchfunktion im Sensorauswahlmenü auswählen, ob PRTG den Report als
HTML-Seite im Browser oder als PDF erstellt. Zusätzlich verschickt PRTG das PDF per E-Mail, falls
gewünscht.
Bis zur Version 7.06.1160 scheiterten wir aber komplett an der PDF-Erstellung. Obwohl der Report
als HTML angezeigt wurde, ließ er sich nicht als Datei ablegen. Paessler identifizierte den Fehler
als Problem mit der SSL-Anbindung. Weil wir die grafische Oberfläche per HTTPS, also
SSL-verschlüsselt abfragten, kam die PDF-Engine mit den Ports durcheinander, die angelieferten
Daten flossen ins Leere. Mit Version 7.06.1178 ist dieses Verhalten abgestellt.
Die Auswahl, ob der Anwender einen Standard-HTTP-Port, SSL-Verschlüsselung oder Custom-Port
nutzen will, ist in das Installationsprogramm eingebaut und damit eine der wenigen Eingaben, die
neben der Lizenznummer und dem Admin-Benutzernamen und Passwort beantwortet werden müssen.
Die Updates im Test liefen immer nach dem gleichen Muster ab: Installationsdatei starten,
Server- oder Probe-Version wählen, und nach zwei Minuten waren alle Dateien kopiert sowie die
Dienste angehalten und neu gestartet. Wünschenswert wäre eventuell noch eine Abbruchmöglichkeit
während der Installation.
Beim ersten Aufruf der PRTG-GUI verweigerte Firefox 3 rigoros den Zugriff, weil das Zertifikat
zunächst nicht mit dem ID-String übereinstimmte, und forderte entweder eine Ausnahmegenehmigung
oder ein neues Zertifikat. Der Internet Explorer und ältere Firefox-Versionen belassen es bei
Warnmeldungen. Abgesehen davon funktionierten alle Browser problemlos, einschließlich der massiv
von Paessler genutzten Kontext-Menüs über die rechte Maustaste. In puncto Geschwindigkeit lag der
Firefox 3 um Haaresbreite vorn, allerdings ist die Auswahl eines leistungsstarken Servers Pflicht.
Im Test war ein Dual Xeon 3,2 GHz mit 1 GByte RAM das Mindestmaß. Dagegen zeigte sich PRTG beim
Betriebssystem genügsam: Es arbeitete von Windows XP bis hin zu Windows Server 2008 Enterprise
Edition mit allem problemlos zusammen.
PRTG 7 von Paessler ist eine Netzwerküberwachungslösung mit vielen Monitoring- und
Benachrichtigungsfunktionen. Im Test gefiel uns besonders der schnelle Zugang zu den Geräten und
Diensten im Netzwerk. Praktisch ohne Konfigurationsaufwand standen nach kurzer Zeit umfangreiche
Informationen zur Verfügung. Trotz der Vielfalt der Daten und Sensoren ließ sich die Software gut
auf die spezifischen Bedürfnisse der Testkunden einrichten, sogar die kleinen Mankos bei der
Bedienung sollen gefixt werden. Überhaupt spricht der schnelle Zugang zu den Entwicklern, die
während der Testdauer drei Updates bereitstellten, für Paessler. Help-Desk und Inventory-Funktionen
kann PRTG nicht bieten, aber wer eine funktionsreiche Monitoring-Lösung sucht, findet sie in PRTG
7.
Info: Paessler Tel.: 911/97797643 Web: www.de.paessler.com