Schon seit zwei Jahren läuft bereits ein informelles Ermittlungsverfahren der amerikanischen Handelsbehörde FTC gegen Intel wegen Marktmachtmissbrauchs. Jetzt hat die Behörde das Verfahren auf eine formale Anti-Trust-Ermittlung ausgeweitet.
In dem Verfahren geht es um Intels Rabattpolitik gegenüber den PC-Herstellern: AMD behauptet,
dass die Preisnachlässe des Marktführers einen PC-Hersteller abstrafen, sobald er AMD-Prozessoren
einsetzt. Intel dagegen meint, dass die hauseigene Rabattpolitik in völliger Übereinstimmung mit
den geltenden Gesetzen sei.
"Wir haben in den vergangenen zwei Jahren der FTC Tausende von Dokumenten ausgehändigt, aus
denen eindeutig hervorgeht, dass wir nichts Ungesetzliches getan haben", war der Kommentar von
Intels Justiziar Bruce Sewell, nachdem die Behörde das neue Verfahren bekanntgegeben hatte.
Der Unterschied zwischen dem bisherigen informellen Verfahren und einem regulären
Ermittlungsverfahren besteht darin, dass das betroffene Unternehmen nicht nur eigene Dokumente,
sondern auch Briefe und Dokumente von Kunden und Partnern vorlegen muss. Außerdem ist die
Kooperation mit den Ermittlern bei einem informellen Verfahren freiwillig, wogegen das Unternehmen
bei einer formalen Ermittlung kooperieren muss.
AMD begrüßte die Verschärfung des Verfahrens. "Es gibt einen zunehmenden Konsens darüber, dass
Intels Geschäftspraktiken den PC-Kunden schädigen – unser Markt und unser Marktanteil wird von
Intel kontrolliert", war der Kommentar von AMDs Justiziar Tom McCoy. AMD hat in umfangreichen
Erklärungen der FTC die komplizierte Rabattgestaltung von Intel erläutert. Danach hat Intel seine
Marktmacht vor allem über die Chips ausgenutzt, die AMD nicht liefern kann. "Es gibt Chips, die ein
PC-Hersteller nur von Intel kommen kann, und dessen Preise steigen unverhältnismäßig hoch an,
sobald ein Hersteller AMD-Prozessoren verwendet", meint McCoy.
Erste Analystenkommentare begrüßen die Entscheidung der FTC. "Das ist ein wichtiger Etappensieg
für AMD – und sie können ihn dringend gebrauchen", so Vasanth Sridharan vom Silicon Valley
Insider.
Laut IDC betrugen der weltweiten Marktanteile im ersten Quartal 78,8 Prozent für Intel und 20,9
Prozent für AMD.
Die Verschärfungen beim Anti-Trust-Verfahren in den USA kommen nur weniger Tage nachdem die
Handelsaufsicht von Südkorea Intel wegen Marktmachtmissbrauch zu einer Strafe von 25 Millionen
Dollar verurteilt hat. Auch Japan hat 2005 Intels Geschäftspraktiken abgemahnt, und dort wurden die
Rabattregeln daraufhin abgeändert. Bei der EU ist ebenfalls ein Verfahren anhängig, dessen Ergebnis
aber nicht vor Jahresende erwartet wird.
Ergänzend zum Verfahren gegen Intel sollen auch Vorladungen an mehrere PC-Hersteller ergangen
sein. HP wollte am Wochenende keinen Kommentar dazu abgeben. Dell erklärte, dass man noch keine
Nachricht der FTC erhalten habe.
Harald Weiss/wg