Konfusion über die Störungen von fliegender Mobil-Kommunikation

USA: Keine Handynutzung im Flugzeug

25. März 2007, 22:50 Uhr |

Die amerikanische Kommunikationsbehörde FCC hat sich überraschenderweise gegen eine Nutzung von Handys an Bord von Flugzeugen ausgesprochen. Dabei ist die FCC in den USA eigentlich die Pro-Telekommunikation-Behörde und nicht zu verwechseln mit der Flugaufsichtsbehörde FAA. Diese hat von Anfang an eine Nutzung von Handys während des Flugs aus Sicherheitsgründen abgelehnt. Mit dem jetzigen Rückzug der FCC hat die In-Flight-Mobilkommunikation nach der Pleite des WLAN-Servicedienstes von Boeing-Connexion im Juni 2006 den zweiten empfindlichen Rückschlag erlitten.

Der FCC-Vorsitzende Kevin Martin begründete die Ablehnung seiner Behörde damit, dass die Handytelefoniererei am Himmel die Kommunikation am Boden stören könnte. "Ich habe angewiesen, dass die Pläne für eine Aufhebung des Handytelefonverbots nicht weiter verfolgt werden weil mir seitens der Industrie erhebliche Bedenken signalisiert wurden", sagte er jetzt in Washington.

Die Pläne für ein Lockerung begannen im Dezember 2004 und zielten darauf ab, Vorschläge und Normen auszuarbeiten unter welchen Umständen Handygespräche trotz der von der FAA vorgetragenen Sicherheitsbedenken möglich sein könnten. Doch schon sofort nach Bekanntwerden dieser Überlegung setzten massive Proteste von Vielfliegergruppen und einigen Providern ein. "Es ist jetzt schon laut genug im Flugzeug, da muss man sich noch zusätzlich einem Schwall von Handygeschrei anhören", hieß es in einem offenen Brief einer Abgeordneten aus Virginia an den FCC-Chef.

Hinzu kommen die technischen Probleme, die in den USA unter anderem daran liegen, dass neben dem europäischen GSM- auch der weit verbreitete CDMA-Standard genutzt wird. Die beiden größten Provider für jedes System, AT&T und Verizon, schrieben schon vor zwei Jahren an die FCC, dass "die technischen Probleme für einen parallelen, störungsfreien Handybetrieb am Boden und im Flugzeug noch nicht gelöst sind".

In den USA müssen sowohl die FAA als auch die FCC einer Handynutzung während des Fluges zustimmen. Ursprünglich war es die FAA, die erhebliche Bedenken dagegen hatte, während die FCC deren Argumente für übertrieben hielt. Über die Jahre hinweg konnte sich die FAA mehr und mehr mit einer Lockerung anfreunden, doch im Gegenzug stiegen die Bedenken bei der FCC.

Am meisten drängen bislang die US-Fluggesellschaften auf einen Handybetrieb. Northwest-Airlines schrieb eine offizielle Stellungnahme an die FCC in der es dem Markt die Entscheidung über eine Nutzung überlassen will. "Wir halten die technischen Probleme für lösbar und es sollte Sache der Flugpassagiere sein, ob sie den Service nutzen wollen oder nicht", heißt es darin.

Unabhängig von der Entwicklung in den USA wollen die Europäer das Handyverbot zum Jahresende lockern. "Ich weiß nicht, warum die Europäer das weiter voran treiben, obwohl die Störprobleme auch in der GSM-Welt vorhanden sind", sagt Bob Egan, Chefanalyst der Tower Group. Und auch eine Sprecherin der FCC meint, dass "es den Störsignalen egal ist, ob sich das Flugzeug über Europa oder den USA befindet". Ihrer Ansicht nach bestehen nicht nur Störprobleme bei der Bodenkommunikation, sondern darüber hinaus auch noch immer die Sicherheitsbedenken der Flugaufsicht.

Anders als in den USA sind es in Europa vor allem die Fluggesellschaften, die der Handytelefoniererei über den Wolken kritisch gegenüber stehen. "Flugzeug und Kirche sind bislang die einzigen Orte in denen ein Handy tabu ist und das soll vorerst auch so bleiben", sagt Pierre de la Motte von der LTU. Auch die Lufthansa meint aufgrund einer Befragung unter 3000 Passagieren, dass die Haltung überwiegend ablehnend sei. Anders die Einstellung der arabischen Fluggesellschaft Emirates, die mit einem Investitionsvolumen von 27 Millionen Dollar einen solchen Service starten will – auch wenn man derzeit offensichtlich mit denen Plänen zurückliegt. Im November 2006 hieß es, dass der Dienst im Februar 2007 anlaufen soll, doch bislang sind auch auf den Emirates-Strecken alle Handys stumm. Harald Weiss/CZ


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