Der Branchenverband FTTH Council Europe veranstaltete seine elfte Kongressmesse diesmal in Stockholm. Die Auswahl erfolgte gezielt, weil Stockholm weltweit eine Vorreiterrolle bei der Glasfaserpenetration einnimmt: Mehr als 90 Prozent der Haushalte und nahezu alle Firmen sind hier bereits direkt an die Glasfaser angeschlossen und können darüber Datenraten bis zu 1 GBit/s nutzen. In der mit Spannung erwarteten Veröffentlichung der Rangliste der Länder, die eine Penetrationsrate bei FTTH/B von mehr als einem Prozent erreicht haben fehlt weiterhin Deutschland.
Die weltweit größte Veranstaltung zum Thema Glasfaser bis ins Haus fand Mitte im Frühjahr in Stockholm statt. Im Vorfeld der zweitägigen Kongressmesse fanden bereits fachspezifische Workshops statt, in denen rund 1.300 Teilnehmer neben technischen Aspekten auch finanzielle, politische, planerische und globale Themen diskutierten.
Die neugegründete Arbeitsgruppe des FTTH Councils Europe „Smart Cities“ organisierte den themenübergreifenden Workshop „Smart Cities and Smart Regions Need FTTH“, in dem die Teilnehmer nach der Präsentation aktueller Entwicklungen Gelegenheit hatten, in einem kreativen und interaktiven Teil, unterteilt in sieben Disziplinen den jeweiligen Status zu beleuchten: Smart Government, Smart Economy, Smart Energy, Smart Governance, Smart Mobility, Smart Society und Smart Home. Für die Teilnehmer lag auch druckfrisch die zweite überarbeitete Ausgabe des „FTTH Smart Guide“ mit 60 Seiten aus.
Mit über 3.000 Besuchern aus 84 Ländern, 120 führenden Ausstellern sowie 160 hochklassigen Vorträgen und Fallstudien war die Veranstaltung einmal mehr Treffpunkt der Hersteller, Netzbetreiber, Anwender, Analysten und Berater rund um das Thema FTTH/B. Eröffnet wurde die Konferenz von der schwedischen Ministerin für Informationstechnologie und Energie Anna-Karin, Sten Nordin, Bürgermeister Stockholm, Göran Marby, Geschäftsführer der schwedischen Regulierungsbehörde und Vorsitzender BEREC, Karin Ahl, Präsidentin FTTH Council Europe gefolgt vom Hauptredner Dr. David Bosshart, CEO Gottlieb Duttweiler Institut.
Neben dem FTTH Smart Guide waren auch noch die sechste Ausgabe des FTTH Handbooks sowie eine Sammlung von 34 Fallstudien über europäische FTTH/B-Projekte ausgelegt. Sämtliche Dokumente können kostenlos von der Webseite des Councils www.ftthcouncil.eu kostenlos heruntergeladen werden.
In der vom FTTH Council Europe in Kooperation mit den Analysten von IDATE erstellten Statistik beeindrucken zunächst die weltweiten Teilnehmerzahlen für FTTH/B Ende 2013, die sich wie folgt verteilen: Europa (35 Länder) 9,5 Mio., Nordamerika 12,4 Mio., Südamerika 1,5 Mio., Russland 10,6 Mio., Asien 93 Mio. und Arabien 1,3 Mio. In Europa hat sich die Teilnehmerzahl 2013 um 29 Prozent erhöht. Hier lag das Wachstum bei 13 Ländern sogar über 30 Prozent. Die Spitzenreiter sind Spanien mit 64 Prozent, die Niederlande mit 43 Prozent sowie Frankreich und Portugal mit jeweils 41 Prozent. Bei den absoluten Teilnehmerzahlen liegen Frankreich und Schweden mit jeweils mehr als 1,2 Mio. an erster Stelle.
Als Neuzugang wurde die Schweiz mit einer Penetration von zwei Prozent in die Rangliste aufgenommen. Die absolute Teilnehmerzahl beträgt zwar nur 73.816, aber diese hat sich im Vergleich zum Vorjahr um erstaunliche 235 Prozent gesteigert. Bei der Zuwachsrate folgen die Türkei (46 %), Spanien (39 %) und Polen (32 %), wobei hier die Bevölkerungszahlen deutlich höher liegen.
Deutschland und UK haben sich mit einer Penetration von unter einem Prozent nicht für eine Aufnahme in die Rangliste qualifiziert. Die kürzliche Ankündigung der Deutschen Telekom für den Breitbandausbau weiterhin auf die Kupferdoppelader mit G.fast zu setzen, wurde auch nur wortkarg kommentiert: Deutschland geht eigene Wege.
Als interessantes Detail wurden die in Europa eingesetzten Architekturen und Technologien beschrieben. „Es besteht dringender Handlungsbedarf – und ich werde das Gefühl nicht los, dass einige politische Entscheidungsträger die Gefahren eines verzögerten Breitbandausbaus unterschätzen“, betonte Karin Ahl in ihrer Eröffnungsrede zur FTTH Conference 2014. „In den nächsten 30 Jahren werden wahrscheinlich 70 Prozent der Wirtschaftsleistung von Unternehmen erbracht werden, von denen wir heute noch gar nichts wissen.“
Für ihre außergewöhnlichen Beiträge zur Beschleunigung des Glasfaserausbaus in Europa wurden zwei Preisträger ausgezeichnet: Vodafone und Sir Charles Kao. Vodafone erhielt den FTTH Operator Award für die zukunftsweisende Implementierung von Glasfasernetzen in Italien, Portugal und Spanien. Sir Charles Kao wurde für seine Verdienste bei der Entwicklung der Glasfaser-basierenden Kommunikation ausgezeichnet. Professor Kao, auch als Vater der Glasfaserkommunikation tituliert, erhielt 2009 den Nobelpreis für Physik für „grundlegende Leistungen auf dem Gebiet der Übertragung von Licht in Glasfasern für die optische Kommunikation“. Zusätzlich zu der Auszeichnung haben die globalen FTTH Councils (Europa, Afrika, Asien-Pazifik, Mittlerer Osten und Nordafrika sowie Amerika) seinen Geburtstag, den 4. November als internationalen „Gimme Fibre Day“ festgelegt.
Die nächste Veranstaltung des FTTH Councils Europe findet vom 10. bis 12. Februar in Warschau statt.