Intel hat bekanntgegeben, das Design für den ersten mobilen Wimax-Basisband-Chip abgeschlossen zu haben. Zusammen mit dem bereits vorgestellten Multiband-Wimax-/Wifi-Radio-Chip hat Intel damit alle Komponenten für den einst als Ziel anvisierten Wimax-Connection-Chipset 2300 komplett. Bei der Vorstellung des neuen Chipsatzes in Hong Kong wies Intels Marketing-Chef Sean Maloney darauf hin, dass dieser Chipsatz auch Intels erster mit MIMO (Multiple Input/Multiple Output) sei, wie es in der noch nicht verabschiedeten Spezifikaktion 802.11n beschrieben ist.
Mit dem neuen Chipsatz 2300 rückt der globale Einsatz einer einheitlichen drahtlosen Breitbandverbindung ein gewaltiges Stück näher, denn WiFi (WLAN) und Wimax sind die bislang einzigen Verfahren, die weltweit auf demselben Frequenzbereich aufsetzen. Laut Intel bereiten sich in den USA schon viele Netzbetreiber auf die Wimax-Einführung vor. Die Marktforscher von Pyramid meinen sogar, dass bereits drei Viertel aller weltweiten TV- und TK-Unternehmen ein solches Netz aufbauen wollen. "In puncto Übertragungsleistung und -geschwindigkeit hat Wimax gegenüber dem 3G-Mobilfunk einen Zeitvorsprung von mindestens zwei Jahren", meint Pyramid-Analyst Ozgur Aytar.
Doch viele andere Marktforscher teilen diese Ansicht nicht und sehen gerade diesen Zeitraum als kritisch an. "Zwei Jahre sind nicht genug Vorlauf, damit die Mobilfunkanbieter ihre gerade ersteigerten Frequenzen und ihre 3G-Milliardeninvestitionen abschreiben", sagt der amerikanische TK-Berater Mike Thelander von Signals Research. Andere seiner Kollegen teilen diese Skepsis: "Für die öffentlichen WLANs gibt es noch immer keine ausreichende Geschäftsbasis. Da wird es sehr schwer werden, potenzielle Netzbetreiber zu noch höheren Wimax-Investitionen zu bewegen", meint Mark Heath, Marktforscher bei Analysis.
Auch die vielfach geäußerte Hoffnung, dass Wimax billiger werden wird als die 3G-Mobilkommunikation, ist kaum noch haltbar. "Es ist eine falsche Erwartungshaltung in der Öffentlichkeit entstanden, dass Wimax billiger sein kann als die bekannte Handy-Kommunikation", sagt beispielsweise Ericsson-Chef Carl-Henric Svanberg, dessen Unternehmen eine Reihe von Wimax-Patenten hält. Auch von Nokia, dem zweiten großen Wimax-Patent-Inhaber, kommen gleich lautende Kostenwarnungen: "Wir werden für diese Patente die gleichen Lizenzgebühren verlangen müssen wie für alle anderen von uns entwickelten Produkte", warnt Nokias Cheftechnologe Tero Ojanpera bereits die Gerätehersteller.
Entsprechend verhalten ist die Resonanz bei den Providern. Bislang hat sich öffentlich nur der viertgrößte US-Mobilfunkanbieter Sprint für den Aufbau eines Wimax-Netzes als einziges 3G-Netz bekannt. Doch gerade diese Entscheidung wird von den Skeptikern gegen Wimax verwendet: "Sprint ist der einzige große Provider, der bislang überhaupt kein 3G-Netz in Angriff genommen hatte und damit immer weiter hinter den anderen zurückzufallen drohte – doch wer nichts hat, hat auch nichts zu verlieren", fasst Sara Harris, Analystin bei Strategy Analytics, ihre Kritik an der Ausbauwilligkeit der Provider zusammen.
Sie sieht die Wimax-Zukunft ohnehin nur noch in unternehmensweiten oder universitären Anwendungen: "Es ist eine preiswerte Alternative zum Kabelverlegen in Fabriken, Bürokomplexen oder auf dem Uni-Campus, aber darüber hinaus wird es kaum Chance haben", lautet ihr vernichtendes Urteil. Damit dämpft sie die bisherige Euphorie der Hersteller ganz empfindlich.
Harald Weiss/wg