Test: Acer Altos C700F

Windows-Cluster als Komplettpaket

4. Oktober 2005, 23:07 Uhr | Christoph Lange/wj

Mit einer Komplettlösung aus Cluster-Servern und FC-Storage- System will Acer kleineren und mittelständischen Unternehmen den Einstieg in ein hochverfügbares SAN ermöglichen. LANline hat überprüft, wie einfach sich die Lösung implentieren lässt und ob sie auch höhere Performance-Ansprüche befriedigen kann.

Der taiwanische Hersteller Acer hat sich mit der Komplettlösung Altos C700F zum Ziel gesetzt,
die bisher vor allem in Rechenzentren anzutreffende Fibre-Channel-Technologie (FC) auch für
kleinere und mittlere Unternehmen erschwinglich zu machen. Für einen empfohlenen Verkaufspreis von
etwa 20.000 Euro (inkl. MwSt.) erhält der Kunde zwei Cluster-Server Altos R710 und ein
FC-Raid-Array S700F.

Das getestete Speichersystem war mit einem Raid-Controller ausgestattet, der – wie auch die bis
zu 14 FC-Festplatten – von vorne in das Rack-Modul eingeschoben wird. Ein redundanter Controller
ist optional erhältlich. Die beiden im C700F-Paket mitgelieferten Server Altos R710 lassen sich
entweder direkt oder über einen zwischengeschalteten FC-Switch mit dem Storage-Array verbinden. Die
R710-Server sind mit sechs von vorne zugänglichen Einschüben ausgestattet. Standardmäßig wird das
System mit maximal fünf U320-SCSI-Platten geliefert. Ein Upgrade-Kit ermöglicht es, entweder eine
sechste Platte als Hot-Spare-Disk hinzuzufügen oder ein Bandlaufwerk für die lokale Datensicherung
einzubauen.

Serverinstallation mit Hürden

Die von Acer für den LANline-Test gelieferten Server waren nur mit einer Festplatte
ausgestattet. Bei hochverfügbaren Cluster-Systemen sollte das Betriebssystem aber unbedingt auf
zwei gespiegelte Platten aufgesetzt werden, um vor einem Ausfall der System-Disk geschützt zu sein.
Welche Schritte erforderlich sind, um auf dem Onboard-LSI-Raid-Controller einen Spiegel aus zwei
Platten einzurichten, ist im Handbuch detailliert beschrieben. Die für den Rack-Einbau optimierten
Server sind wahlweise mit einem oder zwei Intel-Xeon-Prozessoren erhältlich und lassen sich mit bis
zu 12 GByte Arbeitsspeicher bestücken.

Als wenig hilfreich erwies sich die beiliegende CD "Acer Easy Build v6.0", die von der CD aus
ein Linux bootet und ein englisches oder taiwanisches Setup-Menü startet. Für die Installation von
Windows 2003 bietet dieser Installationsassistent nur die Web- oder die Standard-Edition zur
Auswahl. Um unter Windows 2003 einen Cluster zu installieren, ist aber die Enterprise Edition
erforderlich. Das Setup wurde deshalb ohne Wizard-Hilfe mit einer normalen Windows-2003-EE-CD
durchgeführt. Der für Windows-2000-Cluster erforderliche Advanced Server wird dagegen von der
Easy-Build-CD unterstützt. Neben der C700F-Cluster-Lösung für Windows bietet Acer mit dem Altos
C710 auch ein Komplettpaket für Linux an.

Für Irritationen sorgte auch die Anweisung des Handbuchs, vor der Installation von Window 2003
mithilfe der beiliegenden Treiber-CD eine Diskette mit dem Raid-Controller-Treiber für den LSI
Logic 53C1030 Onboard-Controller zu erstellen. Dies sei erforderlich, um den Treiber zu Beginn des
Windows-2003-Setups über die F6-Option zu laden. Der Haken an der Sache: die beiden R710-Testserver
waren überhaupt nicht mit einem Diskettenlaufwerk ausgerüstet, sondern nur mit einem
CD/DVD-ROM-Drive. Zum Glück erkannte Windows 2003 die im System vorhandene Festplatte auch ohne
diesen Treiber, sodass die Basisinstallation des Betriebssystems durchgeführt werden konnte.

Damit das Setup von der Windows-2003-CD starten konnte, musste im BIOS die Boot-Reihenfolge
geändert werden. Dabei genügte es nicht, das CD/DVD-ROM an die erste Stelle zu setzen, weil der
Server auch in diesem Fall mit der Fehlermeldung: "Error loading Operation System" stehen blieb.
Erst als die Festplatte im BIOS-Startmenü deaktiviert wurde, klappte das Booten von CD. Die
anschließende Installation des Windows Server 2003 Enterprise Edition verlief ohne Probleme. Nach
dem Basis-Setup ließen sich die noch fehlenden Treiber mithilfe der beiliegenden CD schnell
installieren, und nach etwa einer Stunde standen zwei frisch installierte Server zu Verfügung.

Bevor diese als Cluster konfiguriert werden konnten, ging es zunächst daran, das Speichersystem
für den Zugriff über das SAN einzurichten. Auf den Servern muss vor der Verbindung mit dem Altos
S700F ein Registry-Key gesetzt werden, damit die integrierten Host-Bus-Adapter QLA 2340 von Qlogic
die Cluster-Konfiguration unterstützen. In der Registry müssen die Werte des Eintrags "Driver
Parameters" geändert werden auf: "UseSameNN=1;MSCS=2; PseudoDevice=0".

Speichermanagement

Die Verwaltung des S700F-Arrays erfolgt ausschließlich In-Band über die
Fibre-Channel-Verbindung. Deshalb wurde einer der beiden Server über ein Glasfaserkabel direkt mit
dem Speichersystem verbunden. Auf diesem Rechner wurde dann der Spheras Storage Director (SSD)
installiert, der den im S700F integrierten Raid-Controller von Adaptec und die an ihn
angeschlossenen Festplatten verwaltet. Für die Host-Anbindung stellt der Controller zwei
1/2-GBit/s-FC-Ports zur Verfügung.

Das SSD-Utility setzt voraus, dass im Netzwerk ein Internet Information Server (IIS) vorhanden
ist. Dieser lässt sich unter Windows 2003 einrichten über "
Systemsteuerung/Software/Windows-Komponenten hinzufügen". Alternativ ist es möglich, für SSD einen
bereits vorhandenen IIS zu nutzen, was sicherlich sinnvoller ist, als auf einem hochverfügbaren
Cluster-Server einen Webserver zu installieren.

Nach der Installation der SSD-Software kam zunächst über den Internet Explorer keine Verbindung
zur Startseite des SSD-Tools zustande. Die von Acer mitgelieferte Java-Version unterstützte nämlich
nur englischsprachige Windows-Versionen, und der mit einem deutschen Windows 2003 installierte
Server konnte deshalb auf das Tool nicht zugreifen. Nachdem die beiden Server mit einem englischen
Windows 2003 neu installiert worden waren, klappte die Verbindung zum SSD-Tool auf Anhieb.

Das SSD-Verwaltungswerkzeug stellt alle für die Administration des S700F-Speichersystems
erforderlichen Funktionen in einer übersichtlichen Oberfläche zur Verfügung. Der Controller
unterstützt die Raid-Level 0, 1, 0+1, 3 und 5. Das Testsystem war mit vier 73-GByte-FC-Festplatten
vom Typ Seagate Cheetah bestückt, die mit 10000 RPM drehten. Alternativ sind auch 36-GByte- und
143-GByte-Platten erhältlich. Die Laufwerke sind in stabilen Metalleinschüben untergebracht, wobei
allerdings der Plastikbügel zum Herausziehen einen etwas wackeligen Eindruck machte. Das System
bietet eine gute Skalierbarkeit, da es sich über einen HSSDC-Port (High Speed Serial Data
Connection) kaskadieren lässt. In der maximalen Ausbaustufe kann es laut Acer eine Gesamtkapazität
von 16 TByte bereitstellen. Die Lüfter und die Netzteile sind redundant ausgelegt.

Für den Test wurde ein Raid-5-Array mit drei Platten konfiguriert und die vierte Disk als Global
Hot Spare eingerichtet. Anschließend legten wir zwei 10-GByte-Daten-Partitionen und eine
1-GByte-Partition für die Quorum-Disk des Clusters an. Um eine höhere Schreibgeschwindigkeit zu
erzielen, wurde der Write Cache aktiviert und der Host Access auf Enabled gestellt, damit die
Server auf die Volumes zugreifen können. Alternativ kann der Administrator die LUNs (Logical Unit
Number) auch jedem Server manuell zuweisen.

Alle Tests wurden mit einer Single-Path-Konfiguration durchgeführt, bei der jeder Server über
einen HBA mit dem Speichersystem verbunden war. Um die C700F-Cluster-Lösung unter Windows 2000/2003
mit redundanten Pfaden zu betreiben, ist eine spezielle Multipath-Software erforderlich, wie sie
etwa Veritas anbietet. Die von Qlogic kostenfrei erhältlichen Tools Qldirect und SANsurfer lassen
sich nicht in Windows-Clustern einsetzen, sondern nur mit Standalone-Systemen.

Getestet wurde mit zwei Szenarien: Zunächst war jeder Server direkt mit einem FC-Port des
Storage-Arrays verbunden. In einem zweiten Testdurchlauf wurde dann ein FC-Switch Silkworm 3200 von
Brocade dazwischengeschaltet. Sowohl die Server als auch die beiden Ports des S700F waren mit
diesem Switch verbunden. Damit sich die beiden Cluster-Nodes bei dem Zugriff auf die Festplatten
nicht in die Quere kommen, wurden auf dem Brocade-Switch zwei Zonen mit jeweils einem HBA und einem
S700F-Port eingerichtet.

Cluster-Installation

Vor der Einrichtung des Cluster-Services auf den beiden Knoten installierten die Tester noch den
Acer Server Manager (ASM) für die Überwachung der Systeme. Das Tool besteht aus einem Server-Agent
und einer Konsole, die auf einer Überwachungsworkstation läuft. Der ASM überwacht alle wichtigen
Systemparameter und benachrichtigt den Administrator bei Fehlfunktionen unter anderem per E-Mail.
Acer liefert zudem das so genannte Altos Ebusiness Value Pack mit, das verschiedene Trial-Versionen
enthält, darunter etwa Backup- und Virenschutz-Software.

Die beiden Altos-R710-Server sind für den Cluster-Betrieb mit je zwei Netzwerkkarten
ausgestattet. Über die eine erfolgt die normale Kommunikation, die andere ist für die
Heartbeat-Cluster-Verbindung vorgesehen. Damit sich ein Windows-Cluster installieren lässt, müssen
beide Nodes Mitglied derselben Domäne sein. Nachdem die Testserver zur Domäne des Testnetzes
hinzugefügt worden waren, wurde ein Server wieder heruntergefahren. Dies ist nötig, weil der zuerst
eingerichtete Cluster-Knoten einen exklusiven Zugriff auf die später gemeinsam genutzten
Festplatten des externen Disk-Systems benötigt.

Die Installation des Clusters verlief ohne Probleme. Während des Setups auf dem ersten Knoten
richtete der Wizard die Quorum-Disk ein, auf der Windows die aktuelle Konfiguration und den Zustand
des Clusters speichert. Dann wurde der zweite Knoten hochgefahren und mithilfe des Cluster-Wizards
von Microsoft zum Test-Cluster hinzugefügt. Sobald das Basis-Setup des Clusters abgeschlossen war,
ließen sich die beiden auf dem Speichersystem konfigurierten 10-GByte-Volumes als
Cluster-Disk-Ressourcen einrichten, um jeweils ein Fileshare zur Verfügung zu stellen. Für die
Shares wurde dabei ein eigener Netzwerkname und eine eigene IP-Adresse als Cluster-Ressoure
eingerichtet. Dadurch ist der Zugriff unabhängig von der Konfiguration der einzelnen Cluster-Nodes
möglich.

Die Leistung des S700F-Systems ermittelten wir mit "Intel Iometer"-Testreihen. Dabei wurde die
Lese- und Schreib-Performance mit Paketgrößen von 2 KByte bis 10 MByte gemessen, wobei sowohl
sequentielle als auch Random-Zugriffe und ein Mix aus beiden stattfanden.

Die maximale Schreib-Performance von 115 MByte/s erzielte das Speichersystem mit
1-MByte-Paketen. Bei 64-KByte-Paketen erreichte es eine Transferrate von 69 MByte/s. Den
Spitzenwert von 189 MByte/s bei der Lese-Performance erreichte das Disk-Array bei einer Paketgröße
von 10 MByte. Mit 64-KByte-Frames lag sie noch bei schnellen 113 MByte/s.

Ob die Server direkt oder über den FC-Switch mit dem Speichersystem verbunden waren, hatte auf
die erzielten Übertragungswerte so gut wie keinen Einfluss. In beiden Szenarien lagen die
Messergebnisse bei allen Paketgrößen sehr eng beieinander. Die Performance-Werte können sich für
ein als Einstiegslösung positioniertes FC-Speichersystem durchaus sehen lassen. Sie würden auch
einem Midrange-System gut zu Gesicht stehen.

Fazit

Wer die Acer-Cluster-Lösung selber installieren möchte, sollte die in diesem Artikel erwähnten
Fallstricke beachten. Das Setup und die Beschreibung der einzelnen Schritte sollte Acer
nachbessern. Wenn die Systeme erst einmal aufgesetzt sind, laufen sie ohne Probleme und lassen sich
über den Acer Server Manager bequem verwalten. Das FC-Speichersystem überzeugt durch gute
Leistungswerte und eine einfach zu bedienendende Oberfläche, die allerdings mit der beiliegenden
Java-Runtime ein englischsprachiges Betriebssystem erfordert. Abgesehen von den Unstimmigkeiten bei
der Serverinstallation erhält der Kunde mit dem C700F eine leistungsfähige Cluster-Lösung zu einem
fairen Preis.

Info: Acer Tel.: 04102/4880 oder 0800/2244999 Web: www.acer.de


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