Praxistest Propalms TSE 6.0

Windows-TS-Veredelung

29. Juli 2009, 22:00 Uhr | Thomas Bär/ wg

Microsofts Terminal-Server (TS) erfreuen sich bei Administratoren großer Beliebtheit. Die Vorteile einfacher Bereitstellung, zentraler Verwaltung und Konzentration der Rechenleistung im RZ sind für IT-Profis so überzeugend, dass sie die Nachteile der Terminaltechnik in Kauf nehmen. Propalms TSE ist eine TS-Erweiterung, die viele Nachteile ausgleicht und somit den TS insgesamt aufwertet.

Die Terminal-Services des Windows-Servers bieten eine seit Jahren etablierte und robuste Plattform für die Bereitstellung von Anwendungen. Auch wenn es Microsoft mit der jüngsten Version der Terminal-Services unter Windows Server 2008 gelungen ist, den technischen Abstand zu Citrix? Xenapp-Umgebung zu verkleinern, so bleiben doch einige Punkte auf der Wunschliste der Administratoren offen. Doch Citrix ist bei der Aufwertung der Terminal-Services nicht allein: Propalms TSE bietet eine Sammlung von Verwaltungsfunktionen, die besonders bei wachsender Anzahl von Benutzern, Anwendungen und Servern eine leichtere Administration und Anpassung der Umgebung ermöglicht.

Der lange Weg zum Erfolg

Bevor jedoch TSE in der aktuellen Version 6 benutzt werden kann, gilt es, die Software zu installieren. Die Installation ist gelinde gesagt holprig, fehleranfällig und wenig durchschaubar. Bevor wir TSE 6 auf einem Windows Server 2003 in einer typischen Active-Directory-Umgebung zum Laufen brachten, war der Einsatz des Supports erforderlich. Dank der kompetenten und sehr schnellen Hilfe des deutschen Distributors Sinn war es uns dann möglich, die Software in Betrieb zu nehmen. Um es kurz zusammenzufassen: Die Informationen im "Quick Installation Guide" sind so unzureichend, dass es nicht funktioniert. In den Tiefen der Komponenteneinstellungen von Windows sind Rechte anzupassen, ohne die das Programm nicht bedienbar ist. Statt stimmige Fehlermeldungen auszugeben, liefert die Oberfläche nur allgemeingültige Dialogtexte wie "Access denied". Die angebotene Installation auf einem Terminal-Server außerhalb einer Windows-Domäne gelang auch mit Hilfe des Supports nicht.

Neben der Software selbst bedarf es eines aktivierten IIS (Internet Information Server) und einer Microsoft-SQL-Server-Datenbank in der Version 2000 oder höher. Die derzeit gebräuchlichen Laufzeitumgebungen wie Dotnet Framework 2.0 finden sich ebenfalls auf der Soll-Seite. Explizite Vorgaben zur Hardware macht die Software nicht - die Anforderungen ergeben sich aus den integrierten Terminal-Servern, die auf Basis von Windows 2000, 2003 oder 2008 arbeiten können. In einer Umgebung mit mehreren Terminal-Servern ist auch eine Mischung verschiedener Windows-Versionen möglich, sodass die Verwaltungsoberfläche für alle Systeme identisch ist.

Zentrale Oberfläche

Ist die Hürde der Installation erst einmal genommen, so findet sich der Administrator auf einer optisch ansprechenden, englischsprachigen und insgesamt übersichtlichen Web-Oberfläche wieder. Eine typische Administrations-EXE gibt es nicht. Mit dem Internet Explorer wie auch mit Mozilla Firefox ließ sich die Software problemlos bedienen. Gleich die erste Anmeldung erfolgt im Abgleich mit dem Active Directory. Standardpasswörter für die Erstanmeldung gibt es bei TSE glücklicherweise nicht. Der Hinweis auf die zunächst deaktivierte SSL-Verschlüsselung ist in roten Lettern nicht zu übersehen und mahnt den Anwender, die Verschlüsselung einzuschalten.

Neben einer Vielzahl von Menübefehlen sind die augenfälligsten Objekte auf der Startseite zwei Dashboards, die an Tachometer erinnern. Diese stellen die Lizenznutzung und die aktuelle Auslastung der Terminal-Server grafisch dar. Die Web-basierte Management-Konsole vereint die zentrale Verwaltung von Servern, Anwendungen und Benutzern. Welche Person welche Funktionen ausführen darf, ist über die delegierte Administration einstellbar. Alle im Betrieb des Systems benötigten Funktionen wie das Nachverfolgen von Benutzersitzungen, das Zurücksetzen von Sitzungen und das Spiegeln zu Support-Zwecken erfolgen ebenfalls aus der einen Konsole.

Die Einstellungen für die Benutzer basieren auf Gruppen oder OUs. Einzelne Applikationen wie beispielsweise Office-Programme, aber auch Bordmittel wie der Windows-Taschenrechner lassen sich so exakt für Gruppen oder einzelne Benutzer bereitstellen. Im Vergleich zum holprigen Installationsweg ist die Benutzung der Software insgesamt sehr einfach und erfordert kaum einen Blick in die PDF-Dokumentation.

Um ein neues Programm bereitzustellen, wird der Menübefehl "Add Application" verwendet. Ein kleines ActiveX-Plug-in erspart dem Administrator die Suche nach Pfaden und Beschreibungen komplett - alle gefundenen Programme lassen sich durch einen Klick auf ein virtuelles "Start-Menü" selektieren. Es folgt die Festlegung, ob die Bereitstellung als einzelne Applikationen inklusiver Zuordnung der Dateinamenerweiterung oder als kompletter Desktop erfolgen soll. Während die einzelne Applikation sich auf einem späteren Client-PC in einem so genannten "Seamless Window" wie eine lokale Software verhält, entspricht der komplette Desktop der typischen RDP-Terminalsitzung von Windows.

Besonders beeindruckend ist die sehr einfache Integration von Druckertreibern. Neben der Zuordnung von Standarddruckern bietet das Druck-Management von Propalms einen eingebauten PDF-Druckertreiber, Druckertreiberreplikation für alle verwalteten Server, ein richtlinienbasiertes "Proximity Printing", bei dem stets der aus Sicht des Client-Computers nächstgelegene Drucker angesprochen wird, sowie eine Bandbreiten- und Kompressionssteuerung von Druckaufträgen. Letzteres ist vor allem in großen Installationen mit verteilten Netzwerken mit WAN-Strecken von Bedeutung.

Clients für Windows, Linux, Mac OS und Java

Anstelle des RDP-Clients von Microsoft verwendet Propalms den so genannten TSE-Verbindungs-Manager, der für alle gängigen Windows-Versionen sowie für Mac OS und Linux verfügbar ist. In der Windows-Umgebung empfiehlt sich für die Verteilung der Client-Komponente der MSI-basierte Installer. Eine weitere Variante der Bereitstellung ist der Download über die so genannte Launchpad-Web-Seite oder die Verwendung eines Java-basierten Clients.

Ein Vorteil der Terminal-Services ist die Senkung der Hardwareanforderungen auf der Client-Seite: Lediglich Thin Clients (TCs) sind nötig. Damit ein TC jedoch mit einem Terminal-Server in Verbindung treten kann, ist die Bereitstellung einer geeigneten Client-Software erforderlich. Die Unterstützung für RDP, ICA oder VT-Emulation ist bei nahezu allen TCs ab Werk verfügbar. Die Propalms-Softwarekomponente wird für verschiedene Wyse-Modelle auf Windows-Basis angeboten.

Neben der vereinfachten Bereitstellung von Applikationen und Arbeitsoberflächen bringt Propalms TSE 6 einen ressourcenbasierten Lastenausgleich mit. Eine Server-Diagnose, bei der die wichtigsten Funktionen eines Servers geprüft werden, und die laufende Auswertung der Auslastungsüberwachung erleichtern es der Administration, die Betriebssicherheit einer Anlage im Blick zu behalten. Benötigte Messwerte und Berichte über die Verwendung der verschiedenen Applikationen, Benutzer, Clients und Server hält die Lösung als Report vor. Veränderungen an der Systemkonfiguration und Systemereignisse werden bei Propalms TSE 6 mit Zeitstempel protokolliert und bieten sich bei einer Fehlersuche und zur einfachen Dokumentation für das Change-Management an.

Im Vergleich zu den Standard-Bordmitteln von Windows bietet Propalms erweiterte Sicherheit mit einer Verschlüsselung der gesamten Kommunikation und einem so genannten "Server-Lockdown", um nicht-autorisierte Sitzungen zu verhindern. Bereits in der aktuellen Version ist die Bereitstellung virtueller Desktops auf VMware-Basis integriert. Eine breitere Unterstützung für VDI soll in der kommenden Version folgen. Genaue Preisinformationen sind auf Anfrage vom Deutschland-Distributor Sinn erhältlich.

Info: Sinn Tel.: 08124/5318-0 Web: www.s-inn.de


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