Motorola erscheint in WLAN-Marktstudien meist irgendwo im Mittelfeld - als Schlüssel-Player wird das Unternehmen selten wahrgenommen. Grund ist sicher zum einen die Konzentration auf Projektgeschäfte in ausgewählten vertikalen Märkten, zum anderen hat Motorola in Sachen WLAN einfach auch lange nichts Bewegendes mehr vermeldet. Auch künftig bleibt das Unternehmen dem Projektgeschäft verschrieben - und will dieses sogar massiv ausbauen. Mit einem softwarebasierten, virtualisierten WLAN-Controller, der auf bis 25.000 Access Points skalieren soll, kommt auch technisch mal wieder etwas Prickelndes.
Warum sich Motorola in Sachen WLAN so lange in der Defensive bewegt hat, bleibt deren Geheimnis – inzwischen hat sich aber offenbar wieder jemand aus dem Hause daran erinnert, dass man doch eigentlich zu den Pionieren der Drahtlosnetze gehört. Immerhin hat Motorola den IEEE 802.11-Standard mitentwickelt und die Wi-Fi-Alliance mitgegründet.
Der erste WLAN-Switch kam keineswegs von Cisco, sondern von Motorola – ebenso wie das erste Outdoor WLAN Mesh-Netzwerk. Nicht zuletzt hält das Unternehmen mehrere Tausend Patente im WLAN-Bereich – wenngleich viele davon aus Übernahmen stammen – allen voran denen von Symbol Technologies im Jahr 2006 und Air Defense im Jahr 2008.
Mit neu entfachtem Selbstbewusstsein will der US-Player nun seine globalen Aktivitäten in seinen angestammten vertikalen Märkten vorantreiben, in erster Linie im Handel, bei Transport- und Logistikunternehmen, bei Herstellern, im Gastgewerbe, im Gesundheitswesen und im Ausbildungssektor. Das war eine der Schlüsselbotschaften auf einer internationalen Pressekonferenz in London, zu der das Unternehmen Ende vergangener Woche lud.
Dabei geht es fast ausschließlich um konkrete Projekte, der reine Produktverkauf spiel bei Motorola eine sehr untergeordnete Rolle. „In diesen Branchen sind wir seit Jahrzehnten tief verwurzelt, wir kennen die Probleme dort und haben große Erfahrung in der Entwicklung geeigneter Lösungen“, so Mark Smith, Sales Director bei der Enterprise Networks & Communication Division (ENC) für Europa und Afrika. „Wir investieren jährlich mehr als eine Milliarde Dollar in Technologie und Service-Entwicklung, um genau auf den Kunden abgestimmte Lösungen bieten zu können“.
Neue Produkte: leichte Einrichtung und wirtschaftlicher Betrieb im Fokus
Gary Singh zeichnete in London seine Vision einer WLAN-zentrierten Unternehmensinfrastruktur, die alle anderen Funktechniken – von RFID über Bluetooth und Zigbee bis hin zu Mobilfunk – mit einbinden soll. Verkabelte Switches werden in diesem Szenario des globalen Motorola ENC Marketing- und Strategie-Chefs nur noch deswegen aufgerüstet und erweitert, um Mobility zu unterstützen.
Eine der Schlüsseltechnologien, um WLAN-Services kostengünstig bereitstellen zu können, ist laut Singh die Virtualisierung – bislang primär im Bereich WLAN-Management aus der Cloud populär. Zu den wichtigsten Innovationen, die Motorola mit nach London gebracht hat, zählt denn auch der VX 9000, ein softwarebasierter, virtualisierter WLAN-Controller, der in einer einzigen Instanz bis zu 25.000 Access-Points (APs) unterstützt. Mehrere Instanzen des VX 9000 lassen sich auf ein und demselben Server betreiben – eine Eigenschaft, die weiter die Kosten drücken soll.
Laut Motorola werden quasi alle Server und jeder kommerziell verfügbare Hypervisor unterstützt. Die Lösung eignet sich sowohl für Implementierungen in einer selbst betriebenen, privaten Cloud, als auch für solche als öffentlicher Cloud-Service.
Ebenfalls neu sind die NX 7500-Plattform für integriertes WLAN-Service-Management in mittleren Unternehmen, sowie der EX 3500 Gigabit Ethernet-Switch. Letzterer unterstützt vereinheitlichtes LAN-/WLAN-Management und wird seinerseits von den NX-Plattformen erkannt und gesteuert – wichtig für Installationen in Außenstellen. Die Air Defense WLAN-Sicherheitsmanagement-Software kümmert sich jetzt auch um die Abwehr unberechtigter Bluetooth-Geräte.
Alle Plattformen laufen mit dem Wing-5-Betriebssystem, welches das Frequenz-Management in Sinne der bestmöglichen Performance automatisiert und über alle Geräteklassen hinweg eine einheitliche Bedieneroberfläche zur Verfügung stellt. Zusammen mit APs, die sich über USB-Schnittstellen modularer weitern lassen, bietet Motorola eine flexible und einfache WLAN-Architektur, die den Nutzern eine Vielzahl an Implementierungsmöglichkeiten offen hält.