Die Standards Association des Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) hat die finale Version der Wireless-LAN-Spezifikation IEEE 802.11n ratifiziert. Damit dürften nun auch Firmen und Behörden die schnelle WLAN-Technik in stärkerem Maße als bislang implementieren.
Die Situation war paradox: Produkte für IEEE 802.11n gibt es bereits seit Anfang 2007. Zu diesem Zeitpunkt wurde Entwurf (Draft) 2.0 der Spezifikation für »schnelle« Funknetze mit Datenraten von bis zu 600 MBit/s veröffentlicht.
Bereits ab diesem Zeitpunkt boten Firmen Produkte für IEEE 802.11n an. Die Hersteller wollten nicht warten, bis die für 802.11n zuständige Arbeitsgruppe des IEEE die endgültige Fassung der Norm ausgearbeitet hatte.
Im Rahmen der Arbeiten an dem Standard, die 2002 begann, kam es mehrfach zu Verzögerungen. Dafür mitverantwortlich waren »politische« Ränkespiele, an denen speziell Hersteller von WLAN-Chips beteiligt waren, wie etwa Atheros, Broadcom und Marvell.
Nun hat die Standards Association des IEEE die 560 Seiten starke Endfassung der Spezifikation ratifiziert. Mitte Oktober soll sie veröffentlicht werden. Damit dürfte der Weg frei sein für eine breite Implementierung von IEEE-802.11n-Komponenten in Firmennetzen. Im Gegensatz zu Heimanwendern zögerten Firmenkunden bislang, die schnelle Funktechnik in großem Maßstab in ihre Netze zu integrieren.
Nach Angaben der Marktforschungsgesellschaft ABI Research werden rund 45 Prozent aller WLAN-Produkte, die im laufenden Jahr verkauft werden, 802.11n unterstützen. Bis 2012 soll der Anteil auf 65 Prozent steigen. »Bei WLAN-Chipsets wird 802.11n im nächsten Jahr die Führung übernehmen«, so Philip Solis, Forschungsdirektor bei ABI Research.
Die Wi-Fi Alliance, eine Industrievereinigung, die Interoperabilitätstests von WLAN-Produkten durchführt, hat nach eigenen Angaben bis Ende Juli 2009 bereits mehr als 600 IEEE-802.11n-Produkte zertifiziert. Mehr als 100 davon waren Access-Points und WLAN-Switches, die für den Einsatz in Firmennetzen vorgesehen sind.
IEEE 802.11n bietet eine maximale Übertragungsrate von 600 MBit/s, wenn bis zu vier Streams mit jeweils 150 MBit/s gebündelt werden. Die Wi-Fi Allianz zertifiziert derzeit allerdings nur Systeme mit 2 x 2 Datenströmen (300 MBit/s).
Allerdings will die Organisation auf Anregung ihrer Mitglieder in den kommenden Monaten Testverfahren implementieren, mit denen sich das Zusammenspiel von Geräten prüfen lässt, die 3 x 3 Streams unterstützen. Außerdem sollen Funktionen berücksichtigt werden, die der IEEE-Standard als Option vorsieht.
Dazu gehören Packet Aggregation, das den Durchsatz zu erhöht, sowie Space Time Block Coding (STBC). Diese Technik soll speziell die Datenübertragung von 802.11n-Komponenten verbessern, die nur eine Antenne verwenden.