Lotus Notes auf USB-Stick, MacOS und Linux

Zu Hause auf vielen Plattformen

13. Februar 2007, 0:25 Uhr | Peter Meuser/pf Peter Meuser (E-Mail: pmeuser@itlab.de) ist selbstständiger IT-Consultant in München und Mitglied des LANline-Labs.

IBM bietet ihre Lösung für Messaging-, Groupware- und Workflow-Anwendungen nicht nur für den klassischen Windows-Desktop an. Das LANline-Lab testete die aktuellen Optionen im Funktionsangebot der Notes-Version 7 unter mobilen Bedingungen und auf alternativen Plattformen.

Microsoft Windows ist auch im Umfeld von Lotus Notes eindeutig die bevorzugte Betriebsbasis. Mit
den aktuellen Notes-Versionen kommen aber auch Anwender von Apples MacOS X und Linux in die
Reichweite der Notes-Welt. Diese lässt sich mit "Lotus Notes on USB" gar vollständig in die
Westentasche stecken. Im LANline-Lab mussten sich die neuen Client-Optionen im Zusammenspiel mit
Domino- (7.0.2) und Sametime-Server (7.5) unter Windows in der Praxis behaupten.

Notes 7.0.2 für Windows auf USB-Stick

Wer bislang noch einen beruflichen "Grund" zum Kauf eines Apple Ipods oder zumindest eines
größeren USB-Sticks sucht, findet diesen möglicherweise in "Lotus Notes on USB". Mit Notes 7.0.2
unterstützt IBM erstmals die Client-Installation auf USB-Speichermedien. Der
Kommandozeilenbefehl

setup /a /v"NOMAD=1 TARGETDIR=F:\ /qb+"

bereitet beispielsweise eine Notes-Konfiguration auf einem USB-Stick vor, der über den
Laufwerksbuchstaben "F" zu erreichen ist. Für einen sinnvollen Betrieb empfehlen sich USB-Sticks ab
einer Speichergröße von 1 GByte. Sind die erforderlichen Programmdateien auf das Zielmedium
übertragen, startet der Anwender von dort die normale Notes-Konfiguration, bei der sich auch die
persönliche Notes-ID auf dem mobilen Datenträger hinterlegen lässt. Anschließend kann der Benutzer
das USB-Medium an jedem beliebigen Windows-Arbeitsplatz andocken und von dort aus Notes starten.
Ihm stehen nun alle Notes-Datenbanken zur Verfügung, die entweder über das angeschlossene Netz auf
Domino-Servern zu erreichen sind oder die lokal auf das USB-Medium repliziert wurden. Entfernt der
Anwender das USB-Medium, sorgt ein Hintergrundprozess dafür, dass alle Spuren des mobilen
Notes-Betriebs – wie zum Beispiel ein Desktop-Icon – wieder vom Arbeitsplatz verschwinden. In
unserem Test funktionierte dies sogar ohne Nebeneffekte auf Arbeitsplätzen, die bereits über eine
ältere Notes-Installation verfügten. Damit eignet sich das USB-Notes auch hervorragend, um
problemlos Erfahrungen mit der aktuellen Notes-Version 7.0.2 zu sammeln oder Demoversionen von
Notes-Anwendungen zu distribuieren. Offiziell unterstützt IBM "Notes on USB" ausschließlich für die
"normale" Client-Funktionalität, es ist jedoch nur wenig Handarbeit nötig, um auch Domino
Administrator und Designer stets in der Tasche mitführen zu können. Dazu sind lediglich "admin.exe?
und "designer.exe? aus einer bestehenden Desktop-Installation in das Programmverzeichnis sowie "
events4.ntf? und "domadmin.ntf" in das "Data"-Verzeichnis eines zuvor installierten "Notes on USB"
zu kopieren. Wer darüber hinaus auf den Geschmack kommt, neben Notes weitere Anwendungen wie
Firefox, "Openoffice.org" und Virenscanner samt individueller Konfiguration und persönlichen
Arbeitsdateien ständig mit sich zu führen, findet dafür eine komfortable und zudem kostenlose
Lösung unter "www.portableapps.com".

Notes 7.0.2 für MacOS

Rechtzeitig zum Weihnachtsfest 2006, aber letztlich ein halbes Jahr nach dem ursprünglich
angekündigten Termin, veröffentlichte IBM den aktuellen Notes-Client für Apples MacOS X als "
Universal Binary" für den nativen, emulationsfreien Betrieb auf PowerPC- und Intel-Prozessoren. Der
Client steht für Passport-Kunden (IBM-Teilenummer "C977WEN") bereit sowie als kostenlose,
funktionell unlimitierte "Trial-Version" in englischer Fassung zum Download (www128.ibm.
com/developerworks/lotus/downloads/). Für unseren Test standen uns ein Apple Macbook mit
2-GHz-Intel-Core-2-Duo-Prozessor und 1 GByte Arbeitsspeicher sowie ein älteres Ibook G4 mit 1,2 GHz
PowerPC-Prozessor und 768 MByte RAM – jeweils unter MacOS X 10.4.8 – zur Verfügung.

Wer Notes unter Windows kennt, wird sich auch auf dem Macintosh sogleich heimisch fühlen. Alle
wichtigen Funktionsbereiche sind an der gewohnten Stelle und arbeiten auch so, wie erwartet. Im
Vergleich zur Vorgängerversion gehören zum Glück unlesbare Schriftgrößen und Dialogkomponenten, die
sich nicht an das "Aqua"-Design der Apple-Plattform halten, der Vergangenheit an. Mac-Anwender
profitieren nun auch von den "aufgeräumten" Kalenderansichten und der Besprechungsplanung, wie sie
aus Notes 7.0.2 für Windows bekannt sind. Um sich von Apples Standard-E-Mail-Client gänzlich zu
verabschieden, muss dieser lediglich noch einmalig aufgerufen werden, um unter den
Anwendungseinstellungen Notes als "Standardprogramm für E-Mails" auszuwählen. Damit rufen auch "
mailto:"-URLs Notes korrekt als E-Mail-Anwendung auf. Wie auch unter Windows erlaubt der "Client
Reconfiguration Wizard", zusätzliche POP3-/IMAP-Mail-Konten unter der Obhut von Notes
einzubinden.

Interessanterweise verfügt der neue Mac-Client zwar über einen integrierten Viewer für
Excel-Dateianhänge, muss aber für Word- und Powerpoint-Anhänge auf externe Programme zurückgreifen.
Die gängigen Formate von Microsoft Office lassen sich zum Beispiel auch mit der kostenlosen, für
das MacOS optimierten Openoffice-Implementation "Neooffice" (www.neooffice.org) bearbeiten.

Der neue Notes-Client bindet Mac-Anwender auch erstmals in das unternehmensweite Instant
Messaging ein: Derzeit existiert zwar noch kein eigener Sametime-Client für MacOS, doch umfasst
Notes 7.0.2 zumindest eine integrierte Sametime-Funktionalität. Wie im Windows-Client wird der
Onlinestatus unmittelbar beim Benutzernamen im E-Mail- und Kalenderumfeld eingeblendet. Kleinere
funktionelle Unterschiede bestehen aber dennoch: So lässt sich zum Beispiel die persönliche
Instant-Messaging-Kontaktliste nicht komfortabel aus dem Domino-Verzeichnis bestücken, sondern der
Anwender muss die Benutzernamen hier noch manuell eingegeben.

Erwartungsgemäß endet der funktionelle Gleichstand zur Windows-Welt bei der Integration externer
Programme. So nutzen "Microsoft Office Library? und "Lotus Notes Access for SAP solutions? aus dem
Domino-Standardlieferumfang zur externen Modulansteuerung OLE-Automation beziehungsweise COM-APIs,
die unter MacOS nicht verfügbar sind. Leider verwenden auch aktuelle CRM-Lösungen für Notes von
Anbietern wie Haus Weilgut, Kumatronik oder Gedys/Intraware zur Korrespondenz- und
Serienbrieferstellung mittels Microsoft Word oder Openoffice Writer genau diese Schnittstellen. Den
Aufruf solcher Funktionen quittiert der Mac-Client entsprechend mit Fehlermeldungen.

Der insgesamt gelungene native Mac-Client tröstet darüber hinweg, dass das Browser-Interface "
Domino Web Access" weiterhin nicht Apples Standard-Webbrowser "Safari" unterstützt, sondern die
Open-Source-Alternative Firefox voraussetzt. Unter Firefox stehen immerhin alle Standardfunktionen
von Notes erstaunlich komfortabel zur Verfügung.

Etwas komplizierter wird es, wenn die Administration Domino-Server von einem Macintosh aus
verwalten will: Domino "Administrator" sowie "Designer" zur Anwendungsentwicklung existieren nicht
als native Anwendung für MacOS. Dominos alternativer Webadmin arbeitet darüber hinaus
ausschließlich mit Firefox 1.0.x zusammen. Aktuellere Firefox-Versionen wie auch Safari werden vom
Server als inkompatibel abgewiesen. Wer dennoch nicht vom Apple für die Notes-Entwicklung und
regelmäßige Administration lassen will, sollte zumindest über ein Intel-basierendes Gerät verfügen.
Unter Intel-Regie lassen sich Windows und damit auch Domino Administrator und Designer entweder
mittels Apples "Boot Camp" als alternative Boot-Option oder mittels Parallels? "Desktop for Mac"
(www.parallels.com) als virtuelle Maschine auf dem MacOS betreiben. Beide Optionen konnten im
LANline-Lab grundsätzlich überzeugen. Parallels bietet den größeren Komfort durch den schnellen
Wechsel zwischen beiden Welten.

Notes 7.0.1 für Linux

Notes für Linux ist – seit Mitte 2006 – zwar schon länger auf dem Markt als der
Macintosh-Client, orientiert sich aber in seiner Architektur bereits mehr an der kommenden
Notes-Version 8 (Projektname: "Hannover"). Im Gegensatz zum klassischen Programmmonolithen Notes 7
unter Windows und MacOS ist Notes für Linux als reines Plug-in zum "IBM Workplace Managed Client
(WMC)" konzipiert, der wiederum die quelloffene Rich-Client-Plattform Eclipse als
Framework-Technologie verwendet. IBM unterstützte zunächst offiziell nur die mittlerweile etwas
angestaubte Linux-Distribution "Red Hat Enterprise Linux 4, Update 3". Für unsere Tests entschieden
wir uns allerdings für den frischeren "Suse Linux Enterprise Desktop (SLED) 10", der mit dem
Notes-Patch vom 27.11.2006 (IBM Technote #1247685) als zweite Linux-Distribution von IBM abgesegnet
ist. Im Internet finden sich zwar auch Erfahrungsberichte über Notes-Installationen unter den
beiden freien Distributionen Centos 4.3 (Klon von Red Hat) und dem populären Ubuntu 6.10, diese
sind aber nur bastelwilligen Anwendern zu empfehlen.

Für die Installation von Notes für Linux ist trotz der Basis WMC nicht zwingend ein Workplace
Server (2.6.1) zur Softwareverteilung erforderlich. Das mit deutscher Benutzeroberfläche für
Passport-Kunden erhältliche Programmpaket (IBM-Teilenummer "C93QXML") lässt sich auch "stand-alone"
installieren. Im LANline-Lab betrieben wir Suse Linux in einer virtuellen Maschine unter Vmware
Workstation 5.5.3. Es empfiehlt sich bei den Systemvoraussetzungen – darunter der fast vergessene
Mozilla-Browser 1.7.12 – und bei den verschiedenen Vorbereitungsschritten auf Terminalebene genau
IBMs Dokumentation zu folgen, da andernfalls kein Erfolg garantiert ist.

Die Hälfte der 40-seitigen Release-Notes führt gewissenhaft bekannte Limitierungen und Probleme
von IBMs Linux-Erstling auf. So lassen sich zum Beispiel unter SLED 10 Dateianhänge weder über das
Kontextmenü direkt bearbeiten, noch in einer Zielanwendung öffnen. Der integrierte Viewer für
Dateianhänge versagt zudem bei mehrmaligem Aufruf seinen Dienst. Schon dies allein verbaut unter
Suse Linux den klassischen Einsatz von Notes als Container für distribuierte Dateibibliotheken.
Integriertes Instant Messaging sowie Onlinestatus über Sametime gehören auch noch nicht zum
Funktionsrepertoire der Linux-Lösung. Im Gegensatz zur Macintosh-Plattform bietet IBM aber
zumindest den aktuellen eigenständigen Client von Sametime 7.5 für Linux an. Trotz der
Java-Affinität von Eclipse und WMC unterstützt Notes keine Java-Applets – lediglich Java-Agents
ohne Zugriff auf die Benutzeroberfläche lassen sich ausführen. Damit stehen zum Beispiel beliebte "
Gant"-Diagrammmodule von Fremdanbietern zur Projektvisualisierung derzeit unter Linux grundsätzlich
nicht zur Verfügung. Da eine OLE-Automation beziehungsweise COM-Unterstützung der Windows-Welt
vorbehalten ist, fällt die Integration externer Funktionsmodule derzeit insgesamt noch recht
schwer. Somit erscheint es fast schon verschmerzbar, dass die von Notes gewohnten Werkzeugleisten ("
Smart-Icons") im Linux-Client fehlen.

Vor dem Hintergrund der vielen Einschränkungen überraschte der Linux-Client unter SLED 10 im
Test dann aber doch mit einer erstaunlich weit reichenden Lauffähigkeit bestehender
Notes-Anwendungen, sofern diese sich auf den Standardfunktionsumfang von Notes beschränken.
Allerdings kann die Stabilität des Plug-ins unter dem Workplace Managed Client noch nicht ganz
überzeugen. Zumindest für die Standard-E-Mail- und Kalenderfunktionen bleibt aber auch unter Linux
mit Domino Web Access eine Alternative, die sich erwartungsgemäß sehr gut mit Firefox unter Linux
verträgt. Für die Serveradministration via Webadmin lässt sich der Mozilla-Browser nutzen, der
Betriebsvoraussetzung des Linux-Clients ist. Notes-Entwicklern bleibt auf Linux-Arbeitsplätzen aber
– wie bei MacOS – nur die Windows-Installation in einer Virtual Machine, wie sie beispielsweise
Vmware Workstation 5.5 erlaubt.

Fazit und Ausblick auf Notes 8

Notes lässt sich bereits heute grundsätzlich auf allen wichtigen Betiebssystemplattformen
einsetzen. Notes on USB für Windows eröffnet neue interessante Mobilitätsoptionen und erleichtert
Mitarbeitern zum Beispiel auch von zu Hause aus, vollen Zugriff auf alle Notes-Anwendungen im
Unternehmen zu erhalten, ohne dass dazu der heimische PC aufwändig in die zentrale IT-Verwaltung
überführt werden müsste. Auch der neue Notes-Client für MacOS kann überzeugen und bietet erstmals
ernst zu nehmendes Potenzial, um Notes in der Apple-Welt populärer zu machen. IBMs Schritt, neben
dem Domino-Server auch Notes für Linux bereitzustellen, ist zwar begrüßenswert, doch kann die erste
Fassung mit limitierter Auswahl unterstützter Linux-Distributionen, eingeschränkter Funktionalität
und verbesserungswürdiger Stabilität noch nicht mit den anderen beiden Notes-Clients mithalten.

Noch dieses Jahr will IBM ihre Client-Unterstützung für Windows, MacOS und Linux mit Notes 8
vereinheitlichen. Das LANline-Lab konnte einen ersten Blick auf Notes 8 unter Windows werfen. Notes
8 Beta 1 lässt sich in den Konfigurationen "Basic" und "Standard" betreiben. In der
Basiskonfiguration eröffnet sich der klassisch anmutende Notes-Client als "Stand-alone"-Anwendung,
wie man ihn auch heute schon kennt. Erst mit dem Aufruf des Clients in der Standardkonfiguration
eröffnet sich Notes 8 in vollständig neuem Glanz: Eingebettet als Plug-in in die Eclipse-Plattform
präsentieren sich sowohl eine deutlich überarbeitete Benutzeroberfläche für E-Mail und Kalender,
als auch neue Funktionsangebote wie zum Beispiel ein integrierter Newsfeed-Reader. Eingebettet in
die Oberfläche sind auch IBMs Varianten der "Openoffice.org"-Module "Writer", "Calc" und "Impress"
in Form der "IBM Productivity Tools". Zur diesjährigen Lotusphere in Orlando Ende Januar wurde eine
öffentlich verfügbare Betaversion erwartet. Es bleibt zu hoffen, dass IBM es schafft, die positive
Weiterentwicklung im gleichen Umfang für Linux und MacOS zu realisieren.


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