Gastkommentar

Zuerst kommt die Digital Inspiration!

19. Mai 2016, 13:25 Uhr | Timo Scheibe
Michael Nowarra

Michael Nowarra, Spezialist für Partner-Recruitment und -Acceleration, über die richtige Fragestellung im Vorfeld der Digitalisierung.

HP, IBM und Also machen es vor: Sie tragen der Digital Transformation Rechnung und »enablen« ihre Partner aktiv und systematisch. Eine lobenswerte Initiative! Wird sie am Ende des Tages aber auch lohnenswert sein? Meiner Meinung nach nur dann, wenn der Wahnsinn Methode hat. Laut einer Fujitsu-Studie von 2016 sehen deutsche Entscheider derzeit noch keinen signifikanten Wettbewerbsvorteil durch die Digitalisierung. Ich befürchte, sie haben Recht. Denn schauen wir nur auf die Digital Transformation allein und sehen nur deren rein ingenieursmäßige Herausforderung, laufen wir Gefahr, »einen bestehenden Scheißprozess zu digitalisieren und daraus letztlich einen digitalen Scheiß-
prozess zu machen«. Meinen Dank an Thorsten Dirks, Bitkom-Präsident und CEO Telefónica Deutschland. Klarer und ein-prägsamer hätte man es nicht formulieren können!

Diese Falle vermeidet nur, wer vor die Digital Transformation die Digital Inspiration setzt. Wie es beispielsweise der Geschäftsführer eines kleinen Systemhauses tat, indem er zuerst die entscheidende Frage stellte: »Was könnte man jetzt eigentlich alles ganz anders und besser machen als bisher?« In der Phase der Digital Inspiration werden die Prototypen neuer, »digital befruchteter« Prozesse gebaut, hier wird die wirklich neue Customer Experience entwickelt, hier werden die neuen Geschäftsmodelle ausgearbeitet, die Technokraten dann digital umsetzen. Und in der Phase der Digital Inspiration sind es die Querdenker, die ewig Neugierigen, die Alles-in-Frage-Steller, die Regelbrecher und die Experimentierer, die den Unterschied ausmachen. Ja, Sie lesen richtig: Genau die, die einen unter normalen Umständen mit ihren Ideen wahnsinnig machen, sind jetzt strategische Waffe!

Das bedeutet aber nicht, dass sich jedes Unternehmen auf einmal einen hauseigenen Querdenker leisten muss. Es genügt, zuerst den professionellen Querdenker mit Erfahrung zu engagieren und dann den neuen Prozess, die neue Experience, die neue Strategie oder das neue Geschäftsmodell digital umzusetzen! Man darf gespannt sein, wann bei den Herstellern und Distributoren der Wahnsinn Methode bekommt und sie genau diese professionellen Querdenker in ihre Enablement-Programme aufnehmen und ihren Partnern systematisch anbieten.


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+