»Der Kooperationsanteil wird noch wachsen«
Für Einzelhändler wird die Mitgliedschaft in CE-Verbundgruppen wie Electronic Partner oder Euronics zunehmend wichtiger, da sie eine Möglichkeit bieten, die notwendige Masse für günstige Einkaufskonditionen zu erreichen. Wissenschaftliche Studien des Instituts für Genossenschaftswesen an der Universität Münster zeigen zudem, dass Mitglieder von Kooperationen bei Rating-Agenturen und Banken besser bewertet werden als der einzelne ITK-Händler. <i>CRN</i>-Redakteur Dr. Joachim Gartz hat Prof. Dr. Theresa Theurl, unter deren Leitung die Studie entstanden ist, nach den wirtschaftlichen Vor- und Nachteilen der Mitgliedschaft in einer Verbundgruppe befragt.
- »Der Kooperationsanteil wird noch wachsen«
- Bloß kritisieren hilft nichts
- Eine Kooperation ist kein Ruhekissen
CRN: Frau Professor Theurl, Sie haben eine Studie über »Verbundgruppenmitgliedschaft und Risiko« verfasst. Was war der Anlass dafür?
Theurl: Zwei Gründe: Wir unterstellen immer, dass Kooperationen das wirtschaftliche Risiko der Mitglieder reduzieren würden. Das können wir zwar theoretisch begründen, aber es wurde bisher noch nie empirisch untersucht. Zum zweiten ist der Zentralverband Gewerblicher Verbundgruppen an mich herangetreten. Der ZGV geht davon aus, dass das Unternehmensrating für die Verbundgruppenmitglieder immer wichtiger wird, ebenso die Finanzierungskonditionen. Der ZGV hat mit dieser Vermutung Recht und es ist nicht überraschend, dass ein großes Interesse daran besteht, herauszufinden, ob Verbundgruppenmitglieder ein geringeres Insolvenzrisiko hätten. Inzwischen hat das IfG Münster nicht nur die genannte Studie angefertigt, sondern kürzlich wurde auch eine Dissertation mit dieser Thematik fertig gestellt.
CRN: Ihre Studie umreißt aber alle Branchen, also vom Textilwaren-Verbund bis zur IT-Kooperation.
Theurl: Richtig, die Studie umfasst alle Branchen, vom produzierenden Gewerbe über Dienstleistungen und Handwerk bis Einzel- und Großhandel. Es ist alles abgedeckt und die Aussagen sind repräsentativ für die Gesamtheit der Verbundgruppen.
CRN: Aber es gibt doch signifikante Unterschiede zwischen den Branchen?
Theurl: Ja, es gibt Unterschiede zwischen einzelnen Branchen. Deshalb wird eine systematische Analyse von Branchen auch Inhalt von Folgeuntersuchungen sein. Insgesamt kam es uns im ersten Schritt darauf an, den Gesamtzusammenhang herauszuarbeiten. Und der ist so signifikant, dass er für alle Branchen gilt. Nun liegt ein Fundament vor, auf dem weiter gearbeitet werden kann.
CRN: Was haben Verbundgruppenmitglieder für Vorteile, welche Risiken sind bei ihnen niedriger als bei nicht kooperierten Händlern?
Theurl: Man muss die Risiken auf den unterschiedlichen Ebenen sehen. Ein Vorteil für Kooperationsmitglieder ist, dass sie es einfacher auf der Beschaffungsebene haben, dass sie gebündelt einkaufen können. Außerdem erhalten sie bessere Konditionen bei den Lieferanten und können bei Verhandlungen die Marktmacht der Gruppe nutzen. Auf der Absatzseite haben sie die Chance, sich mit anderen Mitgliedern zusammenzuschließen, vielleicht Dienstleistungen anzubieten, über die sie selbst nicht verfügen. Damit können die Kunden länger gehalten und gebunden werden. Dies wiederum reduziert das Absatz- und Marktrisiko. Für ganz wichtig halte ich einen weiteren Aspekt: Wenn man sich zur Kooperation entscheidet, dann muss man sich im Vorfeld über das eigene Unternehmen im Klaren sein, muss bestimmte betriebswirtschaftliche Informationen liefern, muss seine Schnittstellen kennen. Das heißt, man hat eine Art Business- Plan im Hintergrund und alle nötigen Daten parat – auch für nötige Bankgespräche. Man lernt im vorangegangenen Analyseprozess seine Stärken, aber auch seine Schwächen sehr genau kennen.