Actebis in Feierstimmung
Actebis in Feierstimmung: Noch 2003 schien die Actebis-Gruppe ein hoffnungsloser Fall. Schnell verkaufen, hieß es damals in der Hamburger Zentrale des Gesellschafters Otto. Zum 20. Firmenjubiläum aber lobt der Konzern staunend seine Distributionstochter, die sich am eigenen Schopf aus der Krise gezogen hat. Actebis wächst wieder und die optimistisch gestimmte Unternehmensführung um Dirk Hauke schaltet die Weichen um, von Konzentration auf Expansion.
Die offizielle Geburtstagsfeier »20 Jahre Actebis - Celebrate Solutions« legte der Broadliner mit den am Soester Firmensitz stattfindenden CE Days zusammen. Eine Entscheidung, die zumindest am Vormittag nicht bei jedem der etwa 30 Hersteller auf Gegenliebe stieß. Denn nur langsam stieg das Interesse der Fachhandelspartner an der Veranstaltung rund um die Produkte der digitalen Unterhaltungselektronik. Die anfängliche Stimmungslage drohte den Jubiläumsevent zu vermiesen. »Der von allen erwartete große Boom bei Consumer Electronics ist bisher ausgeblieben«, stellte Actebis Peacock- Geschäftsführerin Bärbel Schmidt passend dazu fest.
Dies äußerte sich auch während einer Gesprächsrunde zwischen Fachpresse und Actebis-Management. Ähnlich wie bei anderen Distributoren auch, galt es Klarheit in die Frage zu bringen, was überhaupt unter dem Begriff CE alles einzuordnen sei. Und noch viel wichtiger, welche Absatzkanäle in Zukunft das Geschäft mit Consumer Electronics vorantreiben werden. Fazit der Diskussion: Der IT-Fachhandel ist dazu prädestiniert, muss allerdings noch in Trab gebracht werden.
Der Veranstaltungsnachmittag stimmte die Aussteller milde: Das Interesse der insgesamt 1.000 Besucher legte deutlich zu und der Handelstag kam doch noch in Schwung – und auch Bärbel Schmidt setzt in punkto digitale Unterhaltungselektronik auf ein spätes Ansteigen der Stimmungskurve: »Consumer Electronis bleibt ein Wachstumssegment. Ich rechne im Herbst mit einer steigenden Nachfrage.«
Dabei hatte Actebis allen Grund zu feiern: Das zwanzigjährige Bestehen und die außerordentlich positive Entwicklung, die das Unternehmen seit dem Krisenjahr 2003 genommen hat. 3,74 Milliarden Euro konnte die Gruppe 2005 umsetzen. Das Wachstum fiel zwar mit rund sechs Prozent nicht mehr ganz so hoch aus wie im Jahr 2004, als man noch zweistellig wuchs, doch dafür sei das Geschäft – anders als noch vor zwei Jahren – nun wieder profitabel, versichert Dirk Hauke, Vorsitzender der Geschäftsleitung und damit verantwortlich für die Actebis Holding. »Nicht nur im Ausland, auch in Deutschland«, bekräftigt der Actebis- Chef. Ein Erfolg dank Bärbel Schmidt-Effekt. Denn seit die ehemalige HP-Managerin in Soest das Ruder übernommen hat, geht es in Deutschland für die Firma wieder aufwärts. Die Integration der Peacock GmbH in die Schwestergesellschaft Actebis verlief reibungslos, mittels verstärktem Vertriebsfokus konnte die zusammengeführte Actebis Peacock GmbH die Kundenbreite, vor allem im begehrten SMB-Segment, wieder massiv ausbauen, die Logistik-Leistung stimmt wieder und selbst im einst schwächelnden E-Business kann der Broadliner nun überzeugen. »Auch der Start in dieses Jahr verlief sehr zufrieden stellend«, sagt Holding-Chef Hauke, »nach dem guten ersten Quartal bin ich sehr optimistisch, dass wir das Wachstum auch in diesem Jahr fortsetzen können.«
Mit solchen Erfolgen im Rücken kann Hauke in aller Ruhe die Expansion der Gruppe auf europäischer Ebene angehen: Actebis möchte sein Geschäft in Osteuropa ausbauen. Im vierten Quartal 2006 will man von der zentralisierten Logistik in Polen aus nicht nur Tschechien, sondern dann auch die Slowakei beliefern. Auf Haukes Wunschzettel für 2007 stehen außerdem die baltischen Staaten und womöglich noch Ungarn. Wohlwollend betrachtet diese ehrgeizigen Pläne der Otto-Konzern. »Wir sind wirklich sehr zufrieden mit der Entwicklung der Actebis-Gruppe «, sagt Dr. Wolfgang Linder, der bei Otto als Konzernvorstand IT und Logistik fungiert und für dieses Geschäft zuständig ist. Besonders eindrucksvoll sei, dass der Turnaround unter den verschärften Wettbewerbsbedingungen in der IT-Distribution geschafft wurde. Trotzdem: An der Absicht des Otto-Konzerns, das Geschäft veräußern zu wollen, ändert sich erst einmal nichts.
Bei allem berechtigten Lob, das zum Firmenjubiläum ausgesprochen wurde, wird jedoch auch deutlich: Noch gibt es Baustellen in Soest. Der Abschied des Key- und Corporate- Account-Leiters Jörg Hasselbach, der in Braunschweig zum Distributor Devil wechselte, verursachte einige Schmerzen. Die Nachfolge ist noch nicht geregelt. Eric Klingenburg leitet kommissarisch den Bereich. In manchen Geschäftsbereichen, etwa beim Retail- oder dem VAD-Geschäft mit beratungsintensiven Produkten, hinkt Actebis den Münchner Wettbewerbern Ingram Micro und Tech Data noch ein wenig hinterher. Im Retail-Bereich soll nun Ingo Schaffer, der für Ivonne Schlottmann kam, neue Kundensegmente, etwa im wachsenden Etailer-Geschäft erschließen.
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INFO
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