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Mobilkommunikation

Aus für BenQ Mobile in Deutschland

Der Handy- und Smartphone-Hersteller BenQ Mobile ist finanziell am Ende. Das Unternehmen stellte beim Amtsgericht München einen Insolvenzantrag.

Autor:Bernd Reder • 13.9.2007 • ca. 2:05 Min

Das Aus kam, als die taiwanesische Muttergesellschaft BenQ die Subventionszahlungen einstellte. Der Konzern will das Geschäft mit Mobiltelefonen nur noch in Asien fortsetzen. »Seit Oktober 2005 haben wir außerordentlich viel Kapital und erhebliche Ressourcen in unsere deutsche Mobilfunktochter investiert«, sagte K. Y. Lee, Chairman von BenQ. »Die sich ausweitenden Verluste machten es jedoch unvermeidbar, diese schmerzvolle Entscheidung zu treffen.«

Derzeit hat BenQ Mobile rund 3000 Mitarbeiter, darunter 1400 in der Zentrale in München. Weitere 1600 Mitarbeiter sind in der Handy-Fertigung in Bochum und Kamp-Lintfort beschäftigt. Sie alle müssen nun damit rechnen, ihre Arbeitsplätze zu verlieren.

Mitte vergangenen Jahres hatte Siemens-Chef Klaus Kleinfeld die defizitäre Handy-Sparte an BenQ abgegeben. Noch im August verkündete BenQ-Vorstandschef K. Y. Lee, man wolle trotz der anhaltenden Verluste an Benq Mobile festhalten. Der Unternehmensbereich werde voraussichtlich Mitte 2007 schwarze Zahlen schreiben. Lee stellte zudem eine Finanzspritze in Höhe von 400 Millionen US-Dollar in Aussicht.

Belastung für den Mutterkonzern

Nun zog BenQ die Notbremse. Der Handy-Sprössling war maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Muttergesellschaft im ersten Halbjahr 2006 einen Verlust von 7,5 Milliarden Taiwan-Dollar (umgerechnet rund 180 Millionen Euro) nach Steuern ausweisen musste.

Die Handys und Smartphone von BenQ Mobile fanden zuletzt immer weniger Abnehmer. Im zweiten Quartal 2006 verkaufte BenQ Mobile nach Angaben der Marktforschungsgesellschaft Gartner weltweit rund 7,4 Millionen Geräte – 2 Millionen weniger als im selben Zeitraum des Vorjahres. Damit rangierte der Hersteller auf Platz sechs der Verkaufsrangliste.

Von der Konkurrenz abgehängt

Zum Vergleich: Marktführer Nokia setzte im zweiten Quartal 77 Millionen Handys und Smartphones ab, der Zweitplatzierte Motorola 50,2 Millionen. Auf Platz drei und vier rangierten Samsung (25,5 Millionen) und Sony-Ericsson (15,3 Millionen). Das selbst gesteckte Ziel, einen Platz unter den Top drei zu erreichen, war für BenQ somit weiter denn je außer Reichweite.

Hinzu kommt, dass sich bei Smartphones die Konkurrenzsituation verschärft. So haben beispielsweise Research in Motion (»Blackberry«) und Palm (»Treo«) neue Modelle vorgestellt, die auf Geschäftskunden und anspruchsvolle Anwender zielen. Dieselbe Klientel hat sich auch BenQ Mobile zur Kernzielgruppe auserkoren.

Zudem schicken sich neue Anbieter an, in den Markt für Smartphones einzusteigen. So bietet der taiwanesische Hersteller HTC seit diesem Jahr seine Geräte unter eigenem Namen an. Bislang trat HTC als Lieferant von Systemen für Mobilfunkfirmen wie T-Mobile (»MDA«), Vodafone (»VDA«) oder O2 (»XDA«) in Erscheinung.

Probleme auch für Infineon

Die Insolvenz von BenQ Mobile könnte auch für eine weitere ehemalige Siemens-Sparte negative Auswirkungen haben: Der Halbleiterhersteller Infineon gab vor 14 Tagen bekannt, dass seine Handy-Chipsparte länger als geplant Verluste schreiben wird.

Infineon-Chef Wolfang Ziebart räumte bei dieser Gelegenheit ein, dass fast der gesamte Umsatz des Bereichs von BenQ Mobile stammt, und dass sich daran in den kommenden Quartalen auch nichts ändern werde. Nach der Insolvenz von BenQ muss Infineon nun schnellstens neue Kunden für seine Handy-Chips finden.

Weitere Informationen unter:

www.benqmobile.de

www.benq.com

www.gartner.com

www.infineon.de