Die Stromsparweltmeister
Die Stromsparweltmeister Green-IT-Hype hin oder her – Energieoptimierung der IT hat technische und ökonomische Relevanz, wenn das Thema richtig angefasst wird. Das beweisen die preisgekrönten Projekte des Green CIO Award 2008.

- Die Stromsparweltmeister
- Sparen kann man überall
- Ade Desktop-PC
- Neun von zehn Servern müssen gehn
Deutsche Rechenzentren verbrauchten 2006 über acht TWh (Terawattstunden) Strom (vgl. Artikel Seite 24), etwa die 1,5-fache Jahresproduktion des Atomkraftwerks Brunsbüttel. Muss das wirklich sein, fragten sich Anfang 2008 das Marktforschungsunternehmen Experton Group und InformationWeek. Denn hoher Stromverbrauch ist ein ökologisches, in Zeiten rapide steigender Energiekosten für den CIO aber vor allem ein ökonomisches Problem. Es zu lösen, sollten IT-Leiter an sich interessiert sein. Also wurde der GreenCIO Award 2008 ausgeschrieben und am 3. Juni 2008 anlässlich einer Tagung zum Thema Green IT von Andreas Zilch, Vorstand der Experton-Group Wolfgang Schwab, Senior Advisor der Experton Group, und Markus Bereszewski, Chefredakteur der InformationWeek, an die Preisträger verliehen. Die Gewinnerprojekte beweisen allesamt, dass sich die Optimierung des Energieverbrauchs sowie sinnvolle Kühl- und Virtualisierungskonzepte immer auch materiell auszahlen. Oft sogar wesentlich schneller als eigentlich angenommen. Manchmal ergeben sich aus dem Zusammendenken von Ökonomie und Ökologie sogar vollkommen neue architektonische Ansätze, die die IT als integralen Gebäudebestandteil betrachten. Hilfreich ist immer, wenn entweder der IT-Leiter die Stromverbräuche der IT kennt oder die Geschäftsleitung selbst hinter den Optimierungsprojekten steht. Letzteres ist zum Beispiel beim Ulmer Wilken Rechenzentrum (im Folgenden: Wilken) der Fall. Die Firma begann als Softwarespezialist und stellt nun seinen Kunden auch die gesamte Infrastruktur zur Verfügung. Geschäftsführer Roman Hoffmann erkannte schon früh, dass die Betriebskosten ein wichtiger Faktor der Gesamtrentabilität des Rechenzentrums sind – lange, bevor die meisten Hersteller auf den Green-IT-Zug aufsprangen. So kommt es, dass der RZ-Betreiber heute noch etwa genau so viel Strom verbraucht wie 2005, nämlich rund 180 MW – obwohl er die Serverzahl um 20 Prozent gesteigert hat. Zu den Sparmethoden bei Wilken gehört es, dass alle IT-Endgeräte abends und am Wochenende automatisch über die Alarmanlage abgeschaltet werden. Weiter verwendet man Virtualisierung mit VMware und die Open-Source-Software Nagios für das Management des gesamten Rechenzentrums. Sie verteilt die Arbeitslast gleichmäßig unter den Systemen. Grundsätzlich werden bei Wilken nur noch besonders sparsame Desktops, Server oder Laptops verwendet. Als besonders einfallsreich erwies sich der Dienstleister bei der Unterbringung des Backup-Rechenzentrums. Hoffmann entschloss sich kurzerhand, es in den Weinkeller des bestehenden Gebäudes zu integrieren. »Der unterirdische Raum leitet 25 bis 30 Prozent der Abwärme ins Erdreich und erwärmt sich im Sommer nicht, also konnten wir die Kühlung halb so groß dimensionieren wie sonst nötig.« Für die clevere Kombination vieler, zum Teil durchaus unspektakulärer Einzelmaßnahmen wurde Hoffman zum Gesamtsieger des GreenCIO Award 2008 gekürt. Der Einzelpreis für die Kategorie Systemmanagement ging ebenfalls an Wilken.