Von Belegplänen bis zum Kantinenmenü: Kommunikation per Display
Digital Signage-Lösungen geben Orientierungshilfe und liefern Informationen – auch in Kliniken. Wo solche Displays in Krankenhäusern eingesetzt werden können, ob sie sich an klinikspezifische Software anbinden lassen sowie über das Für und Wider einer Cloud-Lösung spricht Amit Chatterjee von Samsung Electronics im connect professional-Interview.
connect professional: Ist Digital Signage in Zeiten, in denen sich (fast) alles über das Handy abrufen lässt, noch zeitgemäß? Oder anders gefragt: Welche Inhalte eignen sich, um sie über Digital Signage auszuspielen?
Amit Chatterjee: Es kommt tatsächlich auf die Inhalte an. Beim Smartphone entscheiden sich Nutzer*innen aktiv, welche Informationen sie abrufen möchten – etwa durch gezieltes Aufrufen von Webseiten oder Apps. Digital Signage funktioniert dagegen passiv und kontextbezogen: Die Inhalte werden automatisch und situativ ausgespielt, ohne dass Betrachter*innen sie aktiv anfordern. Das eignet sich besonders für Informationen, die schnell und direkt ins Blickfeld geraten sollen – zum Beispiel Wegweiser in Gebäuden, Hinweise auf freie Parkplätze oder produktbezogene Informationen im Einzelhandel. Auch Notfallhinweise sind ein typisches Einsatzfeld: Sie erscheinen nur im Ernstfall und liefern dann relevante Orientierung, etwa zu Fluchtwegen oder Sammelpunkten.
Gerade in öffentlichen Einrichtungen wie Krankenhäusern zeigt sich, wie wichtig solche Systeme sind. In Deutschland setzen laut einer Bitkom-Studie aus 2025 bereits über 60 Prozent der Kliniken auf digitale Informationssysteme – darunter auch visuelle Leitsysteme und Notfallanzeigen. Diese Lösungen helfen nicht nur bei der Orientierung, sondern können im Ernstfall entscheidende Informationen liefern.
connect professional: Können Sie hier ein Beispiel nennen?
Chatterjee: Ein Beispiel wäre eine Kantine in einem Unternehmen. Über Digital Signage werden dort im Normalfall die Gerichte des Tages angezeigt. Im Falle eines Brandes oder einer anderen Notfallsituation, kann umgeswitcht werden und es werden für diese Situation relevante Informationen ausgespielt: Wo der nächste Notausgang ist, wo sich der Sammelpunkt befindet.
Solche Szenarien sind auch im Gesundheitswesen relevant. Über 6.000 Krankenhäuser und Einrichtungen profitieren inzwischen vom Krankenhauszukunftsgesetz, kurz KHZG, das seit 2020 gezielt Investitionen in digitale Infrastruktur fördert – darunter auch Digital Signage für Patienteninformation und Notfallkommunikation.
connect professional: Wie sieht es denn beim Thema Hardware aus? Braucht man spezielle Bildschirme für Digital Signage?
Chatterjee: Grundsätzlich sollten Geräte einigermaßen hitzebeständig sein. Stellen Sie sich vor, sie hängen einen Bildschirm ins Schaufenster und im Sommer knallt die Sonne hinein. Für diesen Fall sollte ein Gerät ausgelegt sein. Ein herkömmlicher Bildschirm kann dann nämlich einen wolkigen Effekt auf dem Display zeigen. Solche Effekte lassen sich gelegentlich in Schaufenstern beobachten. Durch die Hitzeeinwirkung können Flüssigkristalle beschädigt werden. Unsere Geräte verwenden Flüssigkristalle einer Güteklasse, die für High Brightness, also für solche Einsatzszenarien wie hinterm Schaufenster, gedacht sind. Bei uns kann ein Standardpanel Hitze bis zu 110 Grad aushalten.
connect professional: Nun gibt es Digital Signage-Lösungen sowohl als Cloud- als auch On-Premises-Lösung. Was sind für die beiden Bereitstellungsarten Argumente dafür und dagegen?Chatterjee: Eine Cloud-Lösung hat den großen Vorteil, dass ich ortsunabhängig bin, zu jeder Zeit Inhalte austauschen kann. Auch lässt sich mit einer Cloud-Lösung schneller skalieren. Das ist besonders interessant für Unternehmen mit mehreren Standorten oder Filialen. Wir haben aber auch Kunden, die auf On-Premises-Lösungen bestehen, weil sie die Datenhoheit bei sich haben möchten.
Grundsätzlich sind Digital Signage-Lösungen im Vergleich zu klassischen Print- oder Hardware-Informationssystemen oft kostengünstiger, insbesondere wenn man die langfristige Wartung und Aktualisierung berücksichtigt.
Abschließend ist zu sagen, dass wir beobachten, dass Kund*innen zunehmend offener gegenüber Cloud-Lösungen sind – nicht zuletzt, weil sie viel Flexibilität und Effizienz im täglichen Betrieb ermöglichen.
connect professional: Wo stehen denn bei Samsung die Server einer Digital Signage-Lösung?
Chatterjee: Wir benutzen bei unserer VXT-Lösung AWS als Backend und haben europäische Server, die in Frankfurt stehen. Von AWS haben wir entsprechende Dokumente, dass alles DSGVO-konform ist und die europäischen Richtlinien eingehalten werden. Wir haben aber auch die ISO-Zertifizierungen ISO 27001 und ISO 27701 für unsere Server.
connect professional: Nun spielt Künstliche Intelligenz technologisch praktisch überall eine Rolle. Wie kommt KI bei Digital Signage zum Einsatz?
Chatterjee: Nehmen wir unsere neue Lösung VXT CMS, in die haben wir schon einige KI-basierte Features integriert. Wir können mit KI zum Beispiel Bilder generieren, die sich wiederum nutzen lassen, um sie in die Template-Vorlagen einzubauen. Künstliche Intelligenz hilft aber auch beim Thema Predictive Maintenance. Sollte ein Gerät Funktionsprobleme haben, schickt es proaktiv Fehlermeldungen an den Server. Die KI analysiert die Ursache des Fehlers und identifiziert den Handlungsbedarf. Wenn ein Mensch eingreifen soll, wird eine Nachricht an die IT oder an das Facility Management geschickt. Ein weiteres Feld ist, dass wir das Thema Smart Things in unsere VXT-Lösung integriert haben. So ist zum Beispiel die Funktion eines Personenzählers eingebunden. Das bietet die Möglichkeit, anderen Content auszuspielen – je nachdem, wie viele Personen da sind.
Auch im Klinikbereich wird KI zunehmend eingesetzt: Laut der angesprochenen Bitkom-Studie aus diesem Jahr nutzen 19 Prozent der Krankenhäuser KI zur Steuerung von Informationssystemen, darunter auch visuelle Ausspielung.
connect professional: Wenn wir beim Einsatz in Krankenhäusern bleiben, welche Besonderheiten gibt es dabei zu beachten?
Chatterjee: In Kliniken lässt sich Digital Signage in verschiedenen Bereichen einsetzen: Fangen wir beim Eingangsbereich an. Dort kommen die Leute hinein und brauchen erst einmal Orientierung. Das heißt im Wesentlichen: Wie und wo komme ich auf welche Station? Oder in der Notaufnahme: Dort gibt es im Wartebereich eine Nummernvergabe und auch Systeme, die die Patient*innen eingruppieren. Wer sollte schneller zu einem Arzt kommen, weil er etwas Akutes oder Schweres hat? Wer kann möglicherweise ein bisschen länger warten? Die Wartezeit wird dann im Wartebereich angezeigt. Auf den Krankenstationen wiederum gibt es die Möglichkeit Schichtpläne und die Belegung digitalisiert anzeigen zu lassen.
Darüber hinaus lässt sich Digital Signage auch in das übergeordnete Gebäude-Management einbinden. So können Displays bei Nichtnutzung automatisch in den Energiesparmodus wechseln. Das kann nicht nur zur Effizienz beitragen, sondern kann Kliniken auch dabei helfen, bewusst mit Ressourcen umzugehen und Betriebskosten zu reduzieren.
connect professional: Gibt es auch für Patientenzimmer entsprechende Anwendungen?
Chatterjee: Ein Klassiker ist, wenn jemand im Krankenhaus fernsehen möchte. Dafür gibt es spezialisierte Hospitality-TVs. Diese Geräte sind steuer- und managebar, ähnlich wie in Hotels. Über ein solches Gerät können die Patient*innen dann fernsehen, Kanäle abspeichern oder auch die Sprache einstellen. Wenn der- oder diejenige dann entlassen wird, kann man wieder alles zurücksetzen. Wir haben aber auch schon Kiosksysteme eingebunden; da kann man Anfragen stellen, wo geht’s zum Röntgen, wo findet man die Ärzt*innen oder die Seelsorger*innen.
connect professional: Wie sieht es denn im sterilen Bereich eines OP-Saals aus? Ist Digital Signage dort auch ein Thema?
Chatterjee: Tatsächlich wird das nachgefragt. Unter Hygiene-Aspekten bleibt dann letzten Endes nichts anderes übrig, als eine Glasscheibe vor das Panel zu machen, denn das Glas lässt sich leicht abwischen. Aber für den OP-Bereich gibt es spezialisierte Hersteller*innen, deren Geräte ebenfalls eine Glasoberfläche haben oder komplett verschlossen sind.
connect professional: Nun haben Kliniken besonders hohe Anforderungen an Hygiene – wie lassen sich diese bei den Displays einhalten?
Chatterjee: Es gibt Alkohol-Lösungen, die speziell für Displays und für Panels entwickelt wurden. Wir haben auch Touchgeräte, die eine spezielle anti-mikrobakterielle Beschichtung haben. Dadurch lässt sich die Oberfläche einfacher reinigen und Bakterien können sich dort nicht so leicht vermehren. Die Hygiene und Reinigung ist bei diesen Geräten direkt mitbedacht.
connect professional: In Krankenhäusern kommt auch klinikspezifische Software, beispielsweise das Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System, kurz KISS zum Einsatz. Gibt es da entsprechende Schnittstellen?
Chatterjee: Bei KISS geht es um patient*innenbezogene Daten, dafür muss man zertifiziert sein. Das Digital Signage System an sich hat für KISS keine Zertifizierung. Allerdings kann Klinikpersonal mit einem zertifizierten Endgerät die Daten auf einem Display aufrufen, um sie beispielsweise mit dem Team zu besprechen. Aber natürlich verbleiben die Daten dann nicht auf dem Endgerät, sie werden nur für den Moment der Verbindung auf das Display gespiegelt. Daten außerhalb des KISS-Systems könnte man aber verarbeiten. Unser VXT lässt sich zum Beispiel über APIs mit entsprechenden Systemen connecten.