Forschungsprojekt: RFID-Chips zeigen Sehbehinderten den Weg
In einer italienischen Stadt läuft ein Feldversuch mit RFID-Transpondern, die als Wegweiser für sehbehinderte Menschen dienen.



In der italienischen Kleinstadt Laveno-Mombello am Rande es Lago Maggiore findet derzeit ein Versuch statt, der eine neuartige Einsatzmöglichkeit von RFID-Systemen aufzeigt. Das Joint Research Center (JRC) der Europäischen Union testet dort ein Navigationssystem für sehbehinderte Menschen.
Im Rahmen des Projekts Sesamonet (Secure and Safe Mobility Network) wurde ein Teil der Uferstraße mit RFID-Chips bestückt. Auf dem zwei Kilometer langen Abschnitt sind insgesamt 1260 Transponder im Pflaster vorhanden.
Die Forscher haben für die Anwender einen speziellen Gehstock entwickelt. Dessen Spitze ist mit einem RFID-Lesesystem ausgestattet. Sobald dieses Gerät einen Chip ortet, übermittelt es dessen ID-Nummer an ein Smartphone, das der Sehbehinderte bei sich trägt.
Zentrale Datenbank mit IDs der RFID-Chips
Eine Software auf dem Mobilgerät, die mit einer zentralen Datenbank verbunden ist, identifiziert anhand der ID-Nummer des RFID-Tags den aktuellen Standort des Users. Die Daten werden über das Mobilfunknetz transferiert.
Über ein Bluetooth-Headset wird ein Signalton ausgegeben, der dem Sehbehinderten mitteilt, ob er auf dem richtigen Weg ist. Auch Detailinformationen zur Umgebung, etwa ob sich in der Nähe eine Ampel befindet, lassen sich auf diese Weise weitergeben.
Sollte ein Teil des Weges unzugänglich sein, etwa wegen Bauarbeiten, lässt sich das in der Datenbank quasi »nachbilden«. Der Nutzer wird in diesem Fall um die gefährlichen Passagen herumgeleitet.
Jeder RFID-Chip hat eine separate ID. Daher ist nach Angaben des JRC ausgeschlossen, dass Verwechslungen auftreten, die den Nutzer möglicherweise in eine gefährliche Situation bringen.
Die Ausrüstung
Bei dem Versuch kommen handelsübliche Mobilgeräte zum Einsatz, die unter Windows Mobile von Microsoft laufen. Eine Erweiterung für Symbian ist in Arbeit.
Die RFID-Transponder arbeiten im Frequenzbereich 134,2 kHz und haben eine Antwortzeit von 0,5 Sekunden.
Den Stock mit der integrierten Antenne muss der Nutzer in einem Abstand von 20 bis 25 Zentimetern an den Chips vorbeiführen. Nach Angaben der Forscher hält die Batterie des Lesegeräts ungefähr acht Stunden lang mit einer Akkuladung durch.
Im Feldversuch erwies sich das System als robust und zuverlässig. Wie viele RFDI-Chips notwendig sind, um eine Router abzustecken, hängt von den Gegebenheiten vor Ort ab.
Ein Problem besteht darin, die zentrale Datenbank immer auf dem aktuellen Stand zu halten. Eine weitere Klippe, die es zu umschiffen gilt, sind elektromagnetische Störungen durch andere Geräte.
Weiterführende Informationen
Hier ein White Paper von vier Forschern, die das Sesamonet entwickelt haben
Die Web-Seite des Projekts, inklusive Fotos und PDF-Dateien mit einer Kurzbeschreibung