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Der Channel wird neu ausgerichtet

Microsoft nimmt die Großkunden ins Visier

Microsoft versucht zunehmend, in den Rechenzentren von Großkunden an Boden zu gewinnen. Auch wenn der Hersteller gegenüber anderen Technologielieferanten deutlich aufgeholt hat, spielt er in der Wahrnehmung vieler Anwender noch nicht in einer Liga mit IBM, Oracle oder SAP. Doch für Microsoft Deutschland genießt das Großkundengeschäft eine hohe Priorität.

Autor:Michael Hase • 18.9.2007 • ca. 1:45 Min

»Kein Unternehmen der Branche ist nach meiner Beobachtung besser aufgestellt als Microsoft, um Unternehmen leistungsfähige, zuverlässige und sichere ITLösungen anzubieten«, gab der bisherige Geschäftsführer von Sun, Marcel Schneider, zu Protokoll, als im Juli sein Wechsel zu Microsoft Deutschland bekannt wurde. In Unterschleißheim ist der Topmanager künftig in der Geschäftsführung für den Großkundenvertrieb verantwortlich.

Tatsächlich galt bei Konzernkunden bislang eher Schneiders Ex-Arbeitgeber Sun als ein Lieferant der Wahl, wenn es um stabile und skalierbare Infrastrukturen für geschäftskritische Applikationen ging. Gleiches ließe sich von IBM oder HP sagen. Zwar sind auch Windows und Office bei Großunternehmen auf nahezu jedem Desktop zu finden. Und mit Outlook/Exchange verdrängten die Redmonder inzwischen bei etlichen Konzernen Lotus Notes/ Domino von IBM. Aber in den Rechenzentren, wo die zentralen Geschäftsanwendungen laufen, vertrauten große Anwender eher auf Unix-Systeme von IBM, HP, Sun & Co.

Windows galt dagegen als Plattform für weniger kritische Applikationen oder eben für den Mittelstand. Technologisch hat Microsoft aufgeholt, und Windows wird zunehmend auch bei Großkunden als Alternative zu Unix gesehen. »Als Server-Plattform ist Windows mittlerweile für mehr als 95 Prozent aller Einsatzzwecke einsetzbar«, sagt Andreas Zilch, Vorstand des Beratungsunternehmens Experton Group. Große Unix-Server seien sicherlich noch die bessere Konsolidierungsplattform und bei Virtualisierungs-Technologien überlegen. Trotzdem halten selbst große Anwender den Windows- Server meist für »good enough«, wie der Analyst sagt. Insbesondere der höhere Preis spreche dann gegen Unix-Systeme. »Microsoft wird also auch im Rechenzentrum weiter an Boden gewinnen«, resümiert Zilch.

Dennoch ist der Software-Riese noch nicht da, wo er hin möchte. Bei allen Fortschritten auf Seiten der Technologie hat sich die Wahrnehmung der Anwender nicht grundlegend verändert. Nach wie vor sehen viele Kunden in Microsoft zunächst den Desktop- Spezialisten und Lieferanten von Büro-Software. An diesem Punkt möchte der neue Microsoft- Chef Achim Berg offenbar ansetzen. Auf dessen Agenda steht das Großkundengeschäft ganz weit oben. Nicht zuletzt deshalb dürfte der frühere Dell-Manager Berg seinen Ex-Dell-Kollegen Schneider ins Führungsteam geholt haben. Denn als ehemaliger Sun-Chef verfügt er über exzellenten Zugang zu großen Telco- Unternehmen und Banken.

Nach Einschätzung von Zilch hat Microsoft allerdings noch ein gutes Stück des Wegs vor sich. Die Anwender würden Microsoft im Vergleich mit IBM, HP oder SAP noch lange nicht als ebenbürtiges Unternehmen wahrnehmen. Sein Fazit: »Die Lösungen sind gut und vielleicht sogar ausreichend, um große, heterogene Umgebungen zu administrieren. Doch Großunternehmen haben hier noch nicht genug Vertrauen zu Microsoft.«