Aktive Netze langfristig kosteneffizienter

20. Juni 2008, 0:00 Uhr | funkschau sammeluser

Die funkschau führte ein Interview mit Steffen Probst, Business Development Manager bei Cisco, zum Thema Glasfaser in Zugangsnetzen (FTTX; Fiber to the X).

funkschau: Im internationalen Vergleich liegt Deutschland bei der Implementierung von Glasfaser in Zugangsnetzen (FTTX) zurück. Wo liegen aus Ihrer Sicht die größten Hürden für FTTX in Deutschland?

 

Steffen Probst: Im Gegensatz zu Straßen oder Stromnetzen wird der Aufbau der TK-Infrastruktur in Deutschland nicht als staatliche Aufgabe gesehen. Man vertraut auf die Kräfte des Marktes, der sich in einer Konsolidierungsphase befindet. Hinzu kommt, dass in Deutschland eine gewachsene kleinteilige Struktur bei den Kommunalversorgern existiert, während in anderen Ländern größere Versorgungsunternehmen den Ausbau der letzten Meile vorantreiben. Deshalb wurde in Deutschland lange auf DSL gesetzt, da hier keine großen Investitionen nötig waren. Die DSL-Netze stoßen jetzt an ihre technischen Grenzen.

 

funkschau: Carrier stehen bei der Implementierung von FTTX vor der Wahl zwischen passiven und aktiven Architekturen. Was sind nach Ihrer Meinung jeweils die Vor- und Nachteile ?

 

Probst: Der Vorteil passiver Architekturen (PON) liegt nach verschiedenen Untersuchungen bei bis zu fünf Prozent geringeren Anfangsinvestitionen. Da sie mehrere Nutzer auf einer Faser bündeln, können zusätzliche Teilnehmer ohne Erdarbeiten an existente Trassen angeschlossen werden. Die Kapazität wird per Time Division Multiplexing aufgeteilt. Aktive Architekturen wie Ethernet-FTTH verwenden dagegen Punkt-zu-Punkt-Topologien, bei denen jeder Teilnehmer über eine eigene Faser angeschlossen ist. Bei einem Neuaufbau dagegen fallen die Kosten für extra Fasern kaum ins Gewicht.

 

Langfristig erweisen sich passive Architekturen gerade wegen der Mehrfachnutzung der Fasern als kostenintensiver. Während bei E-FTTH jede Faser und damit jeder Teilnehmer einzeln aufgerüstet werden kann, indem die aktiven Komponenten am Ethernet-Switch ausgetauscht werden, muss bei PONs immer in alle Teilnehmer auf der Faser investiert werden. Die Betriebskosten sind bei E-FTTH geringer. Die Fehlersuche ist weniger aufwändig, und die zusätzlichen Splitter, im Regelfall in Verteilerkästen entlang der Straßen untergebracht, entfallen komplett. Über die gesamte Lebensdauer eines Glasfasernetzes von zwanzig bis dreißig Jahren ist E-FTTH daher die kosteneffizientere Architektur. Außerdem kann eine direkte Faser praktisch unbegrenzte Bandbreiten bieten. Speziell in Regionen mit intensivem Wettbewerb ist bei PON-Systemen ein Bandbreiten-Vorteil gegenüber Kabel-TV-Netzen kaum erreichbar, weshalb oft so genannte RF-Video-Over-Lösungen als Parallelinfrastruktur für das TV-Angebot errichtet werden.

 

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