Die Nutzung des Mobiltelefons ohne Auslandsaufschläge in allen 28 EU-Mitgliedsstaaten – das war das Ziel der neuen EU-Roaming-Verordnung, die ab sofort gilt. Verbraucherschützer warnen bereits jetzt vor Mogelpackungen der Netzbetreiber.
Immer freies Datenroaming in der gesamten EU? Mobilfunknutzer, die das gehofft haben, dürften enttäuscht sein. Zwar fallen nach jahrelangen Verhandlungen die Roaming-Gebühren in der EU weg, übrigens auch in Island, Liechtenstein und Norwegen. Die Carrier halten sich allerdings diverse Hintertüren offen - schließlich fällt eine wichtige Einnahmequelle weg. Händler sollten Verbraucher auf mögliche, kostspielige Stolperfallen hinweisen.
So beinhalten einige Mobilfunkverträge nur netzinterne Flatrates. Diese gelten im Ausland nicht. Mit den neuerdings angebotenen »Deutschland SIM-National«-Tarifen ist das Mobiltelefon außerhalb Deutschlands gar nicht nutzbar. Auch Prepaid-Nutzer müssen aufpassen: So gibt beispielsweise Vodafone beim »Callya-Smartphone-Special« an: »Mit Flat für nationale Standard-Gespräche und SMS ins deutsche Vodafone-Mobilfunknetz, gilt nicht im EU-Ausland«. Freiminuten und Datenpakete gelten hierbei allerdings im EU-Ausland.
Während Flatrates für Telefonate und SMS grundsätzlich auch im EU-Ausland gelten, können Anbieter für die Internetnutzung eine Obergrenze festlegen - »Fair-Use-Policy« nennt sich diese Regelung. Überschreiten die Kunden diese Grenze, dürfen Anbieter Aufschläge erheben. Der Netzbetreiber muss die Obergrenze allerdings vorab genau nennen und einen Hinweis senden, wenn das erlaubte Datenvolumen erreicht wird. Die weitere Internetnutzung darf pro Gigabyte maximal 7,70 Euro plus Mehrwertsteuer kosten, insgesamt also knapp neun Euro.
Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz warnt Mobilfunk-Surfer vor zu viel Gutgläubigkeit: »Beim Surfen im Internet ist weiterhin Vorsicht geboten«. Der Grundsatz 'Roam like at home' gelte nur eingeschränkt für die Internetnutzung. Wie hoch die eventuell vorhandene Volumengrenze sei, müsse im Einzelfall geprüft werden. »Urlauber sollten vor ihrer Reise im Vertrag die genauen Konditionen nachlesen und gegebenenfalls beim Anbieter nachfragen«, empfehlen die Verbraucherberater.
Insgesamt müssen Mobilfunknutzer mittelfristig mit steigenden Preisen rechnen: »Ich sehe ganz klar keine weiter sinkenden Preise«, sagte United Internet-Chef Ralph Dommermuth nach der Verkündung der Übernahme von Drillisch vor einigen Wochen. Tatsächlich gilt Drillisch mit den Marken Smartmobil, Winsim und Premiumsim aktuell als besonders günstiger Anbieter.