Mit dem Light Phone kommt jetzt der radikale Gegenentwurf zu immer größeren und leistungsfähigeren Smartphones auf den Markt. Es ist klein, leicht, und kann außer Telefonieren nicht viel. Dafür hält der Akku fast drei Wochen.
Für alle, die einfach gerne gegen den Strom schwimmen und sich von der Masse der ständig gebannt auf ihrem Smartphone umherwischenden digitalen Zombies abheben wollen, soll es bald eine interessante Abhilfe gegen die gängigen Trends geben. Das »Light Phone« ist der absolute Gegenentwurf zu fünf Zoll großen Phablet-Monstern, mit denen sich dank App-Erweiterungen von der Familienplanung über die Steuerung der Klimaanlage und Hifi-geräte im Haus bis hin zur Buchung und Bezahlung des nächsten Urlaubs alles quasi aus der ausgebeulten Hosentasche heraus erledigen lässt. Das nur scheckkartengroße und 38 Gramm leichte Minimalphone beschränkt sich ganz bewusst auf die ursprünglich wichtigste Funktion eines Telefons: das Telefonieren. Da es nur mit einem einfachen Dot-Matrix-Display ausgestattet ist, lassen sich damit nicht einmal SMS schreiben. Mit dem Kurzwahlspeicher für zehn Nummern muss man sich sowieso gut überlegen, wer die wirklich wichtigen Kontakte sind.
Gleichzeitig mit den zahlreichen mehr oder weniger sinnvollen Features heutiger Taschencomputer haben die Macher des Light Phone auch eines ihrer größten Probleme ausgemerzt. Dank der Minimalausstattung soll der Akku bei geringer Nutzung sage und schreibe bis zu drei Wochen lang durchhalten, bevor das Gerät wieder an die Steckdose muss. Trotzdem sind die zwei Entwickler des Anti-Smartphones ein winziges Stück von ihrer Maxime abgewichen, ein Telefon zu konstruieren, das von seinen Besitzern »so wenig wie möglich benutzt werden soll«. Denn eine Zusatzfunktion bietet das Light Phone dann doch. Ganz ohne App kann man es auch als Taschenlampe verwenden. Insofern kann auch der Name doppeldeutig ausgelegt werden. Light heißt im Englischen sowohl leicht als auch Licht. Und auch eine App gibt es für das Nicht-Smartphone erstaunlicher Weise. Sie kann auf dem Smartphone installiert werden und die Anrufe – und auch nur die – von dort auf das Light Phone umleiten.
Das Light Phone soll spätestens 2016 auf den Markt kommen und weniger als 100 Dollar kosten. Innerhalb weniger Tage heben seine beiden Erfinder Joe Hollier und Kawei Tang auf Kickstarter bereits mehr als die für den Produktionsstart benötigten 200.000 US-Dollar eingesammelt. Am schlimmsten für einige echte Smartphone-Fans dürfte am Light Phone jedoch sein: Zum Kompensieren eine zu kleinen Fahrzeugs oder ähnlicher menschlicher Defizite ist es definitiv nicht geeignet. Die interessierten Blicke selbst der iPhone-Gemeinde sollten einem damit allerdings dennoch sicher sein.