Apple muss sich neu erfinden

Der Apple fällt nicht weit vom Stamm

2. Mai 2013, 19:06 Uhr | Lars Bube
Gelingt die Quadratur des Apples, oder stürzt der nächste Gigant ab? (Bild: Valerie Potapova - fotolia.com)

Qualitätsmängel, fehlende Innovationen, verärgerte Aktionäre, sinkender Absatz und rückläufige Gewinne - bei Apple gibt es gerade so ziemlich alles, außer tragfähige Zukunftsperspektiven.

Die IT-Branche wird durch zunehmendes Onlinegeschäft, kürzere Produktzyklen und Realtime-Feedback aus sozialen Netzwerken immer schnelllebiger. Zwar gehört es seit je her zu den unternehmerischen wie staatlichen Grundrisiken, dass auch – oder gerade - die Größten straucheln und schleichend in der Bedeutungslosigkeit versinken können. Doch noch nie ging das so schnell wie heutzutage. Wer gerade noch ein Star ist, kann schon morgen mehr oder minder von der Bildfläche verschwunden sein, wie Yahoo, Atari, Nokia, AOL, Nortel, die VZ-Netzwerke, und unzählige andere einstige Schwergewichte beweisen. Selbst der Titan Microsoft kämpft mit den neuen Zeiten und versucht sich deshalb mit eigener Hardware, neuen Systemen und als Cloud-Anbieter mehr schlecht als recht neu zu erfinden. Noch mehr jedoch bedroht dieser Niedergang derzeit ausgerechnet das Unternehmen, das in den vergangenen Jahren als die sicherste Bank in der IT-Welt galt: Apple – nach dem Überraschungshit iPhone zum wertvollsten Konzern der Welt aufgestiegen – kämpft an allen Fronten mit dem Verlust der eigenen Vormachtstellung und langfristigen Existenzberechtigung. Mit kaum etwas ließ sich lange Zeit so viel und sicher Geld verdienen wie mit Apple-Aktien. 2004 lag der Kurs bei knapp 12 Euro, nach der Vorstellung des iPhone stieg der Kurs 2007 auf 80 Euro. Im vergangenen Jahr wurde schließlich der Rekordwert von rund 385 Euro erreicht. Damit ist es jetzt vorbei, aktuell steht das Papier bei 320 Euro, Tendenz weiter fallend.

Selbst Facebook-Chefin Sheryl Sander gesteht im Interview mit dem Spiegel, dass ihr Unternehmen inzwischen alle Kraft daran setzt, neue Ideen und Trends zu suchen. So soll proaktiv die Frage angegangen werden, ob es Facebook auch in zehn Jahren noch geben wird. »Wäre ich Apple, würde ich mir diese Frage gerade jeden Morgen stellen«, urteilt Sander die Kollegen aus Cuppertino ab. Denn auch wenn Apple bei der Marge noch immer Werte erreicht, von denen andere Unternehmen nur träumen, beginnt sie zu bröckeln. Ein symbolisches Beispiel ist das iPad Mini. Vom Guru Steve Jobs einst kategorisch ausgeschlossen, machte Apple der Konkurrenz das Mini-Tablet schließlich doch nach. Auf Kosten des Gewinns. Und während der von Apple erst zum Massengeschäft entwickelte Smartphone-Markt weiter kräftig wächst, sind es inzwischen andere, die davon profitieren. Laut IDC wurden im ersten Quartal 2013 knapp 65 Millionen Smartphones mehr verkauft als im Vorjahreszeitraum, ein Wachstum um 42 Prozent. Gleichzeitig musste Apple jedoch bei seinem Primus, dem iPhone 5, einen Rückgang von fast sieben Prozent verkraften.

--- forum[x] ---Was also tun? Um die Aktionäre zu beruhigen greift Apple ausgerechnet in den Zeiten des aktuellen Abschwungs zu einem bislang unerhörten Mittel: 2013 gibt es eine Dividende für die Aktienbesitzer. Apple-Chef Tim Cook verspricht einstweilen nebulös tolle neue Produkte, ohne jedoch Details zu benennen. Vielleicht verrät er die dann bei einem Kaffeekränzchen mit ihm, das momentan in den USA versteigert wird. Doch eine Handy-Uhr und ein Internet-Fernseher klingen im Jahr 2013 nicht unbedingt nach Neuanfang. Eine wirklich revolutionäre Möglichkeit zeigt immerhin eine Testreihe des Softwareanbieters Soluto auf. Dort schnitt ein MacBook Pro als bestes Notebook für den Betrieb mit Microsoft Windows ab. Das wäre dann quasi die Quadratur des Apfels.


Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Apple GmbH

Matchmaker+