Das Thema ITK-Konvergenz ist getrieben von Technologie. Dabei spielt der Faktor Mensch die eigentlich entscheidende Rolle.
Die funkschau, Medienpartner der Voice + IP Germany, lud anlässlich der Kongressmesse in der Frankfurter Commerzbank-Arena zum Anwenderforum Konvergenz. Neben dem Status und den aktuellen Trends in der Technik und Geschäftsorganisation wurde insbesondere die „Konvergenz der Köpfe“ diskutiert. Im Interview mit funkschau bezieht Michael Vietense, Unternehmensberater ITK beim DVPT und Teilnehmer der funkschau- Podiumsdiskussion, Stellung zum Thema.
funkschau: Herr Vietense, wo stehen wir in Deutschland heute beim Thema Konvergenz ?
Michael Vietense: Die Unternehmen beginnen die Vorteile zu erkennen, die das Zusammenwachsen von Fest- und Mobilnetzen ermöglichen – zumindest die Kostensenkung bei der geeigneten Carrier-Auswahl. In wenigen Fällen, bei innovativen Unternehmern, entwickeln sich Formen der Einbindung von Kommunikationssystemen zur Verbesserung der Geschäftsabläufe. Eine finale Ausprägung wird dann in „CEBP – Communication Embedded Business Processes“ dargestellt sein.
funkschau: Welche Hausaufgaben muss ein Unternehmen erledigen, um Konvergenzprojekt erfolgreich aufzusetzen?
Vietense: Zunächst ist eine Standortbestimmung in allen Belangen wie Technik, Kosten und Effizienz der Prozesse erforderlich. Die Einbindung der Geschäftsführung, besser noch der klare Auftrag des Managements, die Potenziale der Konvergenz zu heben, ist erforderlich, um die rasche und konsequente Umsetzung eines Projektes zu ermöglichen.
Die Bereitstellung der notwendigen liquiden Mittel oder die Freigabe zu langfristigen Finanzierungen sollte geregelt sein. Auch die Frage nach dem „Make or Buy“ ist ein zu klärendes Thema. Das Angebotsspektrum lässt verschiedene Varianten zu, die auf die jeweilige Policy der Unternehmen abgestimmt werden kann. Grundsätzlich muss das Unternehmen erkennen, dass das anstehende Projekt auch die Konvergenz der Köpfe beinhaltet. Das heißt, eine Veränderung in Ausrichtung und Einsatz von Mitarbeitern in den TK-, IT- und auch in den Organisationsabteilungen.
funkschau: Lässt sich die Konvergenz der Köpfe noch etwas differenzieren?
Vietense: Wenn es dem Unternehmen gelingt, die Innovationsprozesse im Wechselspiel von Oben nach Unten und vice versa zu generieren, dann ist die heile Welt gegeben. So ist aber leider nicht die Realität. So sollte gegebenenfalls durch externe Berater eine Analyse der Rollenverteilung, des Business- Treibers und der Innovationskraft festgestellt werden.
Mittelpunkt aller Betrachtungen muss der eigentliche Geschäftszweck des Unternehmens sein: wie Kosten gesenkt, Prozesse optimiert und die Kundenzufriedenheit verbessert wird. Hat das Unternehmen den Focus auf die voran genannten Punkte gelegt, werden durch den permanenten Wettbewerbsdruck und durch die Globalisierung Innovationskräfte frei. Tatsächlich ist in jedem Unternehmen ein Mikrokosmos, der Innovationen entweder zulässt oder nur wenig fördert. Innovative Unternehmen, die eine Führerschaft am Markt übernommen haben oder übernehmen, nutzen die Vorteile der Konvergenz. Aus welcher Etage die Impulse kommen, ist dabei unterschiedlich.
funkschau: Welche Auswirkungen auf die Organisationsstruktur von Unternehmen sind zu beobachten?
Vietense: Der Prozess der Konvergenz der Köpfe hat seit langem begonnen, ist aber auch noch lange nicht abgeschlossen, da eine weitere Kompetenz für den CEBP-Organisationsansatz erforderlich ist. IP-Technologie, Sprachanwendungen und Integrationen von Unified Communication, Präsenz- und Web- Anwendungen gehören dazu, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Zu den Herausforderungen gehört es, dass die Nutzer der Anwendungen es verstehen, die Serviceprozesse durchgängig zu gestalten und permanent die Abläufe zu verbessern. Hierzu sind in den Unternehmen die Strukturen zu schaffen.
funkschau: Was empfehlen Sie Unternehmen, die sich bisher mit dem Thema Konvergenz noch nicht auseinandergesetzt haben?
Vietense: Konvergenz ist ein Prozess, der in die Unternehmensziele eingebunden werden muss. Also muss durch ein Vorprojekt die Dimension des Einspar-Potenzials, die Positionierung des Unternehmens, wie moderne ITK-Technologie eingesetzt werden soll, erkannt werden. Die personellen Voraussetzungen sind dabei ebenfalls zu ermitteln. Diese Auflistung erfüllt nicht den Grad der Vollständigkeit und muss je Unternehmen in Rahmen eines „Scope of Work“ eindeutig definiert werden.
Danach kann nur mit Unterstützung des Managements ein „Change Process“ eingeleitet werden, der mittelfristig eine nachhaltige Stärkung des Unternehmens zum Ziel hat. Die Arbeitstitel sind: Kosten senken, Produktivität steigern, Kommunikation intern und extern mit dem Kunden verbessern und den Deckungsbeitrag verbessern. Das muss definiert sein, und daraus resultieren Konvergenzen auch in den Köpfen derer, die sich mit der Umsetzung des CEBP-Projektes auseinandergesetzt haben. Das wird eine Zeit, gegebenenfalls bis zu fünf Jahre, dauern – ohne zu pessimistisch zu sein. (MK)