Rückblick Forum im Schloss 2019

Ein Querschnittsthema, das alle betrifft

13. Mai 2019, 9:05 Uhr |
Das Schloss in Saarbrücken bot den Rahmen für das Forum von Consistec.
© Consistec

Um die Transparenz und Sicherheit für die digitale Wirtschaft von morgen und heute ging es auf dem ersten Forum im Schloss. Ob Forscher, Hersteller, Verfassungsschützer, Wissenschaftsjournalistin – die ausgewählte Riege der Vortragenden verdeutlichte: Sicherheit ist ein Thema, das (uns) alle angeht.

Die Rasanz der Digitalen Transformation birgt sowohl Chancen als auch Risiken, wobei zu letzteren auch die Sicherheit und der Schutz von Daten und Infrastruktur gehören. Diesem Thema widmete sich daher eingehender das Forum im Schloss in Saarbrücken. Veranstaltet wurde es erstmals am 28. März vom Tracing- und Monitoring-Lösungsanbieter Consistec und seinen Partnern.

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Ammar Alkassar
Ammar Alkassar, Bevollmächtigter des Saarlandes für Innovation und Strategie: “Wir brauchen Flankenschutz für die Digitalisierung.”
© Consistec

„Flankenschutz“ für die Digitalisierung
Geredet wird ja schon länger drüber. Jetzt sei man jedoch laut Ammar Alkassar – seines Zeichens Bevollmächtigter des Saarlandes für Innovation und Strategie – endlich an dem Punkt angelangt, dass die Digitalisierung auch wirklich in der Realität umgesetzt werde. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Cybersicherheit.

Alkassar, der auf langjährige Erfahrung im Security-Umfeld zurückblicken kann, sieht mit Snowden zudem die gesellschaftliche Brisanz des Themas aufs Tapet gebracht. Ferner hätten WannaCry und die Folgen anderer Schadprogramme gezeigt: „Cybercrime betrifft jeden und ist vor allem im echten Leben angekommen.“ Nun sei es an den entsprechenden Stellen, das Thema auch politisch zu begleiten, so eine der Forderungen Alkassars in seiner Keynote zum ersten Forum im Schloss. Eine andere Forderung: Es braucht eine vollautomatisierte Verteidigung, die der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung unterliegt – eine Art „Flankenschutz für die Digitalisierung“. Denn die Digitalisierung bringe es nun einmal mit sich, dass sich auch die Cyberkriminalität stetig verändere und neue Wege gehe. Eingängiges Beispiel dafür: Von 2002 bis 2012 sei die Anzahl der Banküberfälle um 90 Prozent zurückgegangen, einfach weil auch das Geld mittlerweile im Zuge der Digitalisierung einen anderen Weg nehme und somit auch die damit verbundene Kriminalität. „Wir haben es mit einem kollaborativen Ökosystem der Cyberkriminalität zu tun, ähnlich dem des Drogenhandels, das hochprofessionell ist und auch vermehrt Fachkräfte anzieht“, so Alkassar. „Was wir brauchen, sind daher Lösungen, die deutlich disruptiv sind.“ Hier sei die Forschung wichtiger denn je – zahlreiche Fragestellungen müssten gelöst werden. Gut, dass in diesem Zusammenhang das Land Saarland mit dem CISPA eine nicht unwichtige Vorreiterrolle einnimmt. Das Kompetenzzentrum in Saarbrücken, eröffnet vor knapp einem Jahr im Februar 2018, ist das erste Helmholtz-Zentrum mit dem Schwerpunkt IT-Sicherheit und versteht sich als „Leuchtturm der Cybersicherheitsforschung“.     

Mit Spitzenforschung den Unterschied machen
Nahtlos anknüpfen daran konnte Prof. Dr. Michael Backes, Gründungsdirektor und CEO des CISPA Helmholtz Zentrum für Infomationssicherheit, mit dem zweiten Vortrag des Tages zum Thema „Mit Spitzenforschung den Unterschied machen – Sicherheit und Datenschutz als Standortvorteil“. Mit den Sprechern Alkassar und Backes zeigte sich schon früh am Tag der Veranstaltung, dass die Rednerriege des Forums hochkarätig und mit viel Fingerspitzengefühl besetzt worden war.  

Gleich zu Beginn seines Vortrages kam Backes zur Sache: „Viele haben falsche Vorstellungen von Cybersecurity – was sie kann und was sie nicht kann“, so das vorwegnehmende Urteil des Forschers. „Wir wissen nicht, wie Datenschutz in einer völlig vernetzten Welt noch funktioniert. Die Komplexität der großen Systeme übersteigt unser Verständnis – im Kleinen tun wir uns leichter.“ Ähnlich verhalte es sich mit Künstlicher Intelligenz. „Wir verstehen eigentlich nicht, wie KI funktioniert.“ Kaum verwunderlich, hängt doch die Entwicklung von Cybersecurity proportional mit der Entwicklung des Internets zusammen – angefangen von der Nicht-Existenz des Internets (1980), über das Business-Internet (2000) und das nutzerzentrierte (2015) bis zum heutigen autonomen Internet. Von Entwicklungsstufe zu Entwicklungsstufe sei die Zahl der Vertrauensstellungen komplexer und das Ausmaß an veröffentlichten personenbezogenen Informationen größer geworden. Im Umkehrschluss habe sich auch die zur Verfügung stehende „Angriffsfläche“ und die Flut an sensitiven Daten exponentiell gesteigert. Einzige Konstante: Entscheidungen werden stets von Menschen gefällt. Und nun gerate selbst diese Konstante im Zuge der zunehmenden Automatisierung und vor dem Hintergrund des Aufkommens von Robotern und KI ins Wanken.

In diesem Zusammenhang komme der Erforschung von Cybersicherheit eine besondere Bedeutung zu. „Die einzige Wissenschaft“ im Übrigen, wie es Brackes formuliert, „die einen Gegner hat“. Denn wenn das Wissenschaftsobjekt, die Cybersecurity, in einer zunehmend digitalisierten Welt disruptive Züge habe, müsse sich auch die Erforschung desselben diese Eigenschaft zunutze machen. „‘Weiter so‘ funktioniert hier nicht. Man braucht disruptive Ansätze auch in der Erforschung der Informationssicherheit“, resümiert Backes. CISPA-Beispiele dafür würde es bei der Sicherheit kritischer Infrastrukturen und autonomer Systeme sowie der Sicherung von epigenetischen Gesundheitsdaten geben. So wurde unter anderem mithilfe des Kompetenzzentrums das Peer-to-Peer-Botnet „Gameover ZeuS“ 2016 ausgeschaltet, das aus Komponenten des früheren Zeus-Trojaners aufgebaut war und weltweit 500.000 bis 1 Million Computer infiziert hatte, die Microsoft Windows als Betriebssystem nutzten. Mithilfe des Botnets sollen über 100 Millionen US-Dollar gestohlen worden sein. „Ohne Spitzenforschung hätte die Strafverfolgung mit FBI und Co. hier keinen Erfolg gehabt“, sagt der CISPA-CEO.

Interessant in diesem Zusammenhang: Die Devise „wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ scheint in einer sich stetig wandelnden Welt nur wenig Anklang zu finden. Diesen Umstand müssten sich deutsche Unternehmen noch mehr zunutze machen. Vertrauenswürdige Lösungen, mit denen den Risiken der Digitalisierung begegnet werden kann, seien der Schlüssel zur gesellschaftlichen Akzeptanz. Das zeige sich insbesondere beim durchaus kritischen Thema autonomes Fahren. Backes: „Deutschlands Chance sind sichere autonome Systeme durch und mit langem Atem.“

Forum im Schloss 2019

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