Im Glasfaserkabelnetz von Vodafone sollen bis Jahresende bereits zwölf Millionen Nutzer mit Gigabit-Geschwindigkeit surfen. Bis 2022 will der Carrier zwei Drittel aller Kunden, 50 Millionen, anbinden – sofern Kartellbehörden mitmachen.
Solche Nachrichten kann Bundesverkehrsmister Andreas Scheuer gerade sehr gut gebrauchen. Der Wahlkampf in Bayern geht in den Schlussspurt und der CSU-Politiker nimmt den ersten Gigabit-Router für das Kabelnetz von Vodafone medienwirksam von CEO Hannes Ametsreiter persönlich entgegen. »Vodafones Gigabit-Ausbau trägt maßgeblich zum Gigabit-Ziel 2025 der Bundesregierung bei«, sagt der Bundesminister.
Kein Wort davon freilich, dass die von der Telekom bevorzugte Vectoring-Technologie als enge Kupfer-Brücke nicht ins Gigabit-Zeitalter führt und den Glasfaser-Ausbau bremst. Experten kritisieren fehlende gesamtstaatliche Strategie, unkoordinierte Förderprogramme und letztlich fehlenden Mut. Das ficht Scheuer nicht. Viel wichtiger dürfte für ihn gerade sein: Der Start für Kabelkunden erfolgt in Bayern. Hier würden die ersten Gigabit-Städte noch im September freigeschaltet. Deutschlandweit sollen bis Jahresende zwölf Millionen Nutzer »Gigabit-ready« sein, so der Vodafone-Chef.
Die weiteren Ausbaupläne: Bis Mitte 2019 sollen es 16 Millionen werden, Ende 2019 dann 22 Millionen und 2022 schließlich 50 Millionen Menschen, die Vodafone mit einem Gigabit-Kabelangebot erreichen will. Das wären dann zwei Drittel der Bevölkerung, rechnet Ametsreiter vor.
Allerdings könnte dieses Zahlenspiel in sich zusammenfallen, wenn das Bundeskartellamt und die EU-Kommission die angemeldete Megaübernahme von Kabelanbieter Unitymedia durch Vodafone nicht genehmigen sollte. Experten gehen davon aus, dass die Behörden wahrscheinlich Mitte 2019 unter hohen Auflagen doch grünes Licht geben werden. Was dann nicht nur Scheuer und seine Stammwähler in Bayern beobachten können: Das Duopol aus Telekom und Vodafone würden neun von zehn Haushalte mit Telefon, Internet und Fernseh- und sonstige Entertainment-Angeboten erreichen, regionale Carrier ohne eigene Netze ausbremsen, selbst wenn sie deren Netze vermarkten dürfen. In einem Gigabit-Markt mit wenig Wettbewerb würden die Preise entsprechend lange Zeit hoch bleiben.