Tatsächlich explodiert gerade der Markt für Apps. Mehr als 100.000 Stück alleine für das Apple-OS, so wird gemunkelt, stehen bereits zum Download bereit. Bestätigen ließ sich diese Zahl nicht, weil Apple demonstrativ der Mobile World ebenso fern blieb wie jahrelang der CeBIT. Dafür gaben die Sprecher der anderen Anbieterplattformen umso ausgiebiger Auskunft. »18.000 Android apps – and counting«, meinte jemand von Google. Auf Blackberrys »App World« geht angeblich die Post ab, Pieter Knook, Chef der Internet Services von Vodafone, sprach von »mehr als 7.000« seit Einführung der Entwickler-Plattform »Vodafone 360«. Und Nokias »Ovi Store« hielt nach eigenen Angaben mehr als 6.000 Apps vor. Das Microsoft-Lager, die in Barcelona stolz das umgetaufte Mobil-OS »Windows Mobile 7« präsentierten, reden von einer ähnlich hohen Zahl.
Aus der Aufzählung wird schon klar, warum App-Sicherheit im Augenblick noch kein großes Thema ist: Die Zersplitterung des Marktes in mindestens sechs große Betriebssystem (sieben, wenn man die in Barcelona kaum präsente Firma Palm mit seinem neuen »Pre«-Handheld dazu rechnet) ist im Moment noch ein wirksamer Schutz vor Hackern und Virusschreibern. Aber wie lange noch? Im Herbst 2009 war bereits von den ersten Malware-Attacken auf das iPhone die Rede. Und auch wenn das Bundesamt für Sicherheit in der IT (BSI) noch abwinkt: Dort ist bislang nichts über erfolgreiche Angriffe auf Smartphones bekannt. Es sei allerdings »nicht auszuschließen, dass in nächster Zeit Schadprogramme auch über Applikationen ihre Verbreitung im Bereich der Mobiltelefone finden werden«, heißt es beim BSI.
Irgendwann werden die jungen Leute, die in Barcelona noch davon träumten, mit ihren Apps über Nacht reich zu werden, aufwachen und der bitteren Realität ins Auge schauen: Apps sind Computerprogramme, und Computerprogramme sind angreifbar. Zunehmend werden per mobiler Software sensitive persönliche Daten transportiert. Der ganze Rattenschwanz von Probleme, die wir schon aus der »normalen« Software-Programmierung kennen, werden in den kommenden Monaten voll auf den Apps-Markt durchschlagen: Lücken aufgrund von schlampiger Programmierung, Compliance-Fragen (personenbezogene Daten dürfen laut Datenschutzgesetz das Gebiet der EU nicht verlassen – aber das Mobilfunknetz ist weltweit!), mobiler Identitäts-Diebstahl.