IP und Virtualisierung zeichnen sich als Trends bei den KVM-Lösungen ab. Auch die Energieeffizienz im Rechenzentrum kann durch Infrastruktur-Management erhöht werden. Ein Überblick.
Die alte Formel, der Umsatz mit KVMLösungen (Keyboard, Video, Maus) steigt oder sinkt mit der Zahl der vorhandenen Server, stimmt so nicht mehr. Schließlich integrieren moderne KVM-Lösungen auch weiteres IT-Equipment wie serielle Geräte, Stromleisten und Serviceprozessoren in ein Management-System. Die Tür zum Einsatz in ganz anderen IT-Bereichen wurde immer weiter aufgestoßen. So sprechen die großen Hersteller auch nicht mehr von KVM- sondern von Infrastruktur-Management-Lösungen.
IP setzt sich durch
Auch bei den KVM-Lösungen setzt sich das Internetprotokoll (IP) immer mehr durch. Die Administratoren und Nutzer erkennen zunehmend die Möglichkeiten sowie die enormen Vorteile und Potenziale von IP-Lösungen. Dr. Rainer Bachmann, verantwortlich für Produktmanagement und Marketing bei Lindy: „Im Server-KVM-Bereich ist die Digitalisierung der KVM-Geräte und -Signale nach wie vor ein Trend, der weiterhin zunehmende Tendenzen zeigt und noch weit von der Marktsättigung entfernt zu sein scheint. Besonders auch in kleinen Serverumgebungen sehen wir erhebliche Zuwachsraten. Beispielhaft sei der KVM-over-IP-Fernzugriff auf Server in Niederlassungen zu nennen, sogar weltweit ohne Zeitverlust, ohne Anfahrt, auch nachts oder von zuhause aus.“
Ähnlich sieht dies auch Kevin Chen, President von Aten International. Er geht davon aus, „dass die Nachfrage am Markt nach Lösungen mit Over-IP-Funktionalität, Cat-5-Technologie und Dual-Slide-Design wächst.“
Neben der Entwicklung hin zu IP-Lösungen spielen noch weitere Punkte eine sehr wichtige Rolle. Jörg Poschen, Senior Marketing Manager CE, Daxten, erklärt: „Das weitere Wachstum des KVM over IP-Marktes wird sich aus dem Bestreben der Unternehmen heraus ergeben, ihre IT weiter zu konsolidieren, zu sichern sowie ohne großen Aufwand zentral steuern und kontrollieren zu können. Zudem werden IT-marktbeherrschende Themen wie Virtualisierung, Energieeffizienz, Green IT und Konsolidierung ein hohes Schleppvolumen für den Verkauf von KVM- oder eben Infrastruktur-Management-Lösungen bieten. Die Voraussetzung dafür ist, dass es die KVM-Hersteller verstehen, sich in diesen Bereichen technologisch glaubwürdig und mit zu bezifferndem Vorteil für den Anwender zu positionieren.“
Die Zukunft: Virtuelle Server
Die Virtualisierung hat sich zur optimalen Lösung für zahlreiche Herausforderungen entwickelt, denen sich IT-Organisationen gegenübersehen. Dabei kommt der Maximierung von Computerressourcen eine immer größere Bedeutung zu. Laut IDC dürfte sich die Zahl der installierten Server bis zum Jahr 2010 der Marke von 45 Millionen Einheiten nähern, wobei auch der damit einhergehende Anstieg in punkto Kühlungsbedarf und Stromverbrauch zu berücksichtigen ist. Eine im Jahr 2008 von McKinsey & Company durchgeführte Studie zeigt, dass Serverauslastungsraten durchschnittlich bei gerade einmal sechs Prozent und damit noch weit unter der bereits niedrig angesetzten Schätzung von 15 Prozent liegen, die oftmals als Durchschnittswert angenommen wird.
Diese Studien verdeutlichen, dass derzeit mehr Kapazitäten als tatsächlich erforderlich bereitgestellt werden. Darüber hinaus gewinnen die Energiekosten in absehbarer Zeit zunehmenden Einfluss auf die Finanzierung neuer Technologien und des Bedienungspersonals.
Da die Virtualisierung enorme Vorteile bietet, hat sie einen Siegeszug angetreten. Naturgemäß werden durch die Virtualisierung jedoch viele Dinge verkompliziert. Aus dem Blickwinkel der Infrastruktur gestaltet sich der Umgang mit einem virtualisierten Server anders als mit seinem physischen Äquivalent. Oberflächlich betrachtet erscheint dies vorteilhaft: Virtualisierung bietet zahlreiche neue Bereitstellungs- und Verwaltungsfunktionen für virtuelle Computer. Doch diese neue Architektur erfordert auch andere Tools als diejenigen, die derzeit für physische Server verwendet werden. Beim Umgang mit komplexen Strukturen bedeutet anders jedoch vor allen Dingen schwierig, auch wenn dies in anderer Hinsicht Vorteile mit sich bringt.
Virtualisierungsanbieter wissen, dass der vermehrte Einsatz von virtuellen Computern ohne konsolidierten Zugriff außer Kontrolle geraten kann. Aus diesem Grund bieten Tools wie Virtualcenter von VM-Ware einen einzelnen Zugriffspunkt für alle VM-Ware-Zugriffsmethoden. Auch wenn diese Tools für alle virtuellen Computer geeignet sind, werden sie nicht vollständig den Anforderungen eines Produktionsrechenzentrums gerecht. Konkret bedeutet dies, dass nicht alle relevanten Tools sowohl für virtuelle als auch für physische Server Anbieter- und Technologieebenenübergreifend konsolidiert werden.
Heute wird diesen Anforderungen mit Aggregierungsplattformen für Zugriffstools entsprochen. Diese bieten eine konstante und aktualisierte Ansicht von virtuellen Computern, auch wenn Anwendungen von einem ESX-Server an einen anderen verschoben werden. Darüber hinaus wird diese Funktion mit Schnittstellen zu Remotesteuerungssoftware, Out-of-Band-Konsolen-Hardware (KVM-Switches und serielle Konsolenserver) sowie anbietereigenen Serviceprozessoren kombiniert. Dadurch erhalten die Benutzer ein einheitliches Zugriffsportal für jede Ebene jedes Servertyps, unabhängig davon, ob es sich um physische oder virtuelle Server handelt.
Mithilfe solcher Plattformen können sämtliche Autorisierungs-, Überwachungs- und Sitzungsübergaben sicher in einem einfacher verwalteten Paket verarbeitet werden. Dadurch können die IT-Experten einfacher und produktiver arbeiten.
Effiziente Nutzung der Energie
Unternehmen sind von Computerressourcen abhängiger denn je. Mit Blade-Servern wurden einige Probleme von IT-Teams, wie zum Beispiel die Erweiterung der Rechenleistung trotz begrenzten Raums, gelöst, allerdings wirft diese neue Technologie auch neue Probleme auf. IT-Administratoren und -Managern stellen sich Fragen wie: „Werden meine Blade-Server ausreichend mit Strom versorgt?“ „Welche Serverschränke haben Überkapazität?“ und „Werden diese Serverschränke ausreichend gekühlt?“
Kay Bunn, Marketing Manager Dach von Raritan: „Green IT ist zwar ein Modethema, aber mit einem ernsten Hintergrund und praktischem Nutzen. Prognosen von Gartner gehen davon aus, dass die Energiekosten bis Ende 2009 in 70 Prozent der Rechenzentren in aller Welt den zweitgrößten Betriebskostenbestandteil bilden werden.“
Die Verbesserung der Energieeffizienz im Rechenzentrum erfordert mehr als nur einen einmaligen Aufwand. Dazu ist der Entwurf und die Durchführung einer langfristigen Lösung erforderlich, die auf das Leistungspotenzial auf technologischer und strategischer Ebene abzielt. Die Geräte selbst tragen ebenfalls dazu bei. So tragen etwa effizientere CPU-Chips, Netzteile, Server sowie Speicher- und Netzwerkgeräte dazu bei, den Stromverbrauch zu reduzieren. Auch softwarebasierte Strategien wie die Servervirtualisierung können eine wichtige Rolle spielen.
Die Aktivität auf Server- und Serverschrankebene lässt sich nur mit wenigen Lösungen besser überwachen und steuern als mit den neuesten intelligenten Serverschrank- PDUs (Power Distribution Unit). Diese Stromverteiler sind mit Features zur Messung des Stroms an der Stromanschlussbuchse und von Umgebungsbedingungen wie der Temperatur und Luftfeuchtigkeit am Serverschrank ausgestattet. Außerdem liefern sie exakte Echtzeitdaten, auf die IT-Mitarbeiter bei Bedarf reagieren können. „Solche PDUs, die durch intelligente Stromverbrauchsanalysen auf Rack- oder Steckerebene fundierte Energieeffizienz-Strategien ermöglichen, werden sehr interessant“, erklärt Kay Bunn weiter. Und sie lassen sich nahtlos in bestehende KVM-Infrastrukturen integrieren.