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Mobile-Device

Android auf x86 mit Binärübersetzer für ARM-Code

Von Frank Riemenschneider • 4.5.2012 • ca. 2:20 Min

Die große Herausforderung von Intel lang darin, auch Android-Apps lauffähig zu machen, die spezifische ARM-Bibliotheken nutzen. Derzeit arbeiten rund 80 % der Apps, die sich in Androids Store finden, ausschließlich mit der Dalvik VM genannten virtuellen Maschine (siehe Bilderstrecke). Diese laufen unverändert auch auf dem X900, da die x86-kompatible VM als Teil des OS mitgeliefert wird.

Tragischerweise aus Intel-Sicht verbleiben noch rund 20 % Apps, die entweder mit dem sogenannten Native-Development-Kit (NDK) entwickelt wurden oder Java-native-Interface (JNI) genannte Bibilotheken nutzen, die es nur für ARM gibt.

Beim NDK ist es insofern einfach, dass der Entwickler lediglich mit entsprechenden Compiler-Einstellungen das NDK-Projekt rekompilieren muss, so dass es ARMv5, ARMv7 und x86 unterstützt. Die resultierende APK (eine ZIP-archivierte Installationsdatei für Android-Apps) enthält dann den Maschinencode für alle drei Plattformen, von denen bei der Installation der passende extrahiert wird.

Für die Fälle, die nicht per NDK rekompiliert wurden bzw. wo JNI-Bibliotheken genutzt werden, die (derzeit noch) nicht für x86 verfügbar sind, kommt der sogenannte Binärübersetzer ins Spiel. Wie dieser genau funktioniert, wollte Intel nicht verraten, er ist aber für den Benutzer völlig transparent und soll nur wenig zusätzliche Energie benötigen bzw. die Ausführungsgeschwindigkeit der Apps nur marginal beeinträchtigen.

In der Tat laufen Twitter, Facebook, Dropbox oder Instagram einwandfrei. Gescheitert ist die Installation von Flash 11.0., es ist jedoch Version 10.3. vorinstalliert - ich kenne keine Web-Seite, deren Flash-Elemente damit nicht anzeigbar wären.

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Wer ein neues Smartphone auf den Markt bringt, braucht außer "Intel Inside" noch ein Killereigenschaft, die der Benutzer sofort spürt. Beim Medfield-SoC ist das zweifelsfrei der Bildverarbeitungsprozessor von SiliconHive, der es u.a. erlaubt, bis zu 10 Fotos in 8 MP Auflösung in einer Frequenz von 15 Bildern/s aufzunehmen. Dies kann bis heute kein anderer Chip und damit natürlich auch kein anderes Smartphone. Zudem kann der Fotograf (so kann man den Smartphone-Nutzer fast schon nennen) Einstellungen und Bildbearbeitungs-Funktionen ausführen, die bislang nur auf Spiegelreflex- und Systemkameras verfügbar waren.

Fazit - Medfield ist wettbewerbsfähig

Schon heute ist das erste in einem Smartphone eingebaute SoC mit der Bezeichnung "Medfield" wettbewerbsfähig - es zählt Rechenleistung/W, dort gibt es einige wenige Smartphones, die das X900 schlagen, aber viele, die schlechter abschneiden. Die hohe Kompatibilität vom x86-Android verbunden mit der Wiederauferstehung der Marketing-Kampagne "Intel Inside" dürfte dazu führen, dass Intel ab sofort im Konzert der Großen mitspielen kann.

Um etablierten Herstellern mit ihren ARM-basierten SoCs siginifikante Marktanteile abnehmen zu können, reicht es jedoch nicht, gleich gut zu sein. Dank überlegener Fertigungstechnik wird es bis 2015 14-nm-Chips mit FinFET-Transitoren geben, was nochmals einen signifikanten Schub in Richtung Rechenleistung und reduzierter Energieverbrauch bedeuten wird. Schon heute zeigen sich die Grenzen von ARMs Cortex-A9 auf. Die ARM-Konkurrenz wird in Kürze zunächst mit Chips auf Basis des Cortex-A15 und später SoCs mit den ersten 64-bit-Cores "Atlas" und "Apollo" aus Basis der neuen Architektur ARMv8, vermutlich in einer Big.LIttle-Konfiguration, reagieren.

Die Frage, ob ARM irgendwann seine Dominanz im Handy-Markt (Marktanteil heute weit über 90 %) verlieren wird, kann heute sicher niemand beantworten. Eines steht jedoch ab jetzt fest: x86 ist auch in Mobilgeräten schon heute technisch konkurrenzfähig, und das ist für mich die eigentliche und überraschende Erkenntnis des Lava XOLO X900.