Auf den dynamischen IKT-Märkten ist es nach Meinung der befragten Experten sehr schwierig geworden, längerfristig zu bestehen. Marktführer seien heute wesentlich leichter herauszufordern. Die flexiblen Wertschöpfungsnetzwerke sind offen für neue Akteure. IKT schafft hier die Voraussetzung, mit relativ geringem Investitionsaufwand eine hohe Reichweite zu erzielen. Darin liegt auch eine Chance für kleine und mittelständische Unternehmen. Angesichts dieser Entwicklungen müsse das europäische Defizit an Vermarktungskompetenz und unternehmerischer Initiative dringend beseitigt werden, so die Befragten.
Trotz einer Vielzahl von Akteuren sind der wechselseitige Transfer und die wirtschaftliche Verwertung von Innovationen aktuell noch vergleichsweise gering. Das unzureichende Zusammenspiel von Entwicklern und Marketingexperten behindert nach Experteneinschätzung insbesondere die schnelle Marktreife von disruptiven Innovationen, die aktuell dominierende Technologien verdrängen könnten. Um die Marktreife dieser Innovationen zu beschleunigen, empfehlen die Experten die Einbindung neuer Geschäftsprozesse, wie zum Beispiel das Modell der offenen Innovation, in dem sich Unternehmen mit Hilfe der IKT für Ideen von außen - von Kunden, Lieferanten, Universitäten und sogar von Wettbewerbern - öffnen.
Voraussetzung für die Entfaltung des erwarteten Nutzens von IKT in Unternehmen sind laut Studie flexible und skalierbare IT-Systeme und -Werkzeuge, die die Unternehmensgröße, die Anpassungsfähigkeit eines Systems und die Verbreitung innerhalb des Unternehmens ausreichend berücksichtigen. Die Experten fordern für den betrieblichen Bereich darüber hinaus einen Leitfaden für den kompetenten Umgang mit IKT und eine Kommunikationsetikette, die von den maßgeblichen Entscheidungsträgern im Betrieb unterstützt und praktiziert werden muss. Für den notwendigen kulturellen Wandel, der mehr unternehmerische Initiative fördert, werden betriebliche Anreizsysteme empfohlen. Insbesondere das Instrument der Zielvereinbarung solle genutzt werden, um Innovationen und neue Geschäftsideen zu befördern. Als konkrete Maßnahmen werden die Initiierung von Spin-offs oder die Ausarbeitung von Vermarktungsplänen vorgeschlagen. Die Finanzierung von Entwicklungsprojekten und neuen Geschäftsideen wurde als hartnäckigste Barriere für die erfolgreiche Umsetzung identifiziert - vor allem in kleinen Unternehmen. Hier seien sowohl Wirtschaft als auch Politik aufgerufen, schneller mit ausreichendem Risikokapital zu agieren. Für die IKT-Industrie und die durch IKT veränderten traditionellen Industrien sind nationale und europäische Förderprogramme von hoher Relevanz. Sie sollten Elemente enthalten, die branchenübergreifende Kooperationen durch eine systematische Förderung von Verwertungsideen in Form von Joint Ventures, Projekten oder Neu- und Ausgründungen unterstützen.