Bei der Wahl ihres Internetproviders achten viele Anwender auf Netzneutralität. Die meisten finden bevorzugte Angebote zwar attraktiv, halten aber den freien und schnellen Zugang zu allen Internetangeboten für ihr Grundrecht.
Die Wahl des Internetproviders ist bei den Anwendern sehr eng mit der Netzneutralität verknüpft. Sie finden bevorzugte Angebote zwar attraktiv, aber der freie Zugang zu allen Internetangeboten ohne Drosselung und Einschränkungen wird dennoch als grundlegendes Recht betrachtet.
Zu diesem Ergebnis kommt zumindest die repräsentative Studie von WIK-Consult, YouGov und Deloitte im Auftrag von BEREC (The Body of European Regulators for Electronic Communications). Eine Bevorzugung für diejenigen, die mehr zahlen, könnte demnach das Ende des Internets bedeuten, so wie wir es derzeit kennen. Eine mögliche Aufhebung der Netzneutralität ruft daher viele Gegner in den unterschiedlichsten Gruppierungen auf den Plan. Verbraucher werden bei dieser Debatte oftmals außen vor gelassen: Sie sehen einen gleichwertigen und unbegrenzten Zugriff auf das Internet als ein Grundrecht. In Deutschland stimmen 78 Prozent der Internetnutzer dieser Aussage zu. Laut der Mehrheit der befragten Anwender sollte jeder das Recht haben, auf alle Inhalte und auf sämtliche Anwendungen zuzugreifen, die online zur Verfügung stehen.
Dennoch findet die Idee einer präferierten Nutzung im Internet zumindest für bestimmte Einrichtungen bei den meisten Verbrauchern in Europa Anklang: Mindestens jeder Zweite ist der Ansicht, dass der Internetverkehr von Regierungen oder offiziellen Institutionen wie Polizei, Feuerwehr oder von Krankenhäusern priorisiert werden sollte, selbst wenn dies für andere kurzzeitig zu einer langsameren Internetverbindung führt. Besonders überraschend: Für viele Befragte ist es in Ordnung, wenn Anwendungen für einige Nutzer priorisiert werden, sofern sie für diesen Service auch mehr bezahlen (47 Prozent Deutschland).
»In Bezug auf das Internet verlangen User einen uneingeschränkten Zugang und eine gute Verbindungsqualität sowohl für sich selbst als auch für andere«, erklärt Dr. René Arnold, Abteilungsleiter bei WIK-Consult und Projektleiter der Studie. »Aber die Netzneutralität ist für sie nicht der Heilige Gral. Abweichungen von der Netzneutralität ermöglichen vielmehr Chancen für die zukünftige Vermarktung von qualitätsdifferenzierten Diensten für den Internetzugang in den eigenen vier Wänden.«
Insgesamt beeinflussen solche Produkteigenschaften, die das Thema Netzneutralität betreffen, die Hälfte aller Kaufentscheidungen. So sind neben dem Preis besonders Datenvolumina, Zugang zu Videostreaming-Portalen und Download-Geschwindigkeit wichtig. Die Ergebnisse der Studie unterstreichen, dass es von entscheidender Bedeutung ist, wie Internetprovider die neuen Serviceangebote gestalten und kommunizieren.