Jeder Deutsche hat im Schnitt nur noch 0,7 Kinder, aber dafür 1,4 Mobiltelefone. Doch Smartphones und Geburtenrate müssen nicht unbedingt gegeneinander arbeiten...
Zwei Nachrichten prägen Gesellschaft und Wirtschaft dieser Tage: Die Geburtenrate sinkt stetig weiter, trotz aller Förderungsversuche der Politik und medizinischer Errungenschaften kommen auf jeden Deutschen nur noch rund 0,7 Kinder. Dafür steigt gleichzeitig die Zahl der produzierten und abgesetzten Mobiltelefone. 1,4 davon besitzt jeder Deutsche inzwischen im Durchschnitt, jeder Dritte sogar ein Smartphone. Das legt natürlich die Vermutung nahe, dass es einen negativen Zusammenhang zwischen so mancher technologischer Errungenschaft für das Individuum und dem Aussterben der Masse geben könnte. Während man früher etwa schutzlos dem sozialen Umgang in der Öffentlichkeit ausgeliefert war, ist heute das Smartphone allzeit und allerorten der Einstieg in die eigene »Matrix«. Ob in der Supermarktschlange, in der Bahn, oder manchmal auch zuhause auf dem Sofa. Überall wo eine ungeplante Unterhaltung oder peinliche Pause droht, kann man sich per App schnell eine andere Welt anstöpseln und so den realen Kontakt mit anderen Menschen vermeiden.
Der Avantgarde-Mobiltelefonist ist 12-18 Jahre alt, schaut über 100 Mal am Tag auf seine Mattscheibe, und glaubt genauso regelmäßig wie falsch, eine nicht gegebene Regung seines Smartphones wahrzunehmen. Kein Wunder, erhält er doch laut Bitkom tatsächlich satte 8 Mitteilungen pro Stunde und ist deshalb so auf ständiges Nachrichtenchecken bei Klingelton konditioniert, dass einem pawlowschen Hund längst der Appetit vergehen würde. Wo soll da also noch Zeit bleiben Beziehungen aufzubauen, die der Gesellschaft und Wirtschaft den dringend benötigten Nachwuchs bescheren?
Doch genau hier zeigt sich der Fehler dieser Betrachtungsweise des »früher war alles Besser«: Denn einzig in jenen Gruppen, in denen die Verbreitung von Smartphones am höchsten ist, ist auch die Geburtenrate gestiegen: den Teenagern. Es gibt also berechtigte Hoffnung, dass das »freie Internet« zumindest in dieser Hinsicht erfolgreicher ist, als die »freie Liebe« der älteren Generation. Vielleicht sollte Frau Schröder somit statt Betreuungsgelder an die Eltern, lieber subventionierte Smartphones samt Flatrates an Teenager verteilen.