Der mobile Arbeitsplatz macht keinen Halt - auch nicht vor der Privatssphäre. Zeit für eine Etikette der digitalen Berufswelt.
Der mobile Arbeitsplatz kommt. Das suggerieren uns zumindest die verschiedensten Konzerne und preisen dessen uneingeschränkte Fortschrittlichkeit. Millionen-Deals eintüten, während auch die Einkäufe den Weg in die Tasche finden, E-Mails checken, während der Kochlöffel die Soße cremig rührt und natürlich der Blick in das CMS, während man auf dem Sofa an einem Rotwein nuckelt. Zumindest arbeitstechnisch wird hier auf der Evolutionsleiter einige Sprossen nach oben gekraxelt. Ist ja auch super, wenn der Arbeitsplatz laufen lernt und seinen Weg ins Privatleben findet. Die Quintessenz des Homo Oeconomicus hebt sich quasi selbst aus der Taufe – oder ihr werden zumindest Beine gemacht.
Dass die rein pazifistische Generalmobilmachung der Arbeitskräfte zwar theoretisch ganz wunderbar und einleuchtend anmutet, aber vielleicht nicht nur mit Vorteilen einhergeht, das steht wieder auf ganz anderen Papierblättern. Nämlich unter anderem auf denen einer Studie des globalen Anbieters für flexible Bürolösungen, Regus, der unter rund 26.000 Teilnehmern nachfragte, was Mitarbeiter denn eigentlich während einer langatmigen Telefonkonferenz so treiben. Die erschreckende, wenn auch nicht sonderlich überraschende – und doch befremdliche – Erkenntnis: Jeder zweite Befragte hat den Ausführungen der Kollegen schon einmal aus den wohligen vier Wänden des eigenen Badezimmers respektive von sei- nem, pardon, Keramikthron gelauscht. Wenn der Redeschwall des Mitarbeiters also jemals wie das Rauschen der Toiletten- spülung klang, dann war sie es wahrscheinlich auch.
Vielleicht ist diese Erkenntnis der Grund, warum sich Videotelefonie bisher nur in gesicherten und gänzlich fliesenfreien Umgebungen durchgesetzt hat. Die Kopfnuss ist zumindest der Meinung, dass dem mobilen Arbeitsplatz eine Etikette der digitalen Arbeitswelt vorausgehen muss. Kein Badezimmer, kein Schlafzimmer, und ganz im Sinne des amerikanischen Einzelhandels: »No Shirt, no shoes – no service!« Sollte das nicht ausreichen, muss die Präsenzfunktion der Mitarbeiter noch um eine Randnotiz zum aktuellen Aufenthaltsort erweitert werden.