Consumerization und BYOD verändern die Druckwelt

Mobile Printing

22. März 2013, 7:00 Uhr | Daryl Miller, Vice President of Engineering bei Lantronix (pf),

Schon bevor sich Smartphones und Tablet-PCs als Arbeitsmittel etabliert hatten, bereitete das Drucken außerhalb des eigenen Netzwerks Probleme. Häufig konnten sich mobile Anwender mit Notebook nur behelfen, indem sie die Datei auf einen USB-Stick luden und jemandem gaben, der Zugriff auf einen Drucker hatte - etwa der Rezeption im Hotel. Doch die Herausforderung von "Mobile Printing" hat in Zeiten der "Consumerization of IT" und von "Bring Your Own Device" (BYOD) ganz neue Ausmaße erreicht, denn Smartphones und Tablets waren ursprünglich nicht auf die Anforderung "Drucken" ausgerichtet.Die Frage, ob es für mobiles Drucken überhaupt einen Bedarf gibt, stellt sich kaum noch seitdem das Ipad als Produktivitäts-Tool anerkannt ist. Die Unfähigkeit mobiler Geräte zu drucken, gerät zu einem Problem, das auf eine Lösung drängt. Nahezu alle Fortune-500-Unternehmen haben heute Ipads implementiert. In den USA ist es an Universitäten mittlerweile üblich, Kursarbeiten am Ipad vorzunehmen. Die Schüler und Studenten müssen dann ihre Aufgaben ausdrucken können. Anwälte, Immobilienmakler und Vertriebsmitarbeiter gehen häufig nur mit einem Ipad zu Terminen oder auf Geschäftsreisen und wollen dennoch gelegentlich drucken. Dienstleister wie Fedex und AT&T führen in den USA den Trend an, Druck-Services in ihren Niederlassungen anzubieten. Auch führende Hotelketten wollen in ihrer Lobby einen einfachen Zugang zu einem Drucker für Gäste bereitstellen.   Typische Einsatzszenarien IDC etwa nennt in einer Studie vom Mai 2011 beispielhaft die folgenden typischen Nutzungsszenarien für Mobile Business Printing: einen Boarding-Pass im Hotel ausdrucken, bei einem Kunden einen Vertrag zur Unterzeichnung auf Papier ausgeben, zu Hause eine E-Mail empfangen und sie ohne Hilfe eines PCs in Händen halten, in einer beliebigen Unternehmensniederlassung ohne IT-Unterstützung Drucker nutzen, vor einer Präsentation in letzter Sekunde eine wichtige Änderung direkt vom Handy aus vervielfältigen, von unterwegs Dokumente im Büro ausdrucken, damit diese bereits vorliegen, wenn man zurückkehrt. Die technische Herausforderung des mobilen Druckens ist vergleichsweise gering, wenn ein Benutzer immer auf den gleichen Drucker Zugriff erhalten will - beziehungsweise auf einen Drucker in einem Netzwerk, in dem er die entsprechenden Rechte besitzt - etwa dem LAN der Unternehmensniederlassung, in der er arbeitet, oder seinem Home Office. Im Mittelpunkt dieses Beitrags steht daher die Frage, was ein mobiler Mitarbeiter macht, der unterwegs ein Dokument vom Smartphone oder Tablet-PC ausdrucken will. Denn er muss mit unterschiedlichsten Netzwerken, Verbindungswegen und Druckertypen arbeiten. Ein Anwender mit mobilem Endgerät muss dabei auf dem Weg zum gedruckten Dokument bisher in der Regel mühselige Hürden nehmen. Dazu können gehören: Druckertreiber installieren, die Datei in die Cloud laden, sich authentifizieren oder registrieren, Zugang zu einem WLAN erhalten, einen Drucker über WLAN lokalisieren oder über eine E-Mail-Adresse beziehungsweise andere Merkmale identifizieren sowie eine Applikation installieren. Die perfekte Lösung, mit der all diese Hürden spielend zu bewältigen wären, existiert leider nicht. Stattdessen existieren unterschiedliche Ansätze, das Problem für verschiedene Nutzergruppen zu lösen.   Strategien der Druckerhersteller Mittlerweile bieten fast alle Druckerhersteller einen E-Mail-basierenden Druck-Service an. Der erste und heute am weitesten ausgereifte Service ist "Eprint" von HP, andere Beispiele liefern "E-Mail Print" von Epson oder "Mobile Print" von Xerox. Die Grundfunktion: Die Netzwerkdrucker erhalten mittels Registrierung eine spezielle E-Mail-Adresse. Sendet der Anwender eine Dokumentendatei an diese Adresse, so wird diese in der Cloud gerendert, die Druckdatei an den betreffenden Drucker gemailt und anschließend ausgegeben. Cloud Printing bietet also unter anderem den Vorteil, dass das Endgerät keine Druckertreiber vorhalten muss - die liegen in der Cloud - und ihm die Last des Renderings ebenfalls abgenommen ist. E-Mail stellt zudem einen sehr einfachen und universellen Weg dar, die Daten zu transportieren. Die Nachteile bestehen darin, dass der Weg über die Cloud relativ viel Zeit beanspruchen kann. Dieses Verfahren eignet sich vor allem, um einer begrenzten Zahl mobiler Mitarbeiter zu ermöglichen, Dateien schon einmal für die Rückkehr im Büro oder zu Hause auszudrucken. HP bietet jedoch auch eine App, mit der mobile Anwender recherchieren können, wo öffentliche E-Print-fähige Drucker zur Verfügung stehen. Die Druckerhersteller haben inzwischen auch zur Kenntnis genommen, dass sie mit Lösungen, die nur die eigenen Drucker ansprechen, in Unternehmen nicht weit kommen. Zunehmend versuchen sie daher Drucker anderer Fabrikate ebenfalls in ihre Mobile-Printing-Lösungen zu integrieren, wenn auch oft der Funktionsumfang dabei eingeschränkt ist.   Strategien von Google und Apple Ganz andere Produktansätze weisen die Lösungen der Smartphone-Schwergewichte Google und Apple auf. Google setzt mit seinem "Google Cloud Print" voll auf die Cloud. Über eine App sendet das Endgerät die Datei via HTTPS-Verbindung in die Cloud. Von dort übermittelt der Service die Druckdatei entweder an den Google-Cloud-fähigen Drucker oder an einen Rechner mit Chrome, der wiederum als Drucker-Server dient und den Druck veranlasst. Im Gegensatz zu anderen Cloud-Services verwendet also Google nicht tausende von Druckertreibern, sondern ein Standardverfahren und gegebenenfalls die Druckertreiber auf dem PC. Auf dem mobilen Endgerät sind keine Druckertreiber erforderlich, der Benutzer benötigt nur ein Google-Konto. Doch selbst auf Android-Geräten ist eine eigene Druck-App notwendig, um Google Cloud Print zu nutzen. Nur sehr wenige Apps, wie etwa die "Galerie", können den Service direkt ansprechen. Zu den Nachteilen des Google-Service gehört auch, dass nur neue Drucker diese Technik unterstützen. In den USA immerhin können Benutzer von Google Cloud Print ihre Dateien an jeder Fedex-Station ausdrucken. Google vermarktet den Service auch als Alternative zu klassischer Druckeradministration in Netzwerken. Der Google-Service läuft bis heute lediglich als Betaversion, doch auch Apple hat sich spät um das Thema gekümmert: Erst seit der IOS-Version 4.2 gibt es Airprint, ein ins Betriebssystem eingebundenes Protokoll, das keinerlei Downloads oder Treiber benötigt. Das Rendering findet direkt auf dem Apple-Mobilgerät statt, die Druckausgabe erfolgt mittels Peer-to-Peer-Verbindung im WLAN. Der Vorteil ist dabei, dass Apps direkt den Druck über das native IOS-Menü anbieten können und der Umweg über die Cloud entfällt. Sofern die Entwickler der jeweiligen App das Thema Drucken mit bedacht haben, muss der Benutzer keine zusätzliche Print App öffnen, um den Druck vorzunehmen. Die Kehrseite der Medaille ist, dass Airprint kaum Optionen zur Gestaltung oder Optimierung des Ausdrucks bietet. So lässt sich beispielsweise nicht die Auflösung oder Papierart definieren. Die größte Herausforderung in der Praxis ist jedoch, ähnlich wie bei Google Cloud Print, dass die in Unternehmen vorzufindenden Drucker eine lange Lebensdauer besitzen und damit trotz breiter Herstellerunterstützung Airprint-fähige Drucker im Office noch rar sind.   Print-Server und Apps An der mangelhaften Verfügbarkeit von Airprint-Druckern setzen Print-Server-Lösungen an, die gewöhnliche USB- und Netzwerkdrucker Airprint-fähig machen. Der Xprintserver von Lantronix beispielsweise erkennt alle Netzwerkdrucker und angeschlossene USB-Drucker per Plug and Play und kann Airprint-Befehle an sie weitergeben, ohne dass dafür neue Software zu installieren ist. IOS-Geräte sprechen den Print-Server via WLAN über einen Access Point im Netzwerk an. Ein solcher Print-Server bietet auch zusätzliche Management-Funktionen über ein Browser-Interface. Dazu gehören etwa das Schützen eines Druckers mittels Authentifizierungsabfrage, Authentifikationsmöglichkeiten über Active Directory sowie Druckerlogs, die dokumentieren, wer wann gedruckt hat. Im Vergleich zu einem rechnerbasierenden Druck-Server sind zudem die Kosten und der Stromverbrauch einer solchen Device-Lösung vernachlässigbar gering. Zu den weiteren Ansätzen für Mobile Printing gehören vor allem Apps wie "Printme" oder "Printershare", die Drucker im genutzten WLAN orten und nutzen können. Ebenfalls nennenswert ist die Lösung von Cortado. Dieses Unternehmen bietet mit seiner herstellerübergreifenden "Thinprint Server Engine" das Drucken über Remote Desktops in physischen und virtuellen Umgebungen an. Das Endgerät erhält in diesem Fall die gerenderte Druckdatei zurück und kann sie dann an einen Drucker im WLAN senden und somit ausdrucken. Zusätzlich zu WLAN unterstützt Cortado auch das Drucken via Bluetooth.   Blick in die Zukunft So wie heute zahlreiche öffentliche WLANs zur Verfügung stehen, könnte in Zukunft "Mobile Printing" eine gängiges Dienstangebot darstellen. In Umgebungen, die sich an Geschäftsreisende richten, wie Hotel-Lobbys, Business Center und Flughäfen, wird es zum Service gehören, dass die Kunden ohne Umwege drucken können. An Universitäten und in Organisationen mit Kundenverkehr dürfte es sich durchsetzen, mittels WLAN ein Gastnetzwerk einzurichten, das vom Unternehmensnetzwerk getrennt ist, aber einen Drucker enthält, der Airprint- und Google-Cloud-Print-Aufträge empfangen kann. In Umgebungen wie in Cafés, Schulen oder Bibliotheken dürfte das mobile Drucken ein kostenpflichtiger Zusatz-Service werden, über den sich die Betriebskosten des Funknetzwerks teilweise refinanzieren lassen. Auch Postfilialen, Paketannahmestellen, Kaufhäuser und Schreibwarenläden sowie klassische Copyshops könnten sich zu typischen Anlaufpunkten entwickeln.

Apps wie "Printme" (hier für Android) können die Drucker im WLAN orten und ermöglichen den Ausgabe auf dem gewünschten Gerät. Bild: EFI

Mit seiner Thinprint-Technik bietet Cortado herstellerübergreifende Lösungen für Mobile Printing. Bild: Cortado

Ein Print-Server (rechts) kann die fehlende Verbindung zwischen Airprint-fähigen Mobilgeräten und Druckern im Netz herstellen. Bild: Lantronix
LANline.

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