Der VDI-Markt (Virtual Desktop Infrastructure) kommt langsamer in Schwung als von vielen Analysten erwartet. Dem organisatorischen wie pekuniären Vorteil der zentralen Administration stehen relativ hohe Lizenz- und Storage-Kosten gegenüber. Zudem sollten Unternehmen beim nötigen Kosten-Nutzen-Vergleich auch das Thema "Drucken" in die Waagschale werfen.Ob in klassischen Netzwerken oder VDI-Umgebungen: Das Thema Drucken stellt für IT-Abteilungen kein triviales Thema dar. Das Mapping der passenden Drucker, die Bereitstellung und Verwaltung der Treiber, Bandbreitenverbrauch durch Druckdaten, Helpdesk-Calls und der Umgang mit Druckerausfällen oder -problemen sind nur einige der zu berücksichtigenden Aspekte. Etliche Aufgabenstellungen und Herausforderungen beim Drucken verschärfen sich noch, wenn aus PCs virtuelle Desktops werden.
Daraus ergibt sich eine Reihe von Fragen, die ein Unternehmen vorab klären sollte. Was ändert sich bei virtuellen Desktops und wie hilft in diesem Umfeld der Einsatz von Print-Servern? Wie funktioniert die Einbindung von Netzwerk- und lokalen Druckern in LANs und WANs oder die Anbindung von Heimarbeitsplätzen? Was geschieht, wenn Mitarbeiter Tablet-PCs und Smartphones verwenden und auch für diese mobilen Geräte eine Druckfunktion einfordern? Und schlussendlich: Was kostet dies alles?
Unternehmen mit rein lokalem Netz
Einfaches Szenario: Ein Unternehmen, das alle Aktivitäten und damit auch seine gesamte IT in einem Gebäude zentralisiert, will virtuelle Desktops einführen. Die Nutzer bedienen sich beim Einloggen aus einem Pool an Templates und haben keinen individuellen, nur für sich reservierten Desktop zu ihrer Verfügung. Die IT-Abteilung muss also in diesem Fall - bezogen auf das Thema Drucken - dafür sorgen, dass alle Nutzer eines Pools die für sie in Frage kommenden Drucker gemappt erhalten und dass die entsprechenden Druckertreiber zur Verfügung stehen.
Für die lokal angeschlossenen Drucker bieten alle gängigen VDI-Lösungen Client-Drucker-Mapping oder USB-Redirection, die den lokalen USB-Anschluss in den virtuellen Desktop umleitet. Darüber hinaus bieten Citrix Xendesktop mit dem UPD3 oder UPD4 (Universal Printer Driver) sowie VMware View mit der integrierten "Thinprint"-Basistechnik einen universellen beziehungsweise virtuellen Druckertreiber und Komprimierung.
Komplizierter gerät die Situation bei Netzwerkdruckern, wenn das Unternehmen effizient mit "Pooled Desktops" arbeiten will, bei denen sich der Nutzer aus einem Vorrat standardisierter virtueller Desktops bedient. Existiert bereits ein Druck-Server, so kann ihn der Anwender selbstverständlich beibehalten. Doch im Gegensatz zu Desktop-PCs, auf denen die Druckertreiber für die wenigen Drucker des jeweiligen Nutzers bereitzuhalten sind, muss die Administration beim Erstellen des "Golden Templates", von dem alle Desktops eines Pools geklont werden, nun alle potenziell möglichen Drucker bedenken. Dabei bewegt sich die Zahl der zu berücksichtigenden Druckertreiber schnell im drei- bis vierstelligen Bereich.
Natürlich steht auch in diesem Fall "Point and Print" zur Verfügung, also die automatisierte Druckertreiberinstallation. Seit Windows 7 sind dazu keine speziellen Policy-Einstellungen mehr erforderlich, damit auch Nicht-Admins die benötigten Treiber installieren können. Jedoch lässt sich "Point and Print" nur für Druckertreiber verwenden, die mit Windows ausgeliefert werden oder die als von Microsoft signiertes Paket zur Verfügung stehen. Professionelle Drucklösungen bieten in diesem Umfeld zusätzlich zur zentralen Administration eine zentrale Druckertreiberverwaltung an. So lässt sich das in VMware View verwendete Output Gateway auch als virtueller Treiber auf einem PC einsetzen und sorgt durch die V-Layer-Technik für komplett druckertreiberfreie Desktop-VMs. Dabei wird nur der virtuelle Treiber freigegeben und auf alle Desktops gemappt. Die Übersetzung zum echten Herstellerdruckertreiber findet auf dem Print-Server statt, wobei das System die Eigenschaften des Originaltreibers berücksichtigt - ein Ansatz, der auch in klassischen PC-Netzwerken seinen Charme hat.
Unternehmen mit Außenstellen
In Unternehmen mit Außenstellen ist häufig vor Ort ein dezentraler Druck-Server im Einsatz, der die Druckerzuweisungen und das Spooling der Druckjobs übernimmt. Werden Desktops zentralisiert, stellt das Unternehmen diese meist zentral bereit. Für das Drucken bedeutet dies, dass die Druckdaten ebenfalls zentral entstehen. So empfiehlt es sich, die dezentralen Print-Server durch den Einsatz eines zentralen Servers zu ersetzen.
Entscheidend ist, dass die Übermittlung der Druckdaten über eine WAN-Strecke erfolgt. Dort muss die Administration gewährleisten, dass diese Daten den Transfer der Session-Daten nicht behindern - und dies möglichst ohne Investitionen in schnellere Leitungen. Gerade bei virtuellen Desktops werden auch Multimediadaten übertragen, die dann mit den großvolumigen Druckdaten konkurrieren. Die IT muss also dafür Sorge tragen, dass die Druckdaten zum einen komprimiert werden und dass sie sich zum anderen nicht stauen können. Auch wenn viele Nutzer in der Außenstelle gleichzeitig drucken, sollte weder die Session "einfrieren", noch sollte sich die Wartezeit am Drucker verlängern. Als absolut unverzichtbare Maßnahme gelten daher eine verbindungsorientierte Bandbreitenbegrenzung für die Druckdaten sowie der Einsatz intelligenter Komprimierungsalgorithmen.
Unternehmen mit Heimarbeitsplätzen
Arbeiten Mitarbeiter von zu Hause aus, können VDI-Lösungen gegenüber klassischen Netzwerken zweifellos punkten. Der Nutzer "zieht" sich seinen virtuellen Desktop und kann so alle benötigten Anwendungen ohne lokale Lizenzen und Installation an seinem Arbeitsplatz zum Einsatz bringen. Druckt er auf seinem lokal angeschlossenen Drucker, kommt der virtuelle oder universelle Treiber der jeweiligen Lösung zum Einsatz. Aber auch dieses Szenario lässt sich bequem mit Print-Server abbilden. Thinprint beispielsweise bietet dazu das "Virtual Channel Gateway" an, das Print-Server-Daten über den Session-Tunnel zum Benutzer schickt. Die Vorteile einer solchen Lösungsvariante ergeben sich aus dem zentralen Support und der administrationsfreien Unterstützung aller Druckertypen.
Mobile Mitarbeiter
Auch mobile Mitarbeiter können mit Tablet-PCs wie dem Ipad eine VDI-Session öffnen. VMware stellt dazu beispielsweise einen Ipad-Client ab View 4.6 zur Verfügung, Citrix wiederum den Citrix Receiver. Schwierig wird es jedoch immer dann, wenn diese Mitarbeiter ein Dokument drucken wollen. Zwar kann der Mitarbeiter nach dem Einloggen den Netzwerkdrucker nutzen, der ihm als Nutzer zugeordnet ist. Aber gerade im mobilen Einsatz will der Anwender ja einen Netzwerkdrucker vor Ort nutzen - etwa in einem anderen Unternehmenstrakt, in einem Besprechungsraum eines Kunden oder während einer Dienstreise womöglich den Drucker in seinem Hotel. Apples "Airprint" ermöglicht leider kein Drucken aus der Session. Manche Unternehmen behelfen sich damit, per Active-Directory-Suche einen Drucker ausfindig zu machen. Dies hilft aber nur innerhalb des eigenen Netzwerks und ist besonders auf Tablet-PCs schlecht handhabbar.
Einen Lösungsansatz für das Drucken außerhalb des eigenen Unternehmens bietet etwa Cortados "Print to Cloud"-Technik. Der Anwender druckt über den Print-to-Cloud-Drucker in ein persönliches Verzeichnis in der Private oder Public Cloud und startet dann den Ausdruck am Netzwerkdrucker seiner Wahl oder alternativ an einem lokalen Drucker innerhalb eines WLANs. Die Druckaufträge lassen sich mit beliebigen Geräten wie PC, Tablet-PC oder Smartphone auslösen. Dazu ist entweder die Unternehmenslösung "Cortado Corporate Server" oder - auf dem Smartphone beziehungsweise Tablet-PC - die gehostete Cloud Printing App "Cortado Workplace" erforderlich.
Kostenaspekte
Die Kosten für eine VDI-Umgebung mit einer Best-Practice-Druckumgebung, also beim Einsatz eines zentralen Print-Servers, variieren je nach Größe der Umgebung. Ein zentraler Print-Server, der ab einer Größe von etwa 100 virtuellen Desktops empfehlenswert ist, schlägt mit etwa 3.000 Euro zu Buche. Basiert er auf Windows Server 2008 R2, lassen sich über ihn etwa 2.500 Drucker administrieren. Wichtig ist in diesem Fall, dass die Administration für alle im Einsatz befindlichen Drucker auch die passenden 64-Bit-Treiber findet. Setzt das Unternehmen allerdings beispielsweise Thinprint ein, so kann es - selbst partiell - auf Windows 2003 X86 zurückgehen und so auch 32-Bit-Treiber etwa für ältere Drucker weiternutzen. Ein Server auf diesem Betriebssystem stößt bei etwa 1.000 bis 1.500 Druckern an seine Grenzen. Er kann allerdings auch 64-Bit-Treiber mit verwalten.