Denn jede Stadt ist anders und wird vor allem durch teils jahrhundertelang historisch gewachsene Infrastrukturen geprägt. Um diese klüger zu machen, sind individuelle Konzepte notwendig, die enorme Modernisierungskosten mit sich bringen. Dabei fehlt oft schon das Geld zur bloßen Aufrechterhaltung bestehender Strukturen. Hinzu kommt eine Fragmentierung der Anbieter und Standards. Das schafft zusätzliche Sicherheitsrisiken sowie Kompatibilitätsprobleme und auch gefährliche Abhängigkeiten von den Lieferanten der Technik.
Das größte Problem allerdings ist, dass der Hauptprofiteur der von Industrieinteressen geprägten Top-Down-Modelle der städtischen Digitalisierung die Konzerne sind und nicht die Bürger, das eigentliche Herz und wahre Hirn jeder Stadt. Statt ihnen das Leben zu vereinfachen, soll die Smart City ihr Verhalten überwachen und durch Gängelung optimieren, wodurch sie zu tumben Kunden und Konsumenten degradiert werden. Der US-Autor und IT-Experte Adam Greenfield warnt in seinem Buch »Against the smart city« davor, dass durch die damit einziehende Homogenität die Individualität und auch chaotischen Elemente verloren zu gehen drohen, die erst Kreativität und Innovationskraft ermöglichen. Zudem bleibt fraglich, inwieweit sie sich wirklich so gezielt steuern lassen. Die Erfahrung zeigt beispielsweise, dass weniger Staus eher zu einem Wachstum des Individualverkehrs führen werden, als zu einer Stärkung der öffentlichen Nahverkehrsangebote. Auch die viel gelobte Shareconomy funktioniert bisher vor allem in einem Bereich: dem kostenlosen Teilen unserer Daten mit Konzernen, die sie dann gewinnbringend nutzen können.
Damit wird deutlich, dass ein Umdenken gefordert ist, wenn der Traum von der smarten Stadt wirklich wahr werden soll: Nicht die smarte Technik per se löst die Probleme der wachsenden Metropolregionen, sondern ihr smarter Einsatz im Sinne der dort lebenden und arbeitenden Akteure.