Sollte Apple tatsächlich noch dieses Jahr Apple Pay in Deutschland einführen, würde das die Branche auf dem falschen Fuß treffen. Dann müssten als erstes die großen Direktbanken wie DKB, Comdirect und ING DIBA reagieren, wenn sie nicht schon dabei sind – schließlich stehen die Direktbanken besonders unter Druck, da sie ohne Filialen und somit ohne direkten Kontakt nur eine geringe Kundenbindung haben. Die anderen großen Privatbanken dürften in diesem Fall innerhalb weniger Monate nachziehen. Und die Sparkassen und Volksbanken müssten sich entscheiden, wo sie ihre Schwerpunkte setzen: bei Kreditkarten oder bei der Girocard. Bis die Girocard Apple-Pay-fähig ist, könnte jedoch leicht noch ein Jahr vergehen. Lediglich mit außergewöhnlichen Kraftanstrengungen wären auch sechs Monate denkbar.
Die Situation beim Handel sieht demgegenüber deutlich rosiger aus. Hier sind die wichtigsten Voraussetzungen für Apple Pay prinzipiell bereits geschaffen worden. Selbst dort, wo bislang noch kein kontaktloses Bezahlen per Kreditkarte möglich ist, ließen sich entsprechende Maßnahmen relativ schnell umsetzen. Und es ist davon auszugehen, dass trotzt der vergleichsweise geringen Verbreitung von iPhones in Deutschland – der Marktanteil liegt bei knapp 20 Prozent – kaum ein Händler sich den Hype um - sowie das Geschäft mittels – Apple Pay entgehen lassen möchte. Hinzu kommt, dass es durchaus möglich ist, dass die Verbreitung von Apple-Geräten in Deutschland steigt, sobald man mit diesen auch problemlos und schnell bezahlen kann. Die derzeitigen Turbulenzen bei Samsung könnten ebenfalls in die Hände von Apple spielen.
Die größte Hürde für Apple Pay in Deutschland sind also die Banken. Sobald eine Bank sich für Apple Pay entscheidet und alle notwendigen Maßnahmen eingeleitet und umgesetzt hat, dürfte es einen Dominoeffekt geben. Das dieser noch im laufenden Jahr ausgelöst wird, ist jedoch mehr als fraglich. Ein Marktstart in 2017 wiederum ist höchstwahrscheinlich. Und dann werden sich viele Apple-User freuen, dass es bereits entsprechende Support-Webseiten auf Deutsch gibt.