Lars, but not Least

»Sense Mother«: Muttis Totalüberwachung

13. Januar 2014, 17:26 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

»Big Mother is watching You«

Mit dieser Ausstattung kann man dann beinahe alles und jeden beobachten. Bringt man beispielsweise Bewegungsmelder an den Zahnbürsten der eigenen Kinder an, kann man damit ganz einfach nachverfolgen, wie oft und lange sich der eigene Nachwuchs der Mundhygiene widmet. Dementsprechend lassen sich Belohnung und Strafe steuern, beispielsweise indem man das Taschengeld vom regelmäßigen Putzen abhängig macht. Ebenso leicht lässt sich über versteckt angebrachte Temperatursensoren und Bewegungsmelder allerdings auch nachverfolgen, ob die geliebte Ehefrau wieder heimlich die Heizung aufgedreht hat, und ob der Gatte wirklich nur einen langen Bürotag hatte, oder ob er vielleicht doch noch bei seiner geliebten oder am Stammtisch vorbeigeschaut hat. Arbeitgeber könnten damit genau überprüfen, wie oft ihre Mitarbeiter Kaffeepause machen und wer seinen Vormittag auf der Toilette statt hinter dem Schreibtisch verbringt und entsprechende Sanktionen aussprechen.

Die Grenzen zwischen sinnvoller Beobachtung und Ausspähen sind somit fließend und alleine dem Besitzer der Mutter überlassen. Dem Missbrauch als virtuelle Fußfessel sind Tür und Tor geöffnet. Im Handumdrehen lässt sich ein kleines Überwachungsnetzwerk einrichten, das die NSA-Lauscher wie unschuldige Waisenkinder erscheinen lässt. Insofern ist auch die Werbebotschaft »Wer kennt Dich besser als Deine Mutter?« durchaus doppeldeutig zu verstehen. Denn theoretisch lässt sich die Sense Mother so ausbauen, dass sie einen durchaus besser kennt, als die eigene leibliche Mutter – es sei denn, diese steuert das Gerät selbst. Frei nach George Orwell: »Big Mother is watching You«, kann sich damit künftig jeder seinen eigenen Überwachungsstaat im Baukastenprinzip erstellen.


  1. »Sense Mother«: Muttis Totalüberwachung
  2. »Big Mother is watching You«

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